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Autor: Hans Brass
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Titel: Ahrenshoop, Juli 1944
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Entstehungsdatum: 1944
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Tagebuchauszüge zum Thema Ahrenshoop, Juli 1944
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Einführung

Der Artikel Ahrenshoop, Juli 1944 zeigt die von Stefan Isensee im Rahmen seines Werkes „Ahrenshoop vor und im Krieg“ zusammengestellten Tagebuchauszüge von Juli 1944. Textauslassungen wurden mit [...] gekennzeichnet, eingefügte Erläuterungen von Stefan Isensee in eckigen Klammern kursiv [Erläuterung].

Tagebuchauszüge

[1]
Montag, 3. Juli 1944.     

[1]      Vorgestern Brief von Fritz. Er schreibt von dauernden Kämpfen, bei denen sogar Panzer u. Flugzeuge eingesetzt werden mußten. Es wird von unseren Soldaten geplündert, ehe die Ortschaften niedergebrannt werden, deshalb ist die Ernährung mehr als gut u. reichlich. Gefangene werden nicht gemacht, Ueberläufer werden dem Sicherheitsdienst zur Vernehmung übergeben u. dann doch erschossen. Es scheint, daß wir also nichts gelernt haben u. dieselbe Dummheit machen, wie s. Zt. in Polen, wo man ebenfalls die Zivilbevölkerung drangsalierte, anstatt sie sich zu Freunden zu machen.

     Gestern im Kurhaus beim Mittagessen begrüßte uns Dr. Sinn u. seine Tochter mit deren Mann Syamken. Abends waren Herr + Frau Syamken bei uns. Ich machte eine Flasche Cognac auf, den wir noch von Fritz aus Frankreich bekommen hatten u. dank dieser Anregung entwickelte sich ein lebhaftes Gespräch, das unversehens bis 1/2 2 Uhr Nachts dauerte. [...]

[1]      Mein Engelbild geht der Vollendung entgegen. [...]

[2]
Donnerstag, 6. Juli 44.     

[2]      Gestern habe ich das Engelbild fertig gebracht, es ist sehr schön geworden. Ich zeigte es Dr. Sinn, der zwar kein Sachverständiger ist, dem das Bild aber doch ausnehmend gefiel. Paul, der es heute Morgen sah, hat garkein Verständnis.

     Heute habe ich den ganzen Tag für die Bu-Stu. arbeiten müssen, da durch meine Malerei allerhand in Rückstand geraten war. [...]

[2]
Sonntag, 9. Juli 1944.     

[...] [3]      Vorgestern den Bleistiftentwurf zu neuem Bild gemacht: königlicher Männerkopf. Sehr gut. So Gott will, werde ich morgen damit beginnen. [...]

[3]
Dienstag, 11. Juli 1944.     

[3]      Gestern Abend war Baurat Max Grantz mit seiner Frau bei uns. Er sah sich meine Bilder an u. war überaus begeistert besonders von dem neu angefangenen Bilde, das ich gestern grade mit Farbe angelegt hatte. Es stellt den Kopf eines Fürsten dar u. ist sehr monumental in der Komposition. In der Farbe verspricht es noch schöner zu werden, wie der Engel. [...]

[4]      Von Pfr. Dobczynski bekam ich heute Nachricht, daß er am Freitag zu uns kommen will. Er will mit zwei seiner Ministranten einen Ausflug hierher machen u. wird dann hier eine Messe zelebrieren. Er wird mir dann erzählen, wie der Bischofstag verlaufen ist u. ich werde hören, ob Aussicht dafür ist, daß ich die missio canonica erhalte.

[4]
Freitag, 14. Juli 1944.     

[4]      Heute früh Hochamt. [...]

[4] Die anschließende Unterhaltung mit dem Pfarrer war wie stets sehr anstrengend. Er erzählte von seinen Erlebnissen in der Gemeinde, den Schwierigkeiten usw. [...]

[4] Auch berichtete er vom Bischof, der sehr alt u. müde geworden ist u. sehr trübe in die Zukunft sieht. Es war unter diesen Umständen recht gut, daß wir nicht in Barth gewesen sind, denn es wäre gewiß eine Enttäuschung gewesen. Auch aus der Erteilung der missio canonica ist nichts geworden, da der Bischof gemeint haben soll, es wäre zwecklos, denn die Behörden erkennten dergleichen einfach nicht an. So brachte mir der Pfarrer lediglich eine Bescheinigung von ihm selbst, nach welcher ich offiziell beauftragt bin, innerhalb des Pfarrbezirks den Religionsunterricht an seiner statt zu erteilen.

     Ferner erzählte er von Pfr. Dr. Wachsmann aus Greifswald, der vor einiger Zeit hingerichtet worden ist u. der fast ein ganzes Jahr in Fesseln gelegen hat. Der Bischof hat ihn besucht u. soll sehr tief beeindruckt gewesen sein von der Art, in der Dr. W. das Schicksal trug. – Auch vom Domkapitular Lichtenberg hörte ich nun Näheres. Er ist auf dem Transport verstorben, wahrscheinlich wollte man ihn in ein Konzentrationslager oder in ein anderes Gefängnis bringen. Der kranke Mann wurde mit anderen Gefangenen im Viehwagen transportiert, in welchem es nur zwei Strohsäcke gab. Da er schwer krank war u. Fieber hatte, durfte er auf einem dieser Strohsäcke liegen. In Hof verschlimmerte sich sein Zustand so, daß der SA-Mann, der den Transport leitete, ihn ins Krankenhaus bringen ließ, wo er dann gestorben ist. Der Bischof hat Schritte unternommen, daß er heilig gesprochen wird.

     Der Pfarrer sah sich meine Bilder an u. war, nachdem ich ihm einen kleinen Vortrag gehalten hatte, doch recht aufgeschlossen. [...]

[4] Von Moskau aus werden bereits Richtlinien an die Bevölkerung in Deutschland für den Fall des Einmarsches in Rußland gegeben. Es wird gesagt, man solle ruhig an seinem Wohnort bleiben u. nicht fliehen. Das bezieht sich aber natürlich nicht auf das Hauptquartier des Führers, welches bei Lötzen sein soll. Dort wird man wohl anfangen, die Koffer zu packen. [...]

[5]
Sonntag, 16. Juli 1944.     

[5]      Am Freitag kam Irmingard Wegscheider, um Jens u. Peter zu besuchen. Sie fährt morgen wieder nach Bln. zurück. Sie wollte eigentlich erst Dienstag fahren, aber ab morgen tritt eine plötzlich verfügte, sehr drakonische Reisebeschränkung in Kraft, was sie zur früheren Abreise veranlaßt. Diese Reisebeschränkung, die erst am Tage des Ferienbeginns bekannt gegeben wird, ist wieder einmal ein tolles Stück. Es ist zu erwarten, daß die Sommergäste, welche ab morgen hier erwartet wurden, absagen werden u. die Gaststätten plötzlich leer stehen, nachdem sie alles vorbereitet haben. [...]

[6]
Dienstag, 18. Juli 1944     

[...] [6]      Heute Nacht hatten wir wieder einmal Fliegeralarm. Es war ein Angriff gegen Berlin. Am Vormittag ebenfalls Alarm. Starke, amerikanische Verbände flogen über uns weg. Sie griffen Peenemünde u. Zinnowitz an, wo sich Versuchsanstalten für unsere Geheimwaffen befinden sollen. Peenemünde wurde vor einem Jahre bereits schwer bombardiert wobei viele Wissenschaftler, die sich mit der Herstellung von Geheimwaffen befaßten, ums Leben gekommen sein sollen.

[6]
Mittwoch 19. Juli 1944     

[6]      Heute Vormittag habe ich das dritte Bild vollendet. Martha meint, daß es das Schönste sei, was ich bisher im Leben gemacht hätte. Mir will es auch so scheinen. Ich werde es

„Melchisedech“

nennen, denn es enthält all das Geheimnivolle u. zugleich Monumentale dieser mythischen Gestalt, Priester u. König.

     Ich glaube, als Nächstes werde ich eine „Verkündigung“ malen, – aber zunächst will ich Pause machen. Das Bild hat mich sehr angestrengt. Ich habe Sorge um Pinsel u. habe Dr. Sinn, der sich am Montag verabschiedete, gebeten, er möchte mit Karl Hofer sprechen, der in seinem Sanatorium ein Atelier hat, ob er mir nicht Pinsel verschaffen kann. Auch Otto Wendt habe ich gebeten. Malmittel habe ich neulich von einem jüngeren Kollegen bekommen, sonst hätte ich das auch schon nicht mehr, doch wird auch das nicht mehr lange reichen. [...]

[...] [7]      Eben besuchte mich Frau v. Guttemberg, der Martha gesagt hatte, ich würde ihr meine Bilder zeigen. Sie war sehr entzückt. Ich fragte sie, ob sie mir nicht Pinsel besorgen könnte. In Rostock wird sie dazu keine Gelegenheit haben, doch fährt sie jetzt, wie sie mir sagt, nach Prag, wo sie ausgestellt hat u. sie will versuchen, dort etwas zu bekommen. Dabei ist mir eingefallen, daß Erika Küntzel in Prag wohnt u. möglicherweise etwas für mich besorgen kann.

     Vormittags kam Herr Söhlke zu mir in den Garten, als ich Schoten abnahm. Er erzählte aus Bln. Zur Kriegslage meinte er, daß die Engländer jetzt möglicherweise mit Gas anfangen würden, wenn wir diese planlose Beschießung mit den fliegenden Bomben nicht einstellen. Es würde das in der Tat die einzige Möglichkeit für die Engländer sein, sich dagegen zu wehren, zumal sie ja jetzt mit ihrer starken Luftüberlegenheit am längeren Hebel sitzen. Es ist ein furchtbarer Gedanke. – [...]

[...] [8]      Heute war Deutschmann in der Bunten Stube u. hat zu Martha gesagt, eine Dame sei bei ihm gewesen u. habe behauptet, ich hörte den Auslandssender. Ich werden zu ihm gehen müssen u. fragen, wie es sich damit verhält.

[8]
Donnerstag, 20. Juli 1944.     

[...] [8] Auf den Führer ist im Hauptquartier ein Sprengstoff-Attentat verübt worden. Er soll nur leicht verletzt sein, verschiedene Generale seiner Umgebung sind ebenfalls mehr oder weniger verletzt worden. Das Attentat soll am heutigen Tage verübt worden sein, seltsamerweise ist aber schon gestern die Telephon= und Telegraphenverbindung nach Schweden vierzehn Stunden lang unterbrochen gewesen, ohne daß man einen Grund dafür weiß. – Die Krisenzeichen steigern sich. – Es ist eigentlich sehr auffällig, daß die Tatsache dieses Attentats vom Führerhauptquartier bekannt gegeben worden ist u. nicht verschwiegen wurde. –

     Ich war bei Deutschmann, habe aber nicht erfahren können, wer die Dame war, die diese Bemerkung gemacht hat. Es scheint zwar harmlos zu sein, doch sehe ich, wie ich mich vorsehen muß. [...]

[8]
Freitag, 21. Juli 1944. Morgens.     

[8]      Um 9 Uhr wurde durchgegeben, daß der Führer um 1 Uhr Nachts am Rundfunk gesprochen hat, um dem Volke zu zeigen, daß er lebt. Er hat gesagt, daß eine kleine Klique junger Offiziere unter Führung eines Obersten Grafen v. Stauffenberg eine Verschwörung angezettelt hätte. Es sei eine Bombe zwei Meter neben ihm explodiert u. habe einige Offiziere schwer, andere wie ihn selbst leicht verletzt. Einige der Schwerverletzten seien gestorben. Er selbst habe nur Hautabschürfungen u. leichte Verbrennungen davongetragen. Graf v. Stauffenberg u. andere am Komplott beteiligte Offiziere hätten sich selbst erschossen, andere seien bereits füsiliert worden. Der Führer hat Himmler zum Oberstkommandierenden des Heimatheeres ernannt.

     Bald nach dem Attentat hat der Führer Mussolini zu einer längeren Besprechung empfangen.

     Es ist zu erwarten, daß Himmler nun ein furchtbares Terrorregiment aufziehen wird, noch furchtbarer, als es ohnedies schon der Fall war. –

     Es verdient, festgestellt zu werden, daß dieses Attentat nicht etwa von Kommunisten verübt wurde, auch nicht von Leuten, die etwa vom Feinde gedungen waren, sondern von Offizieren der Armee unter Führung eines Angehörigen des hohen Adelstandes. [...]

[9]      Frau Hoppe erzählte Martha, daß heute Vormittag Frau Siegert in den Laden gekommen sei u. mit der lauten Stimme, die diesem Weibe eigen ist, gesagt hat: Nun wisse man ja endlich, welche Leute es seien, die gegen den Führer arbeiten, u. man müsse sich schämen, daß ein Adeliger darunter sei. Von nun an würde sie jeden, der am Führer oder an der Führung Kritik übe, anzeigen, damit er an die Wand gestellt würde. [...]

[9]
Sonntag, 23. Juli 1944.     

[...] [9]      Gestern Nachmittag habe ich ein kleines Bild untermalt, frühe Astern aus dem Garten. Ich beginne, oder versuche damit etwas Neues, nämlich nicht von einem inneren Gesicht auszugehen, sondern von der Natur, diese dann aber fortzuführen bis zur völligen Abstraktion. Es ist unmöglich, solche Bilder wie den betenden Engel u. den Melchisedech am laufenden Bande zu malen, die Anspannung ist zu groß. Es wäre aber schade, in der Zwischenzeit, bis ein neues Bild in mir entsteht, überhaupt nicht zu

[10] malen. Solche Blumenstücke oder Stilleben sind da eine angenehme Entspannung u. ich denke mir, daß ich grade dabei viel lernen werde.

     Heute zur Andacht war Frl. Sinn, Tochter von Dr. Sinn u. Schwester von Frau Syamken, zugegen. Von ihr hatte Frau Syamken schon im vorigen Jahre erzählt. Die beiden Schwestern vertragen sich nicht, obgleich sie sich sehr ähnlich sind. Frau Syamken aber ist schwarz, während Frl. Sinn blond ist, Frau Syamken fragt nicht viel nach Religion u. Kirche, während Frl. Sinn angeblich sehr fromm sein soll u. sogar irgendwie zu dem holländ. Orden „Der Graal“ gehört haben soll, der vor den Nazis in Dahlem eine, wie man mir erzählt hat, prächtige Villa besaß u. mit seinen recht theatralisch wirkenden farbigen Mänteln in berliner Kirchen einiges Aufsehen machte. Der Orden ist dann wieder nach Holland verschwunden. Frl. Sinn scheint sich aber ganz getrennt zu haben, jedenfalls ist sie jetzt ganz nationalsozialistisch. Sie sagte mir nach der Andacht, sie könne garnicht verstehen, wie Offiziere sich dazu herbeilassen könnten, gegen den Führer ein Komplott zu schmieden. Sie behauptete etwas sehr kühn, daß das einzige Motiv dazu darin liege, daß Adolf Hitler aus kleinen Verhältnissen stamme. Ich habe dem natürlich nachdrücklich widersprochen, bin aber dann sehr zugeknöpft gewesen. Solche Frauen wie Frl. Sinn, die erklärt, sie könne die Haltung der kathol. Kirche dem Nationalsozialismus gegenüber nicht verstehen, können einen heutzutage leicht vom Leben zum Tode befördern.

     Nach dem Essen im Kurhaus kamen Herr + Frau Syamken zu uns. Sie brachten echten Bohnenkaffee mit. Wir saßen auf der Terrasse, leider war es recht windig.

     Gegen 15 Uhr kamen Paul u. Grete mit Inge u. den Kindern, denn Inge fährt morgen wieder ab. Grete bat mich, meine Bilder zu sehen, worüber ich überrascht war. Sie war wohl neugierig, das ist ja eine starke Eigenschaft von ihr. Sie behauptete, großes Verständnis zu haben u. faselte etwas von Walhall u. Götterdämmerung. Inge, die erst etwas später gekommen war, bat mich dann um dasselbe. Ich zeigte ihr die Bilder, als die Alten gegangen waren u. sie benahm sich dabei ganz vernünftig. [...]

[11]
Dienstag, 25. Juli 1944.     

[...] [11]      Das Blumenstück „Astern“ habe ich auf einer Malpappe malen wollen, die ich gelegentlich einmal im Hause gefunden habe, – woher sie stammt, weiß ich nicht. Dieser Malgrund ist aber so miserabel, daß ich den Versuch wieder aufgeben mußte. Ich habe die Naturstudie heute nochmals durchgezeichnet u. streng stilisiert u. habe wieder Aquarellpapier aufgezogen, welches ein wirklich sehr schöner Malgrund ist. Es hat nur den Nachteil, daß sie das Bild nachher leicht wirft.

     Frl. Sinn ist heute abend bei uns eingezogen, da sie im Kurhaus nicht bleiben konnte, weil es dort überfüllt ist. Heute bekam ich eine Vorladung ins Gemeindeamt, Militärpapiere waren mitzubringen. Es wird nun ja am allertotalsten Mobilisiert. Mein Wehrpaß lautet dahin, daß über meine eventuelle Einberufung das Wehrbezirkskommando Stralsund entscheidet. Ich wies den Bürgermeister auf diesen Satz hin, worauf er meinte, daß dann alles in Ordnung sei. Ich zog erleichtert wieder ab; aber man ist eben nie sicher.

[11]
Mittwoch, 26. Juli 1944.     

[...] [12] Heute nachmittag besuchten mich das Ehepaar Winter, Spielleiter aus Neubrandenburg, um meine Bilder zu sehen. Sie schienen sehr entzückt, im Gegensatz zu meinem Kollegen v. Perfall, der vorgestern hier war um sich ein Buch zu leihen. Da ich grade den Melchisedech fertig machte, sah er dieses Bild, ohne jedes Verständnis. Er meinte, daß seiner Ansicht nach ein Bild für Jedermann leicht verständlich sein müsse. Dieser Mann ist Nationalsozialist. Er malt eben für das Volk u. die breite Masse, – das ist klar. Dieser Mann liest deshalb auch nur Kriminalromane. Er repräsentiert das Kulturideal des Nationalsozialismus: alles für das Volk!

[13]
Freitag, 28. Juli 1944.     

[...] [13]      Mein Blumenbild wird morgen fertig werden. Es ist überaus zart u. duftig u. sehr schön, – glaube ich. Die Neuheit eines solchen Vorwurfes hat mir Schwierigkeiten bereitet, doch glaube ich, daß ich sie überwunden habe. [...]

[13]
Sonnabend, 29. Juli 1944.     

[...] [13]      Das Blumenbild heute fertig geworden. [...]

[14]
Sonntag, 30. Juli 1944.     

[...] [14] Einem Gerücht zufolge [15] soll Generalfeldmarschall Rommel bei einem Fliegerangriff schwer verwundet worden sein, man sagt: tödlich. Damit würde indessen sicher kein sehr großes Genie ausfallen, aber ein blinder Anhänger des Führers.

     Verfügungen betr. totale Mobilmachung hat Herr Goebbels bis heute noch nicht erlassen, obgleich er nun schon seit 10 Tagen mit dieser Aufgabe betraut ist. Es wird ihm wohl schwerfallen, etwas Neues zu erfinden. [...]

[15]      Heute wurde mir eine hübsche Geschichte erzählt. Es ist in diesen Tagen vorgekommen, daß bei einer sehr großen Wirtschaftsstelle in Berlin angerufen worden ist, es möge sofort ein Beamter mit einer Rolle Bindfaden nach Wannsee kommen, u. zwar mit dem Auto, denn die Frau des Herrn Wirtschaftsministers sei beim Einkochen von Himmbeeren u. es fehle ihr Bindfaden, um die Gläser zuzubinden. Es mag sein, daß diese Geschichte erfunden ist; aber sie beweist dann doch, was das Volk denkt. [...]