Textdaten
<<< >>>
Autor: Friedrich Bernhard Störzner
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Abgott Flinz
Untertitel:
aus: Was die Heimat erzählt. Sagen, geschichtliche Bilder und denkwürdige Begebenheiten aus Sachsen, S. 406–407
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1904
Verlag: Arwed Strauch
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer: {{{ÜBERSETZER}}}
Originaltitel: {{{ORIGINALTITEL}}}
Originalsubtitel: {{{ORIGINALSUBTITEL}}}
Originalherkunft: {{{ORIGINALHERKUNFT}}}
Quelle: Digitalisat der SLUB Dresden bei Wikimedia Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[406]
174. Abgott Flinz.

Im romantischen Spreetale nördlich von Bautzen befindet sich bei dem Dorfe Oehna ein Felsvorsprung. Denselben nennt man seit den frühesten Zeiten den Abgott Flinz. Hier soll, wie die Sage berichtet, ein sorbisches Götzenbild gestanden haben, Flinz genannt. „Anno 1116 setzten die Inwohner um diese Gegend, welche Mittel-Wenden, ihren Abgott Flyns.

Bautzen, St. Michael.

Dieser stund in der Spree auff einem Fußsteine, war gestalt als ein Todt mit einem langen Mantel, hatte in der Hand einen Stab mit einer Feuer-Blase oder Kessel, und auff der linken Schulter einen aufgerichteten Löwen, der sie erwecken sollte, wenn sie stürben.“ – (Chronik von Christian Heckel, 1713)!

[407] Es bestand dieses Götzenbild, zu dem die heidnischen Sorben und Wenden wallfahrteten, aus einer steinernen Menschenfigur und aus einem Löwen von Gold. Die Menschenfigur hielt in der Hand eine große Schale. In derselben wurde bei besonderen festlichen Gelegenheiten von den heidnischen Priestern ein Feuer angezündet, das weithin seinen Schein verbreitete. Dann kamen die Bewohner der Umgegend herbei und opferten dem Flinz. Gleichzeitig brachten sie den hier weilenden Priestern reiche Geschenke dar. Die Priester hatten in der Nähe des Abgottes Flinz ihre Wohnstätten. In Felsenkellern bei Oehna hielten die Priester sich auf. Hier brachten sie auch ihre Schätze unter, die noch heute in jenen Felsenkellern ruhen und auf die Stunde ihrer Erlösung warten sollen.

Das Götzenbild des Flinz ließ im 12. Jahrhunderte der Erzbischof von Magdeburg vom Felsen hinab in die Spree stürzen, die hier sehr tief ist. Dort unten liegt es noch jetzt und ruht auf dem Grunde der Spree. Wenn die Sonne hier hell auf das Wasser scheint und darin sich spiegelt, dann erblickt man das glänzende Bild des Flinz. Verschiedene Umwohner haben es versucht, das versunkene Götzenbild zu heben, aber vergebens. Der Grund der Spree ist hier so mit Felsblöcken und Balken bedeckt, daß niemand zum Götzenbild gelangen kann. – Nach einer anderen Sage soll das Götzenbild von den Deutschen in die Spree geworfen worden sein. Sie gönnten den Wenden nicht das viele Gold, aus dem das Götzenbild hergestellt war. Ueber die Zerstörung des Abgottes „Flyns“ schreibt Christian Heckel 1713 folgendes:

„Da zog Hertzog Luder und Bischoff Adelgotus
zu Magdeburg hin und verstöreten den
Abgott aufs neue. Anno 1124 hat Lotharius II.
den Abgott vollends zerstört und aufs
Land den Adel, und in die Städte Handwerker
und gemein Volk mit allerhand christl.
und deutschen Einwohnern gesetzet.“ –

Unter dem Flußbette der Spree beim alten Abgott befindet sich ein großes Gewölbe. In diesem sind die verschiedenen Opfergeräte der alten heidnischen Priester aufbewahrt. Unter diesen befinden sich viele goldene und silberne. Von diesem Gewölbe aus gehen Gänge bis unter das Dorf Oehna. Einst versuchte es ein Mann aus dem nahen Dorfe Oehna, ein kühner Schwimmer, in die unterirdische Schatzkammer der Priester des Flinz einzudringen. Jedoch das Licht verlöschte wieder und immer wieder. Der Mann mußte unverrichteter Sache nach oben gehen. –

Das Götzenbild bei Oehna stand in gar großem Ansehen. Viele von den Andächtigen, die sich hier versammelten, mußten zur Sühne vom Flinzfelsen aus bis zum „Tschernyboh“ oder „Czorneboh“ auf den Knieen rutschen. Dann erst konnten sie Vergebung ihrer Sünden erwarten. – Reiche Opfergaben an die heidnischen Priester konnten die Büßenden von dem Knierutsch nach dem Czorneboh befreien. Der Gott Flinz soll aber auch heute noch alljährlich seine Opfer fordern und zwar Menschenopfer. Schon oft ist es vorgekommen, daß hier am Abgotte Flinz beim Baden in der Spree Leute ertrunken sind. Dann heißt es: Flinz wollte sein Opfer haben! –

Eine Straße in Bautzen führt zur Erinnerung den Namen Flinz Straße.