Textdaten
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Autor: Friedrich Bernhard Störzner
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Titel: Altstadt bei Stolpen
Untertitel:
aus: Was die Heimat erzählt. Sagen, geschichtliche Bilder und denkwürdige Begebenheiten aus Sachsen, S. 151-153
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Erscheinungsdatum: 1904
Verlag: Arwed Strauch
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Digitalisat der SLUB Dresden und bei Wikimedia Commons
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63. Altstadt bei Stolpen.

In unmittelbarer Nähe Stolpens liegt das Kirchdorf Altstadt. Sein Name lautete in früheren Zeiten Aldestadt, auch Aldinstadt. Der Ort ist ursprünglich eine Stadt und gut befestigt gewesen. Er ist älter als das ehemalige Städtchen Jockrim, das im Jahre 1429 von den Hussiten zerstört und dem Erdboden gleichgemacht wurde. An die Stelle des verwüsteten Städtchens Jockrim trat die heutige Stadt Stolpen. Während Jockrim dem Ansturme der fanatischen Hussiten nicht widerstehen konnte, wies Altstadt mit seinen guten Mauern und tapferen Bürgern die Angriffe der Feinde mit aller Entschiedenheit zurück. Von den ehemaligen Befestigungswerken sind noch deutliche Spuren zu erkennen. Auch den alten Marktplatz kann man deutlich herausfinden. Bei der Erbauung von Häusern ist man wiederholt auf altes Gemäuer gestoßen, das auf die frühere Befestigung Altstadts hinwies. Senff gibt in einer alten Schrift über Stolpen folgende Beschreibung von Altstadt:

Altstadt um das Jahr 1830.

„Das Städtchen hat einen Graben gehabt, davon die Spuren noch übrig sind, Mauern und Quaderstücken, drei Tore, eins nach Dresden, das andere nach Pirna, das dritte nach Stolpen. Der Markt ist viereckig gewesen.“ – Pfarrer Dinter von Stolpen schreibt: „Mitten in einem Kreise von Häusern zieht sich ein freier Raum hin, der einem verfallenen Marktplatze ähnlich sieht und im Volksmunde heute noch (1830) „der alte Markt“ genannt wird.“ – „Über ihn führte bis 1838 die Landstraße von Pirna nach Stolpen. Auf einem tiefeingeschnittenen Wege gelangt man von ihm hinab zu einer Furt durch die Wesenitz, in der große Quaderstücke gefunden wurden, die auf eine ehemalige Brücke hindeuten. Die Anlage der Wege im Orte läßt auch noch deutlich die ehemaligen Gassen der Stadt erkennen. An der nordwestlichen Seite zieht sich eine Vertiefung hin, die unverkennbar durch Menschenhände hervorgerufen ist und einem alten Stadtgraben ähnlich sieht. Sie ist unter dem Namen „der Graben“ Gemeindegrundstück gewesen. Nach Süden zeigten sich auf einem Grundlager von Granit, von graphitartigem Gerölle umgeben, Spuren [152] von Erdaufwürfen, von denen aber die neuere Zeit gar viele ausgeglichen hat.“ – Wann Altstadt seine Stadtgerechtigkeit verloren hat, läßt sich nicht mehr bestimmen. Es wird angenommen, daß solches nach der Gründung Jockrims geschehen sei, das seiner Nebenbuhlerin den Rang abzulaufen wußte. Die Einwohner von Altstadt haben sich von jeher nicht als Bauern und Häusler, sondern als „Erbbegüterte“ und „Erbeinwohner“ bezeichnet und wurden als solche in den früheren Kaufbriefen nur so genannt, auch bei Frondiensten wurden sie vor anderen stets bevorzugt.

Kirche zu Altstadt im Jahre 1904.

Im Jahre 1429 zerstörten die Hussiten auch das der Burg Stolpen nahegelegene Dorf Letzsche, das am südlichen Fuße des Stolpener Schloßberges lag. Die geflüchteten Bewohner wandten sich nach Altstadt und vergrößerten den Ort durch einen neuen Anbau im Tale. Die Grundstücke dieses einstigen Dorfes Letzsche gehören noch jetzt zu Altstadt und führen den Namen „die Letzsche-Felder“.

Am 1. Januar 1559 ging Altstadt mit der Stadt Stolpen in kurfürstlichen Besitz über, nachdem der Ort gegen 150 Jahre unter bischöflicher Gewalt gewesen war. In Altstadt befand sich zur Zeit der Bischöfe ein Vorwerk, das „Tannenfeld“ genannt. Dasselbe verkaufte und vererbte Bischof Rudolf von der Planitz (1411–1427) zum besten der Altaristen der Sankt Barbarakapelle auf Burg Stolpen. Der Kurfürst Vater August von Sachsen verwandelte das Vorwerk zum Teil in ein Forsthaus. Später kamen einzelne Grundstücke in Privathände, einen Teil übergaben die Kurfürsten den Schullehrern von Altstadt zur Benutzung. Der Kurfürst Vater August ließ auf dem Vorwerke auch eine Schäferei anlegen, die aber am 10. August 1724 [153] infolge eines Blitzstrahles eingeäschert wurde. Doch man erbaute dieselbe von neuem. Zur Zeit des Kurfürsten Vater August wird als Besitzer des Altstädter Vorwerkes Barthel von Tolckwitz genannt.

Die Reformation wurde in Altstadt im Jahre 1559 eingeführt. Die Kirche zu Altstadt ist sehr alt. Sie war ursprünglich klein und wurde durch einen Anbau erweitert. Im Jahre 1832 erfuhr das Gotteshaus, das ehemals mehrere Altäre besaß, einen zweckentsprechenden und zeitgemäßen Umbau und wurde dadurch licht und geräumig.

Altstadt wird gewöhnlich eingeteilt in Ober- und Niederaltstadt, die Berghäuser und die Zscheppa.

Die Kriegsstürme sind auch an Altstadt nicht spurlos vorübergegangen. Im Jahre 1813 hatte der Ort zahlreiche Einquartierungen. Beim Abzuge nahmen z. B. die Österreicher alles Vieh mit hinweg. „1866 war Altstadt infolge des 3tägigen Durchmarsches der Elbarmee unter Herwarth von Bittenfeld durch wiederholt geforderte Lieferungen (an einem Tage fünf) von Lebensmitteln entblößt, sodaß man Brot aus Stürza herbeiholen mußte.“ –

In diesem Jahre traten in Altstadt auch die schwarzen Blattern, die angeblich aus Seeligstadt eingeschleppt worden sein sollten, auf. Über 200 Ortsbewohner wurden von denselben ergriffen. – (Vgl. „Neue Sächsische Kirchengalerie“, Band Ephorie Pirna. Seite 567 und 568).[WS 1]

Anmerkungen (Wikisource)