Am Nelkenfenster
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Nr. 42. | 1891. | |
Illustriertes Familienblatt. – Begründet von Ernst Keil 1853.
Am Nelkenfenster.
Im kleinen Haus, wo der Wald anfängt,
Das Fenster – soll ich dir’s zeigen?
Das Fenster, das voller Nelken hängt,
Aus dem die Blüthen sich neigen?
Hinter den Nelken da drinnen;
Ein Köpfchen, mit Haaren blond und kraus,
Verloren in Sehnen und Sinnen!
So schauten auch, zwanzig Jahr sind’s bald,
Heraus in das Dorf und den Nachbarwald
Und in die sinkende Sonne.
Dann kam ein Sturm, vom Herbst geschickt,
Ein Sturm von vielen Wochen;
Und ein armes Leben zerbrochen.
Ein schlichtes Kreuz am Friedhof nur
Ist von dem allem geblieben;
Und eine schwache Erinnerungsspur,
Verlorenes Glück – zerbrochene Treu’
Und Leid und Sehnsucht von Jahren –
Wie lang schon sind sie still und scheu
Hinab zu den Todten gefahren?
Und lächelnd grüßt es hernieder; –
Erneut das Glück sich immerfort?
Verjüngt sich alles denn wieder?