Am Grabe meines Alfred
So bist Du früh dahingegangen,
Den ewig Schlummernden gesellt,
Mit diesem glühenden Verlangen
Nach jedem höchsten Preis der Welt,
Mit diesem Geist so scharf und klar …
Im Windhauch schauern die Cypressen …
Dahin, dahin auf immerdar!
Wie oft mit meinem Vatersegen
Und sah von späten Lebenswegen
Auf Deiner Jugend Lenz zurück.
Wohl durft’ ich seinen Zauber hüten
Und mehren seiner Freuden Glanz;
Für mich ein jugendfrischer Kranz:
Da klang mir aus dem Neckarthale
Des frohen Sanges Wiederhall,
Das Hoch bei schäumendem Pokale
Und jetzt ... nur Trauerlieder schwingen
Mit schwarzem Flug sich durch die Luft.
Noch einmal blitzen blanke Klingen:
Der Freunde Gruß an off’ner Gruft.
Die schmerzlich das Geschick verklagt;
Mich mahnt der heit’re Blick der Sonne
An Alles nur, was Dir versagt.
Mein Gram umflort, was einst Dir theuer,
Aus dem der Jugend Muth und Feuer,
Der edeln Seele Zauber sprach.
Für alles Große, Gute, Schöne
War Dein begeistert Herz erglüht:
Hell durch Dein innerstes Gemüth.
Doch ach, die selbstgeschaff’nen Lieder,
Sie regten ihre Fitt’ge kaum,
Da rollt die Scholle dumpf hernieder
O, Alles, wächst dem Licht entgegen
Selbst Deines Grabes Zier gedeiht!
Die junge Esche muß sich regen,
Bis sie dem Marmor Schatten leiht;
Entfalten sich von Jahr zu Jahr ...
Starr ruhst Du in der Leichenhülle;
Dahin, dahin auf immerdar!
So ist von mir ein Freund geschieden,
Du fandest allzufrüh den Frieden,
Den scheidend Du mir selbst geraubt.
Um Deine Jugend ward ich ärmer,
Die mir ein doppelt Leben gab! ..
Umschwebt mit müdem Flug Dein Grab.
Rudolf Gottschall.