Allgemeine Musikgeschichte. Populär dargestellt von Dr. Ludwig Nohl
Blätter und Blüthen.
Allgemeine Musikgeschichte. Populär dargestellt von Dr. Ludwig Nohl. (Leipzig, Philipp Reclam jun.) „Die Musik ist allgemach eine Macht des Lebens geworden, der sich kein tiefer empfindender Mensch mehr zu entziehen vermag und die in der Kirche wie im Concert, im Theater wie im Hause dem, der sich ihr ernst und innig hingiebt, auch wahre Lebensnahrung spendet.“ Trifft dieser Ausspruch, mit welchem Ludwig Nohl sein oben näher bezeichnetes Werk eröffnet, das Richtige – und er thut es ohne Frage – so muß die Geschichte der Musik ein Gebiet sein, das dem Interesse aller Gebildeten nahe liegt. Wie nahe es ihnen aber liegt, das lernen wir praktisch durch die Lectüre des Nohl’schen Buches. Unser allbekannter Musikschriftsteller, den auch die Leser der „Gartenlaube“ aus so manchem geist- und gemüthvollen Artikel seit Jahren kennen, hat es in der vorliegenden kurzgefaßten Musikgeschichte verstanden, die Entwickelung der Tonkunst seit ihren ersten Anfängen bis auf unsere Tage in reizvoller und anmuthiger und doch lehrreicher und zum Nachdenken anfeuernder Weise zu schildern, ohne dabei einseitigen Parteistandpunkten zu verfallen. Er theilt sein Werk in die vier Hauptabschnitte: „Von den alten Völkern bis zu Sebastian Bach“, „Geschichte der Oper“, „Die Entstehung der Instrumentalmusik“ und „Die moderne Musik“ und schließt dasselbe mit einem Anhange „Die Zigeunermusik“ ab. Ueberall in diesen vier Abschnitten begegnen wir einem gesunden und selbstständigen Urtheile über die Kunst des Tones und ihre auserwählten Vertreter, überall einer klaren und durchsichtigen Darstellung und dem nicht genug anzuerkennenden Streben, einen an sich schwerflüssigen Gegenstand, wie es nun einmal alle Kunstgeschichte ist, populär und farbig zum Vortrag zu bringen und ihn so auch dem einfacheren Leser aus dem Volke zugänglich und verständlich zu machen. Neben den übrigen guten Eigenschaften dieser Nohl’schen „Musikgeschichte“, zu denen wir in erster Linie die Gründlichkeit und Gediegenheit der ihm zu Grunde liegenden Studien rechnen, ist es namentlich dieses Streben nach gemeinverständlicher Darstellung; welches uns das auch äußerlich sehr geschmackvoll ausgestattete Buch unseren Lesern auf’s Beste empfehlen läßt. Goethe nennt einmal in seinen Briefen an Zelter die Musik „die schönste Offenbarung Gottes“. Wie sollte eine Geschichte dieser „Offenbarung“ nicht eine zugleich erbauliche und fesselnde Lectüre bilden?