Textdaten
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Autor: Conrad Ferdinand Meyer
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Titel: Alte Schweizer
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aus: Gedichte, S. 135-136
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1882
Verlag: Verlag von H. Haessel
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Google-USA* und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[135]

Alte Schweizer.[1]

Sie kommen mit dröhnenden Schritten entlang
Den von Raphael’s Fresken verherrlichten Gang
In der puffigen alten geschichtlichen Tracht,
Als riefe das Horn sie zur Murtener Schlacht:

5
„Herr Heiliger Vater, der Gläubigen Hort,

So kann es nicht gehn und so geht es nicht fort!
Du sparst an den Kohlen, Du knickerst am Licht –
An Deinen Helvetiern knausre Du nicht!

Wann den Himmel ein Heiliger Vater gewann,

10
Ergiebt es elf Thaler für jeglichen Mann!

So galt’s und so gilt’s von Geschlecht zu Geschlecht,
Wir pochen auf unser historisches Recht!

Herr Heiliger Vater, Du weißt wer wir sind!
Bescheidene Leute von Ahne zu Kind!

15
Doch werden wir an den Moneten gekürzt,

Wir kommen wie brüllende Löwen gestürzt!

[136]
Herr Heiliger Vater, die Thaler heraus!

Sonst räumen wir Kisten und Kasten im Haus –
Potz Donner und Hagel und höllischer Pfuhl!

20
Wir versteigern Dir den apostolischen Stuhl!“


Der Heilige Vater bekreuzt sich entsetzt
Und zaudert und langt in die Tasche zuletzt –
Da werden die Löwen zu Lämmern im Nu:
„Herr Heiliger Vater, jetzt segne uns Du!“


  1. Bei der Thronbesteigung Leo’s XIII. brach im Vatican eine kleine Palastrevolte aus, weil der sparsame Papst den Schweizern das übliche Donativ zurückhielt.