Textdaten
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Autor: Unbekannt
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Titel: Amerikanische Eishäuser
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 12, S. 188–190
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1861
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[188]
Amerikanische Eishäuser.

Auf eine Anfrage über die Aufbewahrung des Eises erhalten wir aus Amerika folgende Mittheilung: Sogenannte Eiskeller, wie in Deutschland, hat man hier nicht; wohl aber Eishäuser, die sich bis jetzt am besten bewährt haben, und vorzüglich deshalb, weil sie sich an jedem beliebigen Orte aufstellen lassen, klein und groß, und sich auch für jedes Haus, welches einen Garten hat, eignen. Am besten wird es sein, ich gebe Dir eine Beschreibung unseren Eishauses in Brattleboro, das vollständig nach hiesiger Art ist. Es ist ganz aus Tannenbretern gebaut, kann aber auch aus jedem anderen Holz, das nicht zu leicht fault, gefertigt werden, und hat doppelte Wände, deren jede nur aus einer Lage Breter besteht. Der Abstand der inneren von der äußeren Wand beträgt circa 16 bis 18 Zoll, und der Zwischenraum ist fest mit Gerberlohe bis unter’s Dach ausgestampft; letzteres ist ebenfalls mit einer Lage Breter gedeckt und dann mit Dachschindeln belegt. Die Breite des gebliebenen innern Raumes beträgt 20 Fuß bei 25 Fuß Tiefe, die Höhe der Wände bis an den Rand des Daches 18 Fuß. Es steht auf der flachen Erde, ohne alle Ausgrabung. Die Oeffnung zur Einbringung des Eises, aus einer einfachen, fest verschließbaren niedrigen Thür bestehend, ist in dem einen Giebel des Daches angebracht. Um das Eis im Sommer bequemer herausnehmen zu können, und auch das Haus im Herbst besser ausräumen und austrocknen zu lassen, befindet sich an der entgegengesetzten Seite, etwa 5 bis 6 Fuß über der Erde, eine andere schmale Thüre, ebenfalls aus doppelten Wänden mit Gerberlohe ausgefüllt. –

Ein Eishaus darf kaum kleiner sein, als das beschriebene, wohl aber viel größer, je nach dem Bedürfniß, so wie auch die Gestalt des Gebäudes nach Wunsch und Belieben geändert werden kann. Die größeren Eishäuser an unsern hiesigen Teichen sind gewöhnlich noch einmal so lang als breit. Eben kehre ich von einer Spazierfahrt zurück, die ich machte, um mir ein größeres Eishaus anzusehen. Die Bauart war dieselbe, wie ich beschrieben, nur war es bei einer Breite von circa 40 Fuß 80 Fuß lang. Die Einrichtung zum Ein- und Ausbringen des Eises war etwas anders, aber besser, als die bei unserem Eishause. Das eine Ende des Hauses war über den Teich hinausgebaut. Eine etwa 3 Fuß breite Oeffnung reichte vom Dache an bis zur Erde und zwar an jeder Seite des Hauses, die eine zum Einbringen, die entgegengesetzte zum Herausnehmen des Eises. (Siehe die Zeichnung.) Das Eis wird in regelmäßigen Stücken in die dem Wasser nächste Oeffnung hineingeschoben, und wie sich nun das Gebäude mit dem [189] Eise anfüllt, wird die Oeffnung mit Querbretern und Füllung zugestellt. Erreichen allmählich die Eisschichten im Hause eine zu große Höhe, um die Oberfläche bequem erreichen zu können, so bedient man sich einer Vorrichtung zum Heben der grossen Eisstücke, bestehend aus einem kleinen Gerüste, das sich vermittelst Rollen und einem Seil vor der Oeffnung heben oder senken läßt. (Siehe die Zeichnung.) – Hinsichtlich der Lage des Eishauses will ich bemerken, daß es am besten ist, dasselbe hart am Wasser anzubauen, mit einem Vorsprung, der noch über die Oberfläche desselben hinausragt. Sollte dies nicht angehen, so kann das Eishaus an jedem andern Orte angelegt werden, wo möglich jedoch frei, nach Norden zu oder unter schattigen Bäumen. – Die wärmste Sonne hat nur geringen Einfluß auf das Schmelzen des Eises, sobald die Wände hinreichend mit Gerberlohe oder im Nothfall auch mit Sägespänen fest angefüllt sind, doch ist Lohe am besten und wird am häufigsten benutzt. Der Boden des Hauses muß ebenfalls mit einer 4 bis 5 Zoll dicken Schicht Lohe bedeckt sein, um gegen die Erdwärme zu schützen. In unserm kleinen Eishause konnten wir stets das Eis von einem Jahre bis zum andern erhalten, und beim Einbringen des neuen Eises fand sich stets noch eine 4 bis 5 Fuß dicke Eislage vor.

Verticaldurchschnitt des Eishauses

Hinsichtlich des Schneidens des Eises wäre zu erinnern, daß die beste Zeit dazu wäre, wenn das Eis seine größte Dicke, also 8 bis 10 Zoll, erhalten hat. Eis, das sich durch Anhäufung von Schnee und Regen auf einer schon vorhandenen Eisrinde gebildet hat, ist schlecht, weil es voller Luftblasen ist, die ein schnelles Schmelzen des Eises befördern, und nicht zur Aufnahme in Eishäuser geeignet; ist man jedoch gezwungen, solches doch zu nehmen, so fege man den Schnee sorgfältig ab und schneide mit einer gewöhnlichen, großzahnigen Schrotsäge regelmäßige, etwa 3 Fuß lange und 2 Fuß breite Blöcke. (Befindet sich auf denselben eine Schneekruste, so läßt sich dieselbe leicht mit einem guten Beil abspalten.) So schnell nun die Blöcke geschnitten werden, müssen solche auch in das Eishaus geschafft und schichtweise verpackt werden; damit diese Schichten vollkommen glatt und eben werden, muß auch der Boden für die erste Schicht ganz eben gemacht sein. Dabei ist erforderlich, daß die Eisblöcke genau so gelegt werden, wie Bausteine, alle Lücken und Zwischenränme müssen mit klein zerschlagenem Eis fest ausgefüllt werden um so viel als möglich alle Luft auszuschließen, worin eigentlich das Geheimniß des Eisverpackens liegt. Ist die erste Schicht gelegt, so lege man die zweite so, daß die Ritzen der erstern damit bedeckt werden, nach Art der Mauersteine. So fülle man das Eishaus bis unter das Dach an, und decke dann die oberste Schicht mit einer dicken Lage Hobelspäne oder Stroh, und schließe das Haus, bevor es anfängt wärmeres Wetter zu werden. Im Sommer nimmt man das Eis durch eine Oeffnung im Dachgiebel heraus und läßt es auf einer schiefen Ebene herunter rutschen, wozu ein angelehntes Bret ausreicht; nach jedesmaligem Herausnehmen ist die obere Schicht wieder sorgfältig mit Hobelspänen oder Stroh zuzudecken. – In genauer Verbindung mit diesen Eishäusern stehen die schon seit Jahren in Amerika eingeführten und bis in die kleinsten Städte verbreiteten Eisschränke und Eiskisten zur Aufbewahrung alles Desjenigen, was im Sommer durch große Wärme leidet oder dem Verderben ausgesetzt ist; namentlich Fleisch, Speisen

Das Eishaus.

a Thüre des Hauses, bb senkrechte Balken, zwischen welchen sich ein Gerüste c zum Heben des Eises auf- und abziehen läßt.

[190] aller Art, Butter, Milch und dergleichen. Das zur Füllung dieser Kühlapparate nöthige Eis läßt sich wohl in größern Städten, welche ihre Eiscompagnien haben und das Eis jeden Morgen ihren Abonnenten in’s Haus liefern, verschaffen, aber nicht in kleinen Orten. In diesen kann man sich nur durch ein eigenes Eishaus helfen oder zur Verminderung der Kosten durch den Zusammentritt mehrerer Familien, welche sich ein gemeinschaftliches erbauen lassen. Da man jetzt auch in Deutschland anfängt (in Leipzig z. B. befindet sich ein Hauptdepot bei Herrn C. F. Jage), sich für diese Kühlapparate zu interessiren und deren große Nützlichkeit einzusehen, so glaubt man auch dem deutschen Publicum einen Dienst zu erweisen durch eine genaue Angabe zur Anlegung von Eishäusern.