Am Kreisfeuer im Bivouac

Textdaten
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Autor: Th. F.
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Titel: Am Kreisfeuer im Bivouac
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 20, S. 639, 642
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1899
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[617]

Am Kreisfeuer im Bivouac.
Nach einer Originalzeichnung von W. Püttner.

[639] Am Kreisfeuer im Bivouac. (Zu dem Bilde auf S. 617.) Ein echtes Stück Soldatenleben aus der Manöverzeit bringt uns dies Bild vor Augen, das wohl in vielen Lesern Erinnerungen an Selbsterlebtes wachrufen wird. Zumal im Bivouac entfaltet sich ja so recht das eigenartige militärische Treiben während jener alljährlichen großen Uebungen, die eine Vorschule für den Krieg sein sollen. Zwar der alte Spruch, daß jedes Ding zwei Seiten habe, paßt auch ganz besonders auf diese militärischen Nachtquartiere „bei Mutter Grün“. Bei schlechtem Wetter, namentlich wenn es schon tagelang regnet, und bei empfindlicher Kälte ist das Bivouac ein gar schlechter Spaß. Ist aber die Nacht mild und trocken, dann bildet es eine wahre Ergötzlichkeit, die sogar eines gewissen poetischen Reizes nicht entbehrt, und dann treibt auch der soldatische Humor seine köstlichsten Blüten. Ist genügende Sicherheit vor dem „Feind“ vorhanden, so gestattet der Bivouacskommandant meist, daß die Leute nach dem Abkochen compagnieweise große „Kreisfeuer“ anzünden. Die Dunkelheit bricht herein, und nun sieht man die aus kreisförmig aneinandergelehnten Scheiten gebildeten Holzstöße überall aufflammen. Die rote Lohe wirft ihre flackernden Lichter auf die ringsum gelagerten Mannschaften und hebt sich grell von dem dunklen Nachthimmel ab. Dann gewährt so ein Bivouac in der That ein überaus malerisches Bild. [642] Und lustig geht’s bei den Feuern zu. Die Leute lachen und singen, plaudern und rauchen, und wenn nun gar der Herr Hauptmann als Belohnung für die bewiesene „Tapferkeit vor dem Feinde“ und die wacker ausgehaltenen Strapazen ein Faß Bier auflegen läßt, dann ist die Freude übergroß. Wenn man im Manöver zum letztenmal unter freiem Himmel nächtigt, dann spielen die Reservisten die Hauptrolle, die ja gleich nach beendeter Uebung entlassen werden, und überall giebt es besondere scherzhafte Bräuche, die bei dieser Gelegenheit geübt werden. Den Mittelpunkt eines jeden Kreisfeuers pflegt eine hohe mit Stroh umwickelte Stange zu bilden, an der oben ein mächtiger Strohkranz befestigt ist. Sie wird wie ein Siegeszeichen mitten in den lodernden Holzstoß gesteckt, und alles sieht dann mit Vergnügen zu, wie die Flammen an ihr hinauflodern. Die demnächstigen Reserveleute pflegen nun vielfach beim letzten Bivouac ihre zinnernen Eßlöffel, die sie ja fortan nicht mehr brauchen, an der in das Kreisfeuer gesteckten Stange zu befestigen; es ist das ein Gegenstück zu dem gleichfalls üblichen „Löffelbegraben“. Während dann das Feuer das Stroh und die Stange verzehrt, ertönen lustige Reservistenlieder in die Nacht hinein, in die auch die noch länger unter der Fahne bleibenden Kameraden fröhlich einstimmen. Th. F.