Am Sophientage
Von jener Weisheit, die vor Gottes Thronen
Verständig, heilig, einig, mannichfaltig,
Rein, freundlich, sanft und klar und doch gewaltig,
Von Anbeginn mitschöpfend durfte wohnen:
Von Sternenheeren tränkt und vielgestaltig
In allem Dinge wirket, lebenshaltig,
Und, wen sie liebt, will überschwänglich lohnen:
Von ihr hast du nicht blos des Namens Schöne,
An ihres Geistes Strahl bist du zu kennen;
Und wenn der seligste der Erdensöhne
Dir in die Augen schaut, die tiefen, frommen,
Fühlt er, daß man Sophia muß dich nennen.
Was nur die Erde Blühendes mag tragen,
In seinen einunddreißig süßen Tagen
Mit warmer Frühlingslust hält eingeschlossen:
An dem auf allen Bäumen Blüthen sprossen,
Die Liljen in die blauen Lüfte ragen,
Und Alles Duft und Licht hat übergossen;
Wie sollte dem die höchste Zierde fehlen,
In dem sich finden alle Lieblichkeiten,
Nein! mitten recht in seinem Heiligthume,
Von wannen alle Schimmer sich verbreiten,
Erwächst dein Name mir, die schönste Blume.