Am Saume des Nachoder Wäldchens

Textdaten
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Autor: unbekannt
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Titel: Am Saume des Nachoder Wäldchens
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aus: Die Gartenlaube, Heft 30, S. 468–471
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1866
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Schlacht bei Nachod
Scenen und Bilder aus dem Feld- und Lagerleben Nr. 5
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Scenen und Bilder aus dem Feld- und Lagerleben.
5. Am Saume des Nachoder Wäldchens.


Da liege ich hier auf der blanken Diele, die nichts weniger als blank ist, und quäle mich vergeblich ab, das kleine Ding von Trommel als Schreibtisch zu benutzen, um Ihnen wieder ein Lebenszeichen von mir zu geben. Gesund bin ich, Gott sei Dank, geistig und körperlich, aber wo ich mich befinde? – in einem böhmischen Dorfe, heißt – ja, wie – eine große Anzahl unaussprechbar zusammengesetzter Consonanten und daran ein itz gehängt. Wenn ich von Dielen sprach, so war dies freilich ein idealisirter Ausdruck, denn erst nach Abräumung einer dicken Schicht vegetabilischer und animalischer Reste stößt man auf Spuren einstiger Holzdielung, und die Merkmale eines Zimmers bestehen einzig in den leeren Löchern für Thüren und Fenster, aber das Dach ist noch heil und so bivouakirt man unter dessen Schutz.

Wir haben wieder viel erlebt, seitdem ich nicht geschrieben. Freilich ist Nachod längst vorüber und die Berichte aller nachfolgenden herrlichen Schlachten sind Ihnen jedenfalls bekannt. Nichtsdestoweniger bleiben selbsterlebte Details stets interessant, zumal sie dazu beitragen, das Räthsel preußischer Schlagfertigkeit zu lösen, die mächtigen Resultate auf factische Motive zurückzuführen. Die kolossalen strategischen Fehler, welche der Feind gleich bei Beginn der Feindseligkeiten beging, stärkten in uns die Zuversicht. Während jeder Tambour bei uns begriff, daß die böhmischen Pässe für uns hätten verderblich sein müssen, zögerte der Feind mit den betreffenden Maßregeln, verließ sich auf seine Spionage und that uns den Gefallen, uns und unsere Führer gering zu schätzen. Die Lehre, den Gegner stets für vollkommen zu halten, war dem Feinde fremd, und dieser Mangel sollte ihm verderblich werden.

Am Abend des 25. Juni hatten wir, das heißt die Avantgarde des alten Löwen Steinmetz, die Pässe nördlich von Nachod mit der äußersten Vorsicht durchschritten, wir glaubten in jedem Augenblick ein vernichtendes Feuer aus irgend einem Hinterhalt, von irgend einem Felsen her zu bekommen. Jeder von uns fühlte den Ernst des Augenblicks, Jeder fühlte den Tod unmittelbar über sich schweben und eine feierliche Stille herrschte in den Reihen. Hing doch von uns das Gewinnen der Pässe, die Sicherheit der Armee ab, und wir waren stolz auf unsere Aufgabe. Wohl mußten unsere Seiten-Patrouillen auf Feinde stoßen, denn alle Augenblicke knatterten Schüsse und jeder Schuß, so glaubten wir, verkündige den feindlichen Ueberfall. Ein prüfender Blick auf das treue Gewehr und entschlossen vorwärts! Aber nichts vom Feinde, außer einigen größeren Patrouillen, die nur einmal mit zwei Geschützen erschienen, von uns aber mit leichter Mühe und ohne Verlust unsererseits verjagt wurden. Endlich detachirten wir und – ich kann es wohl gestehen – ein Stein fiel uns Allen vom Herzen. Begreifen konnten wir das Unglaubliche freilich nicht.

Wir bivouakirten und patrouillirten die ganze Nacht fleißig gegen Nachod und Skalitz hin, ohne vom Feinde etwas Bedeutendes zu entdecken. Die Nacht verging auch ohne besondere Ereignisse. Am nächsten Morgen des 27. Juni stand uns die schwierige Aufgabe bevor, das lange Defilé südlich von Nachod

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Am Saume des Nachoder Waldes.

[470] zu passiren. Würden die Oesterreicher wiederum geduldig zusehen oder uns eine große Falle bereiten? Der ganze Engpaß, eine Straße, auf der kaum zwei Wagen nebeneinander fahren konnten, welche ein Abbiegen von der Straße durchaus unmöglich machte, war dicht gefüllt von einer ganz unabsehbar langen Colonne von Cavalerie, Geschützen, Wagen jeder Art, Infanterie, Munitionscolonnen etc. Nur eine energische Disciplin, wie die preußische, konnte hier Ordnung festhalten und den Marsch ohne Aufenthalt fortsetzen. Allein ein starker Angriff hätte eine Katastrophe herbeiführen müssen, denn an ein Umkehren war gar nicht zu denken. Diese Gefahr verstand jeder unserer Leute zu würdigen, wir brauchten unsere Patrouillen nicht erst darauf aufmerksam zu machen, und so rückten wir, die Avantgarde unter General von Löwenfeld, mit wirklich indianischer Vorsicht weiter. Die braven Siebenunddreißiger und Achtundfünfziger, die fünften Jäger, die ersten Ulanen und vierten Dragoner, Alle fühlten sie sich stolz über die hohe Wichtigkeit der Aufgabe. Plötzlich gingen zwei Dragoner im leichten Trabe vor, bis zum Ausgange, wo sie hielten und sich umschauten. Sie mußten wohl etwas Besonderes bemerkt haben, denn der eine sprengte im Galopp zurück und General v. Löwenfeld ihnen entgegen. Jetzt endlich ist der Moment da! Die Adjutanten fliegen. Zwei Schwadronen gehen im Galopp vor, sie marschiren, so wie sie Platz haben, in Schwadronsfront auf und – richtig, der Kampf ist da. – Ventre à terre fliegen die Dragoner gegen einen überlegenen angreifenden Feind, zwei Schwadronen gegen zwei Kürassier-Regimenter, ein Wagniß, was an Uebermuth grenzt. Dadurch gewinnen wir, fünfte Jäger- und die siebenunddreißiger Füsiliere, Platz. Im heftigsten Dauerlauf hinaus aus dem Defilé und im rasendsten Lauf hinein in ein links der Straße gelegenes Wäldchen. Hurrah, der Feind ist nicht darin, wir haben den Saum, und nun her, treue Zündnadel, jetzt den Cameraden Zeit und Luft geschafft!

Die Schlacht kam zum Stehen und ich gewann Zeit mich umzuschauen. Zudem waren wir auch gezwungen eine kurze Pause zu machen, denn die Läufe unserer Buchsen waren heiß wie ein Ofen und Schweiß, Staub und Pulverschleim klebten uns fast die Augen zu.

Erlassen Sie mir die Schilderung dieses furchtbaren Zusammenstoßes der Reiterschaaren. Die beiden Schwadronen kamen arg in die Klemme und wären sicher zusammengehauen worden, wenn nicht zur rechten Zeit die Zündnadelgewehre unserer Jäger und der Siebenunddreißiger und später noch eine Artillerieabtheilung von zwölf Geschützen – fünfzig feindlichen gegenüber – so wacker unter den Gegnern aufgeräumt hätten, daß nicht nur die Reiter, sondern auch einige der unangenehmsten Geschütze abschwenkten. Die 58er und 37er setzten sich zum Sturme an.

Es war elf Uhr früh, von uns waren bereits etwa sechszehn Bataillone und eine imposante Artillerie im Gefecht. Allein die Oesterreicher waren doppelt so stark. Das ganze Corps Ramming, darunter die eiserne Brigade, vier Jägerbataillone, die Windischgrätzjäger und Kürassiere fochten gegen uns. Sie wollten uns in’s Defilé zurückwerfen und dort vernichten. Wir aber überließen uns wirklich schon einer Art Sicherheit, und obschon wir von ferne her immer neue feindliche Streitkräfte heranziehen sahen, vermochte das nicht unsere momentane Ruhe zu stören. Ueberdies hatten wir Befehl, im Walde zu bleiben und weitere Zuzüge zu hindern. Wir lagen an dem Saume eines herrlichen Eichenwaldes und die prachtvollen alten Bäume gaben uns gastfrei nicht allein ihren Schatten her, sie schützten uns auch vor feindlichen Kugeln; üppige Farrenkräuter bedeckten dicht den Boden und das grüne Volk unserer Jäger fühlte sich so recht eigentlich in seiner Natur. Vor uns eine saftige Wiese und jenseits derselben die Straße nach Neustadt, die wir eben bestreichen sollten. Unterdeß wogte der Kampf fort, ohne daß wir viel sehen konnten, wir hatten uns hinter unseren dicken Bäumen verborgen zu halten, der Feind sollte das Holz für unbesetzt halten und wir mußten uns schon darein fügen, einstweilen nur den Donner der Kanonen zu hören. Unsere Leute streckten sich behaglich auf den weichen Teppich, den die Natur so freigebig ausbreitete, und erfreuten sich an den kärglichen Gaben ihrer Brodbeutel.

Auf dem rechten Flügel unserer Stellung befand sich in dem Saume eine breite Lücke von hohen dichten Farrenkräutern bedeckt. Auf diese Lücke kroch unser Hauptmann auf allen Vieren zu und bog die üppigen Kräuter zurück, um einen Blick in’s Freie zu thun. Wir selbst hatten natürlich zurückbleiben und nur der Hornist, der naseweise Patron, mißbrauchte sein Privilegium, stets in der Nähe des Hauptmanns sein zu müssen, um auch seine Nase aus dem Dickicht hervorzustrecken. Der Hauptmann mußte wohl Wichtiges sehen. Ein zischendes „Pst“ brachte uns auf, Jeder prüfte seine Büchse und gebückt schlichen wir zum äußersten Saum. „Kinder,“ sagt er, „dort auf der Straße kommt feindliche Verstärkung, eine Munitionscolonne, weiter hinten Infanterie, die dürfen wir nicht vorüberlassen. Camerad,“ wandte er sich an mich, „lassen Sie die erste Section Ihres Zuges Explosionspatronen zur Hand nehmen, ich werde es auch thun, nehmen Sie die drei ersten Wagen, ich nehme die folgenden. Wir wollen einige Wagen in die Luft schicken.“ Ein freudiges Gemurmel folgte. Die Sectionen versorgten sich mit Explosionspatronen und mit gespanntester Aufmerksamkeit erwarteten die Jäger Weiteres. Nochmals begab sich der Hauptmann an die Lücke; hinter ihm, die schußbereite Büchse zum Anschlage fertig, die Gruppen seiner Jäger. Die Colonne sollte erst so weit vor, daß ein Umkehren nicht mehr möglich. „Fünfhundert Schritt, Leute, Klappvisir, nehmt volles Korn und haltet mitten auf den Wagen. Bleibt aber gedeckt. Wir wollen ihnen eine Lehre geben. Ihr Andern schießt noch nicht. Und nun, Feuer!“ commandirte er. Die Schüsse weckten das Echo des Waldes und drei Wagen explodiren! Große Verwirrung! Wer hätte geglaubt, auf diese Entfernung! Aber der Feind läßt sich dadurch nicht in Schreck setzen; rasch rasselt eine Batterie gegen uns herbei und im Nu kracht’s und schmettert den eisernen Hagel in die Eichen. „Achtung, Leute, Achtung vor den stürzenden Aesten, das Schießen geht uns nichts an, es gilt den Eichen. Nehmt die Bedienungsmannschaften auf’s Korn. Die Unterofficiere schießen auf die Officiere, die Flügelleute auf den Kanonier, der die Kartäsch einsetzt. Es war eine Freude, wie die Leute ihrem geliebten Hauptmann folgten. „So recht, Leute,“ rief er; „brav geschossen, Schmidt, da liegt er, dem Folgenden eine Warnung. Brav Kerls, diese Kanoniere, thun ihre Schuldigkeit!“

Die Batterie fängt an mürbe zu werden, denn unser Feuer vermindert sich nicht, und ihre Bedienungsmannschaft ist mächtig gelichtet. Da sprengt der Commandeur derselben vor die Front, ein tapferer Officier; er reitet näher zum Saume, um den Feind zu sehen, den noch Niemand zu Gesichte bekam. Ich sehe mir den Mann an. „Hertel,“ sagte ich leise, „Ihre Büchse, ich werde ihn selbst nehmen; Schmidt, nehmen Sie das Pferd, schießen Sie aber unmittelbar nach mir.“ Ein Doppelschuß! Pferd und Mann wälzen sich am Boden. „Hädeke, Sie Sacramentskerl, ich schicke Sie zur Reserve, wenn Sie nicht Ihre schlechten Witze lassen.“ Hädeke wird mäuschenstill, die Drohung wirkt.

Jetzt deployiren drei feindliche Bataillone, und drei lange Linien avanciren im Sturmschritt (tambour battant) auf den Saum los. Jede Compagnie, heißt es, nimmt ein Bataillon, die vierte Compagnie behält die Batterie. „Holla, Jäger,“ rief der Hauptmann, „jetzt gilt’s Ruhe; Hertel, ich behalte Ihre Büchse noch, geben Sie mir Patronen. Sergeant Friedrich und Oberjäger Heinz, nehmen Sie den Commandeur; die Unterofficiere und besten Schützen die Officiere; da wo kein Bajonnet blitzt, da ist ein Officier. Vierhundert Schritt, Leute, erste Klappe, Schulterhöhe.“ Ein mörderisches, ein vernichtendes Schnellfeuer beginnt, fast jede Kugel rafft ihren Mann; aber die braven österreichischen Bataillone wanken nicht, sind ebenbürtige Feinde und entschlossen, uns mit dem Bajonnet zu vernichten. Noch dreihundert Schritt! Plötzlich bei uns das Signal „Gewehr in Ruh“. Kein Schuß mehr. „Teufel, wir werden doch nicht zurückgehen!“ Entsetzliche Stille. „Richtig, sie bringen uns ihre Fahnen,“ meint Hädeke, der selbst in diesem furchtbaren Moment seine Bemerkungen nicht unterdrücken kann.

„Aufgepaßt, Leute,“ ruft der Hauptmann, „herunter die Klappe. Dreihundert Schritt – Standvisir – Brusthöhe – legt an – Feuer! – Geladen! – Brusthöhe – legt an – Feuer! – Geladen!“ Die Salven krachen durch den Wald, die feindliche Batterie speit, wenn auch nur noch spärlich, Kartätschen und Vollkugeln. Dicke Aeste prasseln herab, und unsere Verwundeten werden zurückgeschafft. Die Farrenkräuter sind jetzt mit Blut gefärbt, und zwischen dem Krachen unserer Salven hört man die dumpfe Trommel der stürmenden Bataillone. Der Pulverdampf nimmt die Aussicht, aber der Feind avancirt! Niemand denkt an die Möglichkeit eines Rückzuges. Kurze Pause. Der Dampf verzieht sich. Barmherziger Himmel, ist das der Rest [471] des Bataillons? Die Linie ist nicht mehr halb so lang, aber dicht geschlossen und im Avanciren. Brave Soldaten, diese Oesterreicher namentlich die deutschen Regimenter. „Aufgepaßt, Leute,“ ruft wieder der Hauptmann – „einhundertundfünfzig Schritt, – Standvisir – Bauchhöhe – legt an – Feuer! – Geladen – Bauchhöhe – legt an – Feuer! – Geladen! Heraus jetzt mit dem Bajonnet,[1] flink, ihr Jäger, heraus aus dem Saume und nach dem rechten Flügel fest geschlossen. Bataillon, vorwärts Marsch! Zur Attake Gewehr rechts! Fällt’s Gewehr! Marsch, Marsch! Hurrah!“ Und der Rest der Jäger-Compagnie stürzt sich auf den Rest des stürmenden Bataillons.

Den Kampf mit dem Bajonnet mag ich Ihnen nicht schildern, er ist entsetzlich. Aber in dem Augenblick empfindet man das Entsetzliche nicht, man sprüht eben selber Vernichtung. Der Feind, zu drei Viertel vernichtet und völlig erschüttert, hält den Anprall nicht aus; nach kurzem Kampfe weicht er. Hurrah, Hurrah! ihm nach unsere Jäger. Leider sind die feindlichen Fahnen unerklärlich verschwunden, verschwunden auch die Batterie, die uns so viel zu schaffen gemacht. Auf allen Punkten beginnt der Rückzug des Feindes und wir, die wir die Ehre der Avantgarde gehabt hatten, verfolgten ihn zunächst. Dabei kamen wir wiederum mit demselben Bataillon Siebenunddreißiger zusammen. Wirklich, es giebt bei uns gar keine ausnahmsweise Bravour, denn die höchste Bravour ist bei unsern Leuten ausnahmslose Regel. Wir denken Wunder was geleistet zu haben, da erfahren wir, daß dies eine Bataillon ein Dorf zwei Stunden lang gegen eine ganze Brigade, d. h. gegen sechs tapfere Bataillone, gehalten habe, und bescheiden senkten wir unsere Augen. Dagegen war unser Thun Nichts. Aber kein Neid, eine warme Brüderlichkeit durchzog unsere Herzen, und Füsilier und Jäger umarmten sich, als ob zwei treue Freunde nach langer Trennung sich wiederfänden. In der That wiegen solche Stunden Jahrzehnte auf und bleiben unvergeßlich.

Wir bezogen ein Bivouak gegen Skalitz hin und kamen für diese Nacht zum Gros, um ungestörte Ruhe zu genießen. Mein Herr, eine solche Nacht auf der harten Erde, den blauen Himmel über sich, bedeckt mit dem Palletot, inmitten lieber Cameraden, das Bewußtsein treuer Pflichterfüllung im Herzen, eine solche Nacht, sage ich Ihnen, wiegt alle Gefahren, alle Strapazen auf. Die harte Erde verwandelt sich in weiche Daunen, süßer Schlaf stärkt den erschöpften Körper und der freundliche Traumgott führt uns zu den theuren Unsrigen, die für uns beten und arbeiten.

An diesem Briefe, mein Herr, habe ich zehn Tage geschrieben, meist auf einer Trommel, da ich meist mit Infanterie zusammenlag, zuweilen auf dreibeinigen Tischen. Ob Sie es werden lesen können, weiß ich nicht. Noch weniger weiß ich, ob Ihnen die Sache interessant erscheint. Wenn seitdem auch Großes geschehen, so wird mir das Bild an dem Saume des Waldes stets unvergeßlich sein, und Nachod war das erste bedeutende Gefecht, hier lernte der Feind uns und unsere Waffen kennen, seitdem sind wir „verflixte Preußen“, und ich kann wohl sagen, Nachod bereitete Königgrätz vor.




  1. Die Jägerbüchsen tragen im Schaft an der Stelle des früheren Ladestocks, den wir bekanntlich nicht brauchen, eine starke, dreikantige Klinge, die, herausgezogen, in eine starke Feder springt und dann ein festes, scharfes Bajonnet bildet. – Noch eins. Wenn ich Ihnen die Commandos so genau mittheile, so sehen Sie darin keinen überflüssigen Schlachteneffect, sondern eben nur den Beweis, wie viel auf ein richtiges Commando ankommt. Der preußische Infanterieofficier hat sich fortwährend auf Distanzen einzuüben und die Commandos beim Schießen danach einzurichten. Seine richtige Bemessung trägt viel zur verheerenden Wirkung des Zündnadelgewehrs bei.
    D. V.