Abendstunde
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Abendstunde.
Aus dem Tannenwald am Berge
Tritt die Nacht im sammt’nen Kleid,
Rafft es auf mit güldnen Spangen,
Kosend schmiegt um Stirn und Wangen
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Sich ein blitzendes Geschmeid.
Rieselnd trägt sie ihre Schleppe
Ueber Blätter, Moos und Stein,
Breitet segnend ihre Hände
Auf das dämmernde Gelände:
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„Träume nun und schlummre ein!“ –
Feierlich hebt eine Glocke
Tief im Thal zu läuten an…
Selig, wer zu dieser Stunde
Noch mit schuldlos reinem Munde
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Um den Schlummer beten kann.