Am Grabe eines Reichen
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Am Grabe eines Reichen.
Beneide nicht den Reichen,
Auch ihn ereilt das Grab;
Es nimmt das Land der Leichen
Auch ihm die Habe ab.
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Doch seinen Ruhm beneide,Den Ruhm der Menschlichkeit,
Der ihm als Sieg’sgeschmeide
Folgt in die Ewigkeit.
Der in des Lebens Stille
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Mit Epheu ihn geschmückt,Der mit der Gaben Fülle
Der Menschen viel’ beglückt.
Beneidet ihm den Frieden,
Den ihm die Frömmigkeit,
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Sein edles Herz beschiedenIn steter Heiterkeit.
Beneidet ihm die Freude,
Des Nächsten Glück zu sein,
Und seine Augenweide,
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Den Armen zu erfreun.
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Beneidet ihm die Thränen,Die ihm die Dankbarkeit,
Die ihm der Liebe Sehnen
Nun an dem Grabe weiht.
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Beneide ihm die Krone,Die Bürgerkrone ihm,
Ob der an Gottes Throne
Ihn grüßen Cherubim.
Beneidet ihm des Kranzes
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Zum Stern verklärtes Licht,Uns strahlend voll des Glanzes,
Als Stern der Menschenpflicht.
Ehrt ihn, und thut desgleichen
Nach eurer Macht und Kraft;
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Heil! wer an edlen LeichenEmpor zu Gott sich rafft.