Textdaten
<<< >>>
Autor: Ernst Ziel
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Am Grabe Ernst Keil’s
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 35, S. 581–582
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1878
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Ernst Keil
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[581]
Am Grabe Ernst Keil’s.



Der Märzwind rauscht durch Deine Grabeskränze;
     Ich steh’ am Hügelsaum gedankenvoll.
Noch liegt vom Herbst das Laub und Todtentänze
     Nun tanzt es mit dem Wind. In Bangniß schwoll

5
Der Busen mir in diesen Schmerzenstagen:

     Jetzt naht die Wehmuth sich mit sanft’rem Schritt
Und bringt die Thräne mir und läßt mich klagen –
     Millionen weinen meine Thränen mit.

Weiß doch von Deiner Thaten reichem Samen

10
     In preisender Bewunderung die Welt,

Und deutsche Zungen segnen Deinen Namen
     Am Delaware und Nil, am Rhein und Belt.
Wo Ketten lähmten freie Geistesflüge,
     Da funkelte Dein Schwert – der Krieg begann;

15
Es schmückten Dich des schönsten Menschthums Züge:

     Ein Kämpfer warst Du, und Du warst ein Mann.

[582]

Für Freiheit nährtest Du, für Menschenrechte
     Ein unverbrüchlich heiliges Gefühl;
Für alles edel Schöne, mannhaft Echte

20
     Trugst Du das Banner hoch im Schlachtgewühl.

Ein Anwalt warst Du Allen, die da litten
     Bereit zur Hülfe, ohne Falsch im Rath;
Weichherzig fanden Dich der Armuth Bitten,
     Und Keiner bat umsonst, der würdig bat.

25
Und dieses Herz, nun ruht’s im Grabesschweigen;

     Es weht darüber hin der Frühlingswind.
Mir ist’s, als rief ein Gott mir aus den Zweigen:
     „Sieh hin, wie sterblich Eure Besten sind!“
Ich weiß, ich weiß – es wälzt auf blut’gem Raine

30
     Vergänglichkeit ihr ewig rollend Rad,

Und Trost gewährt dem Herzen nur dies Eine:
     Es stirbt der Mensch – unsterblich lebt die That.

Unsterblich auch, was Du vollbracht! Wie Sterne
     Steht eingeprägt in Deines Volkes Buch

35
Und leuchtet in entlegne Zeitenferne,

     Was Gutes Du gewirkt hast, Zug um Zug.
Horch! aus dem Grabesschmuck mit leichtem Flügel
     Schwirrt eine Amsel – Stille sonst und Ruh’ –
Und von dem frischen thaubeperlten Hügel

40
     Trägt sie ein Lorbeerblatt der Sonne zu.


     Im März 1878.

Ernst Ziel