Am Ammersee
Es steht eine Weide am Ammersee.
Die taucht ihr Gezweig in die Fluthen.
„Ade, goldhaariger Schatz, ade!
Nun gilt’s für den König zu bluten.
Wenn die Wasser rauschten im Ammerse,
Und über ein Jahr, wer weiß, bin ich todt –
Ade nun, mein Schatz, ade!“
Sie fuhren noch einmal den See entlang
Die Herzen so weh, die Herzen so bang –
sie kos’ten in Lust und in Leide.
Ab stieß er den Nachen – er schwenkte den Hut:
Da rauschten die Wasser im Ammersee.
Ade nun, mein Schatz, ade!“
Und über ein Jahr ein Reitergrab
Liegt einsam auf fremder Haide.
Es neigt die Zweige darüber herab
Sie seufzt in die Winde – die tragen es fort,
Und die Wasser rauschen im Ammersee:
„Dein Liebster, der schlummert am Haideort –
Ade nun, mein Schatz, ade!“
Sie taucht ihr Gezweig in die Fluthen;
Es thut wohl kein Herzeleid so weh,
Als um Liebe, um Liebe verbluten.
Nun schimmert’s herauf alabasterweiß
„Goldhaarige Stirn, wir umplätschern dich leis –
Ade nun, mein Schatz, ade!“ Ernst Ziel.