Am frühen Morgen
[537]
[548] Am frühen Morgen. (Zu dem Bilde S. 537) Wie schön ist doch die erste Morgenstunde in Wald und Feld! Die spät aufstehenden Sommerfrischler wissen nichts davon und die Bauern achten nicht darauf, sie haben’s nur eilig mit der Arbeit in der Morgenkühle. Aber manchmal verweilt doch eine, wie hier die hübsche Bauerntochter, die um Fünf schon vom Futterschneiden heimkehrt, mit einem Extrabündelchen schmackhafter Kräuter für die Lieblingskuh im Arm, und vor dem Gang zum Stall noch einmal von der Schwelle den Blick zurückwirft nach der Morgenherrlichkeit im Thal. Drüben die Waidwand mit den noch langen Schatten, das Gefunkel in den tausend Tautropfen der Wiese, der blaue Duft über den Bergschrofen, der eine so erquickliche Kühle ausströmt! Mit Worten vermöchte sie’s nicht zu sagen, was sie so vergnügt macht heute morgen, aber der ganzen Haltung sieht man’s an, wieviel Gesundheit und Heimatsfreude dem jungen Geschöpf innewohnt. Die Welt ist so schön, und es freut sie, daß sie auf der Welt ist. Weitere Gründe hat sie nicht – aber kann man sich eigentlich bessere denken?!
Bn.