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Autor: Hans Brass
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Titel: Ahrenshoop, Februar 1945
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Tagebuchauszüge zum Thema Ahrenshoop, Februar 1945
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Einführung

Der Artikel Ahrenshoop, Februar 1945 zeigt die von Stefan Isensee im Rahmen seines Werkes „Ahrenshoop vor und im Krieg“ zusammengestellten Tagebuchauszüge von Februar 1945. Textauslassungen wurden mit [...] gekennzeichnet, eingefügte Erläuterungen von Stefan Isensee in eckigen Klammern kursiv [Erläuterung].

Tagebuchauszüge

[1]
Freitag, 2. Febr. 1945.     

[...] [1] Abends riß im Radio die Schnur, welche die Einstellung bewirkt. Paul u. ich nahmen den Apparat auseinander u. es gelang uns, den Schaden durch Einsetzung eines Zirnfadens zu beheben. Ich fürchte freilich, daß das nicht lange halten wird. Da gegen 8 Uhr das Licht versagte u. für den Abend nicht mehr anging, hätte ich gestern abend so wie so Nachrichten nicht mehr hören können. [...]

[2]
Sonnabend, 3. Febr. 1945.     

[...] [2]      Es heißt seit gestern Abend, daß die Lebensmittel=Zuteilungsperiode um eine Woche verlängert werden soll, d.h. also, daß es für eine ganze Woche weder Brot noch Mehl noch sonst irgendwelche Lebensmittel geben wird. Damit steht nun also das Gespenst des Hungers plötzlich unmittelbar vor uns. Möglicherweise bricht damit die ganze Organisation der Lebensmittel=Verteilung in sich zusammen u. es wird jedem überlassen bleiben, wie er sich Nahrung verschafft. Dann können wir, die Herr Hitler mit „Strohköpfe“ bezeichnet hat, sehen, wie wir weiterkommen. – [...]

[3]
Sonntag, 4. Februar 1945.     

[...] [3]      Im Osten stehen die Russen 8 km. vor Küstrin u. 10 km. vor Frankfurt. Sonst scheint sich nichts Besonderes ereignet zu haben.

[3]
Montag, 5. Februar 1945.     

[3]      Gestern am Spätnachmittag kam das Ehepaar Ziel. Beide waren sehr unglücklich über die törichte Abreise ihrer Tochter Marianne, besonders der Mann. Er bemühte sich, sich zu beherrschen, aber er weinte immer wieder. Sie kamen wohl zu uns, um bei uns etwas Trost zu suchen u. baten uns inständig, doch gelegentlich zu ihnen zu kommen.

     Das ganze Dorf ist verrückt geworden wegen dieser Abreise. Alle wollen nun weg u. sind wütend u. erbittert, daß sie nicht fort können. Dazu geht das Gerücht, daß wir alle evakuiert werden sollen, was aber wohl Unsinn ist, denn heute früh wurde drüben bei Saatmann der Lebensmittelverkauf gesperrt, weil heute 120 neue Flüchtlinge hierher kommen sollen. Hoffentlich wird man nicht auch uns welche geben.

     Seit drei Tagen haben wir keinen Telephonanschluß nach außerhalb mehr. Es heißt, die Leitung wäre gestört, aber die Post, die Gemeinde u. die Batterie haben Anschluß, er kann also nicht gestört sein. [...]

[4] Heute scheint die große Konferenz zwischen Roosevelt, Churchill u. Stalin begonnen zu haben.

     Es herrscht große Nervosität. Die Regierung bekämpft jetzt schon den großen Propagandakrieg, der von dieser Konferenz gegen uns ausgehen soll u. das Geschrei ist groß: wir werden niemals kapitulieren, das deutsche Volk von 1945 ist nicht das von 1918, usw. – Diese Abwehr ist gefährlich u. dumm, denn damit gesteht man ja ein, daß wir da stehen, wo wir 1918 standen. – [...]

[4]      Gestern Abend versuchte Paul, mir die „Meistersinger“ nahe zu bringen, jedoch erfolglos. Ich empfinde diese endlosen, gesungenen Dialoge einfach als langweilig.

[4]
Dienstag, 6. Februar 1945.     

[...] [4]      General v. Seydlitz hat wiederum einen Aufruf an Volk u. Wehrmacht von Moskau aus gehalten u. zur Revolution aufgerufen; aber wie sollen wir das? Noch hat Himmler die Waffen in der Hand u. es fehlt an jeglicher Organisation, die noch unmöglich ist. Die Russen haben inzwischen rechts u. links von Küstrin die Oder erreicht u. haben auch im Raume Königsberg einige Fortschritte gemacht [...]

[4]      Von der großen Dreierkonferenz ist nichts zu hören, außer unserer Gegenpropaganda, die sehr nervös ist u. die die Angst erkennen läßt, die unsere Regierung vor einer politischen Aktion dieser Konferenz hat [...]

[4]
Mittwoch, 7. Februar 1945     

[4]      Ueber die Dreierkonferenz wird im Rundfunk gesprochen, aber nicht von amtlicher Regierungsseite. Auch wird nicht gesagt, wo sie tagt.

     Gestern wurde um 1/2 1 Uhr der Strom abgeschaltet u. kam erst gegen 6 Uhr wieder, auch dann nur sehr schwach. [5] Die Folge war, daß bei uns das Mittagessen ausfallen mußte. [...]

[5]
Donnerstag, 8. Febr. 1945.     

[5]      Gestern waren wir den ganzen Nachmittag ohne Strom, der erst um 10 Uhr abends wieder anging. Heute früh ebenfalls ohne Strom, erst 10 Uhr vorm. ging er wieder an. Auf diese Weise hört man kaum noch Nachrichten. Wenn der Strom gänzlich eingestellt werden wird, kann es passieren, daß die Russen eines Tages vor der Türe stehen, ohne daß wir es ahnen.

     Der Bürgermeister von Bromberg u. der Kreisleiter sollen erschossen worden sein, weil sie vor den Russen ausgerissen sind, es ist aber weithin bekannt, daß fast alle Nazi-Bonzen aus dem Osten längst ausgerissen sind. Auch in Königsberg soll es so sein. So auch Herr Johow, der zu Anfang des Krieges hier stets in SA-Uniform herumstolzierte u. auf der Straße alle Männer in Civil anpöbelte, warum sie nicht an der Front wären. Er selbst war allerdings während des ganzen Krieges nie an der Front, sondern er hatte irgend einen schönen Druckposten in Posen. Dort ist er sofort ausgerissen, als die Russen kamen u. nun sitzt er hier herum. Er ist nicht einmal Volkssturmmann bisher gewesen, erst hier ist er, wie ich gehört habe, dazu erfaßt worden. [...]

[5]      Martha hatte gestern Verkauf. Es geht ihr besser. Sie hörte schreckliche Dinge vom Elend der Flüchtlinge aus dem Osten. Die Leute haben oft nichts Anzuziehen, dabei liegt das Gemeindeamt voll von Spenden für das sog. „Volksopfer“.

[6]
Freitag, 9. Febr. 1945.     

[6]      Endlich hat man angefangen, die Stromzufuhr zu regeln. Früh um 7 Uhr wird gesperrt, um 10 Uhr soll es wieder Strom geben, damit man Essen kochen kann, dann wird wieder gesperrt bis 7 Uhr Abends. Aber schon gestern klappte es nicht, indem es erst von 8 Uhr an Abends Strom gab, bis dahin sitzt man im Dunklen. Wir stehen nun eine Stunde früher auf, damit wir vor 7 Uhr früh noch das Frühstück fertig machen können.

Amtlich ist nun von engl. Seite bekannt gemacht worden, daß die Dreierkonferenz tagt, u. zwar "im Raume des Schwarzen Meeres". Eines der engl. Flugzeuge dorthin ist verunglückt, wobei 15 Personen ums Leben gekommen sind, lauter Beamte des auswärtigen Amtes, die zur Konferenz unterwegs waren. Man hat unwillkürlich den Eindruck, als handele es sich um einen Sabotage=Akt u. atmet erleichtert auf, daß es nicht das Flugzeug von Churchill oder Roosevelt war. – [...]

[6]      Vor einigen Tagen erzählte mir Frau Korsch etwas sehr Wichtiges. Ihr Mann hat gute, persönliche Beziehungen zur finnischen Gesandtschaft. In diesen Tagen ist nun ein Finne nach Bln. gekommen u. hat ihm über das Leben dort berichtet. Er hat gesagt, daß es allen Menschen dort sehr gut geht, ja, daß es ihnen seit vielen Jahren nicht mehr so gut gegangen wäre. – Das entspricht genau dem, was ich stets behauptet habe, aber es ist das genaue Gegenteil von dem, was unsere gewissenlose u. verbrecherische Propaganda behauptet. Für diese Halunken darf es natürlich keine anständigen u. gesitteten Russen geben u. es wird in der gewissenlosesten Weise das Blaue vom Himmel gelogen, um im Volke Furcht u. Schrecken vor den Russen zu verbreiten. Lieber sollen die Menschen das grauenvolle Elend eines Flüchtlingsdaseins auf sich nehmen, wobei Tausende elend zugrunde gehen, als daß sie ruhig in ihren Wohnungen bleiben, wenn die Russen kommen. Aber das furchtbare Elend dieser Flüchtlinge ist so groß u. für jedermann sichtbar, daß es jetzt schon viele Menschen gibt, die sagen, sie wollten sich dann lieber von den Russen töten lassen. – Auffällig ist aber, daß seit dieser letzten großen Offensive der Russen keine Gräuelmärchen mehr verbreitet werden.

[7]      Gestern hieß es, daß der Vorsitzende des sog. Volksgerichtshofes Freißler beim letzen Bombenangriff auf Bln. umgekommen sei. Heute schon erzählt man sich, er sei zu Beginn des Angriffs auf dem Wege zum Bunker von unbekannten Männern ergriffen u. aufgehängt worden. Ob das zutrifft, weiß ich natürlich nicht, auf jeden Fall ist er tot u. wenn das Gerücht über seine Todesart auch nicht zutreffen sollte, so zeigt es doch, welche Todesart man im Volke diesem Manne wünscht, der verantwortlich ist für die Hinrichtung von Generalfeldmarschall v. Witzleben u. der anderen Offiziere durch den Strang. –

     Die Zeitung bestätigt heute, daß der SS=Standartenführer u. Polizeipräsident v. Salisch aus Bromberg standrechtlich erschossen worden sei. Der Regierungspräsident Kühn = Bromberg, der Bürgermstr. Ernst = Bromberg u. der Kreisleiter Kampf = Bromberg sind ihrer Aemter enthoben u. einem Bewährungsbataillon eingereiht worden. Dies ist das Werk Heinr. Himmlers. Das Werk des Volkes ist dagegen, daß in Wien zahlreiche Nazi=Bonzen ermordet worden sind. Auch in Bln. sollen mit Freißler auch zwei Generale ermordet worden sein, die für die Hinrichtung v. Witzlebens verantwortlich sind. –

[8]
Sonntag, 11 Febr. 1945.     

[8]      Gestern Abend rief Kpt. Lt. Dr. Krappmann an, ob er kommen dürfe, er habe etwas zu besprechen. – Er kam dann mit seiner Frau. Er wollte sich Rat holen, ob er die Frau mit d. Kindern in die Heimat schicken solle, etwa nach Bamberg, da ihre eigentliche Heimat Schweinfurt ja nicht mehr existiert. Im Bamberg könne sie „vielleicht“ bei einer Freundin unterkommen. Er fürchtet drei Möglichkeiten. Bei eventuellen Kampfhandlungen kann er ums Leben kommen, oder er wird gefangen genommen, oder es gelingt der Batteriebesatzung, sich in Kähnen durchzuschlagen.

     Ich sagte ihm, daß ich diese dritte Möglichkeit für unwahrscheinlich halte, so viele Kähne gibt es hier ja garnicht. Wenn er aber gefangen genommen wird oder fällt, dann ändert sich für seine Frau nichts, ob sie nun in Bamberg ist, oder hier. Andererseits aber ist das Elend der Flüchtlinge furchtbar, denn mitnehmen kann sie nichts u. eine Reise nach Bamberg mit den Kindern ist höchst riskant. Außerdem macht es einen nicht sehr guten Eindruck, wenn die Frauen der Herren Offiziere, die so lange hier waren, jetzt das Weite suchen. Man wird sagen: „Die Ratten verlassen das sinkende Schiff“. Er ließ sich überzeugen u. beschloß, seine Frau hier zu lassen. –

     Wir besprachen dann die möglichen Ereignisse. Er rechnet mit einem Angriff vom Süden aus Rostock, nicht von Stralsund durch den Darss. Im Falle eines solchen Angriffes würde er die Dörfer rechtzeitig warnen, sodaß die Bewohner in den Darss flüchten können. Seine Batterie reicht nicht bis Rostock, sie würde also erst in Aktion treten, wenn einige Panzer von dort her eine Streife durch Fischland u. Darss machen würden. In diesem Falle müßte er natürlich schießen, aber er vertraute mir an, daß die Batterie so wenig Munition besitzt, daß es sich nur um wenige Schuß handeln könne, die dann freilich genügen würden, um alle Fensterscheiben der Umgegend zu zerschlagen. Die feindl. Panzer würden natürlich antworten, doch würde Ahrenshoop davon kaum berührt werden. Möglicherweise würden auch Fliegerbomben geworfen werden, die dann größeres Unheil anrichten würden. Nach dem letzten Schuß würde sich die Batterie ergeben müssen. – Sollte ein Angriff aber doch durch den Darss kommen, so wäre das für Ahrenshoop zwar sehr viel unangenehmer, denn der Ort würde dann zwischen den Fronten liegen, aber die Batterie würde bestimmt nicht in den Ort hineinschießen. – [...]

[9]      Dr. K. erzählte dann noch anschaulich von seiner kürzlichen Italienreise, die ihn nach Venedig geführt hat. Er erzählte ferner furchtbare Dinge von den in Swinemünde angekommenen Flüchtlingsströmen, die er selbst gesehen hat. Die Organisation hat so völlig versagt, daß z.B. ein ganzer Kasernenblock, den die Wehrmacht für die Flüchtlinge geräumt hatte, eine ganze Nacht hindurch leer blieb, während die Flüchtlinge die Nacht in Regen u. Kälte am Hafen zubrachte. Es habe keine Nahrung gegeben, für nichts war gesorgt u. die verzweifelten Menschen machten ihrer Wut Luft durch Reden u. Verwünschungen gegen Hitler u. die Partei. – Er erzählte ferner, daß das ganze Offizierkorps heute gegen Hitler + den Krieg sei u. daß alle Offiziere ungeniert davon sprächen. [...]

[9]      Die Andacht heute war wieder sehr voll, es kommen immer mehr Menschen. Ich sprach über die zu erwartende polit. Entwicklung u. hatte die Freude, daß alle sehr getröstet u. zuversichtlich fortgingen. [...]

[9]
Montag, 12. Febr. 1945.     

[...] [9]      Das K.d.F.=Schiff Wilh. Gustlof ist mit Flüchtlingen aus Ostpreußen vollgepackt auf eine Mine gelaufen u. untergegangen, es sollen etwa 7000 Menschen dabei umgekommen sein, lauter Ostpreußen. [...]

[10]
Donnerstag, 15. Febr. 1945.     

[10]      Gestern Abend begann ich die neue Vortragsreihe über das Lukas-Evangelium. [...]

[10]      Unter den Hörerinnen befand sich auch die junge Frau Sadoni, eine Tochter des Pastors Loeber aus Althagen, die vor 4 oder 5 Wochen einen kleinen Sohn bekommen hat. Bevor sie gestern hierher kam, hatte sie einen Brief von ihrem Mann erhalten, in welchem er ihr mitteilt, daß seine Einheit in Mostar in Jugoslawien eingeschlossen sei. Dieser Brief ist noch mit einem Flugzeug aus dem Kessel herausgekommen. Es sind die sog. Bandentruppen des Marschalls Tito, gegen die sie dort unten kämpfen u. von denen sie nun eingeschlossen sind. Diese Kämpfe dort werden von unserer Seite von je her mit großer Grausamkeit geführt, Gefangene sind prinzipiell erschossen worden, sodaß auch unsere Soldaten nun nichts anderes zu erwarten haben. S. schreibt deshalb an seine junge Frau, daß dieser Brief der letzte sein würde, den sie von ihm bekommen würde. Es war sehr erschütternd, wie diese junge Frau litt. S. weiß noch nicht einmal, daß er Vater eines Sohnes ist. – [...]

[10]
Sonnabend, 17. Febr. 1945.     

[...] [11]      Gestern Abend wie jeden Freitag Erich Seeberg u. nach ihm Frau Partikel, die aus Königsberg hier eingetroffen ist u. von ihrer mühseligen Flucht zu Schiff bis Swinemünde, per Bahn nach Rostock u. dann hierher erzählte. Auch ihr Mann wird bald hier eintreffen, der mit einem anderen Maler zusammen auf dem Fahrrad hierher unterwegs ist. Von ihr hörte ich auch, daß Prof. Marks – Althagen letzthin in Putnitz zur Ausbildung als Volkssturmmann gewesen ist. – Sonst aber war Frau P. entsetzlich langweilig wie immer [...]

[11]
1. Fastensonntag, 18. Febr. 1945.     

[...] [12]      Die Andacht heute war wieder voll besetzt, meine Ansprache war aber sehr ernst. Ich sprach von der Verantwortung, die wir alle am Zeitgeschehen tragen u. an unserer Verpflichtung zur Sühne.

[13]
Sonnabend, 24. Febr. 1945.     

[13]      Gestern ein sehr interessanter u. inhaltsreicher Brf. v. Fritz [...]

[13] Er ist jetzt im Schwarzwalde, im „Höllental“, welches ja wohl in der Gegend von Freiburg zu sein scheint. Er schreibt, daß die Fahrt von Badenweiler dorthin sehr mühsam gewesen sei, weil kein Benzin vorhanden ist. Hinter Freiburg, also wohl südlich? – lag er 3 Tage auf der Straße fest, bis er mit 4 Pferden aus Ziel gebracht worden ist. Auch die anderen Fahrzeuge seiner Einheit stehen überall herum u. können nicht weiter, aber Fritz selbst ist nun wenigstens vorläufig in Sicherheit. –

     „Freiburg sieht schrecklich aus“, schreibt er. Die Verluste der Zivilbevölkerung werden auf 20000 geschätzt. [14] Alles ist überfüllt u. der Raum ist knapp. Sein bisheriges Regiment ist nun aufgelöst worden. Der Reg=Stab u. die Stabskompanie sollen zum Volkssturm kommen, alles übrige zur 16. Inf-Division. Die San.=Staffel, mit dem Stabsarzt 9 Mann, gehören zum Regimentsstab. Wo u. wie dieser Volkssturm eingesetzt werden soll, ist noch nicht bekannt. [...]

[14]      Fritz schreibt, daß die Desorganisation dort einfach toll sei u. daß man sie auch nicht mehr vor der Bevölkerung verbergen könne. Alles ist vollgestopft mit Flüchtlingen, dazu militär. Einquartierungen, kein Benzin für die Autos, kein Hafer für die Pferde. Alles das sind also nicht mehr zu verbergende Zeichen beginnender Auflösung. [...]

[14]      Gestern Abend wie gewöhnlich am Freitag Erich Seeberg. Sein Schwiegersohn, Dr. Schimpf, ist bei dem letzten schweren Luftangriff auf Dresden, der nun auch diese schöne Stadt in Trümmer gelegt hat u. der ungeheuer viele Opfer gekostet haben soll, weil die Stadt mit Flüchtlingen überfüllt war, verwundet worden. [...]