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Artikel „Zwirner, Ernst Friedrich“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 55 (1910), S. 426–427, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Zwirner,_Ernst_Friedrich&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 23:49 Uhr UTC)
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Zwirner: Ernst Friedrich Z., Architekt wurde am 28. Februar 1802 zu Jakobswalde in Schlesien als Sohn eines Hüttenbeamten des Fürsten von Hohenlohe geboren. Auf dem Gymnasium zu Brieg vorgebildet, besuchte er bis zum Jahre 1821 die Bauschule zu Breslau und setzte seine Studien an der Bauakademie in Berlin fort. Schinkel nahm sich seiner besonders an und beschäftigte ihn seit dem Jahre 1828 bei der Oberbaudeputation. Im Jahre 1829 finden wir ihn bei dem Wiederaufbau des nach Schinkel’s Plänen aufgeführten Rathhauses in Colberg thätig, dann bis zum Jahre 1833 in seiner früheren Stellung in Berlin. Im Mai desselben Jahres siedelte er nach Köln a. Rh. über, um an Stelle des verstorbenen Bauinspectors Ahlert seit dem 14. August als königlicher Bauinspector die Leitung der Domarbeiten zu übernehmen. Sein Werk war die Organisation der Bauhütte, die bildnerische Ausschmückung des Domes, die Wiederherstellung des Chores und die Aufstellung eines Kostenanschlages über die Vollendung des ganzen Auf- und Ausbaues des Domes. Sein Project, für das er durch seine Schrift: „Vergangenheit und Zukunft des Cölner Dombaues“ (Köln und Aachen 1842) eintrat, fand die Billigung des Königs Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, der einen jährlichen Zuschuß von 50 000 Thaler bewilligte. Nachdem schon am 4. September 1842 der Grundstein zum Südportal gelegt worden war, konnte am 14. August 1848, dem sechshundertsten Jahrestage der ersten Grundsteinlegung, das bereits bis zur Höhe der Einwölbung aufgeführte Längsschiff eingeweiht werden. Z., der in dem „Cölner Dombaublatte“ (1842–1854) regelmäßig über die Fortschritte des Baues Bericht erstattet hatte, erlebte noch die Bedachung des ganzen Domes und die Vollendung des Thürmchens über der Kreuzung des Lang- und Querschiffes (15. October 1860). Nur der Ausbau der riesigen Thürme blieb seinen Nachfolgern vorbehalten. Seit dem 9. Mai 1842 zum Regierungs- und Baurath ernannt und am 22. Juli 1853 zum Geheimen Regierungs- und Baurath befördert, erhielt Z. alle erdenklichen Orden und Auszeichnungen. Trotz seiner angestrengten Thätigkeit am Dombau fand er noch Zeit zu anderweitigen Arbeiten. Er wurde der Erbauer der Apollinariskirche in Remagen (1839) (vgl. darüber das Cottasche Kunstblatt vom 31. Januar 1843, S. 34) und des Schlosses des Grafen Fürstenberg in Herringen, er leitete den Wiederaufbau des Schlosses Argenfels am Rhein und den Bau des Schlosses Moyland bei Cleve und führte den neuen Chor der Schweriner Schloßkirche im gothischen Stile durch. Sein letztes Werk war die Synagoge zu Köln a. Rh. Aber auch für die Kirchen zu Elberfeld und zu Mühlheim a. Rh. und zahlreiche kleinere Kirchen- und Privatbauten im Rheinland nahm man seinen Rath in Anspruch. Auf seinen Einfluß war es zurückzuführen, daß nicht Semper, sondern dem Engländer Geo. Gilbert Scott die Ausführung der Nikolaikirche in Hamburg übertragen wurde. Sein Fleiß war so groß, daß seine Freunde ernstlich behaupteten, er habe sich zu Tode gearbeitet. Er starb am 22. September 1861 und wurde auf dem Friedhofe zu Melaten in einer eigenen Grabstätte auf Kosten der Stadt Cöln beigesetzt. Seinen Zeitgenossen und insbesondere seinen Cölner Mitbürgern erschien er, wenn auch nicht ohne Ausnahme, die namentlich von August Reichensperger und seinem Anhang repräsentirt wurde, als ein Meister seinet Kunst, der sich [427] selbst im Dom ein großartiges Denkmal gesetzt hätte. Die Gegenwart, die sich in allen Restaurationsfragen ziemlich skeptisch verhält, schätzt seine Verdienste geringer ein und wirft ihm sogar vor, daß er die Gothik habe besser verstehen wollen wie die alten Meister und ihre Formen durch willkürlich verbesserte ersetzt habe.

Kunstblatt 1843, Nr. 9, S. 40; Nr. 26, S. 115; Nr. 64, S. 266; Nr. 83, S. 344. 1841, Nr. 80, S. 386. 1842, Nr. 2, S. 7; Nr. 21 S. 81; Nr. 72, S. 287. 1844, Nr. 35, S. 145; Nr. 54, S. 228; Nr. 56, S. 239 fg; Nr. 95, S. 399; Nr. 105, S. 439. – Allgemeine Zeitung Augsburg 1861, Nr. 271, S. 4411 und Nr. 274, S. 4469–4470. – G. K. Nagler, Neues allgemeines Künstlerlexikon. 22. Bd., München 1852, S. 360–362. – Illustrirte Zeitung. Leipzig 1848, Bd. 11, S. 224. – 1853, Bd. 21, S. 261. – 1880, Bd. 75, S. 273 und 274. – Ernst Förster, Geschichte der deutschen Kunst. Leipzig 1860, 5. Theil, S. 414/415. – A. Hagen, Die deutsche Kunst in unserem Jahrhundert. Berlin 1857, S. 263 und 268. – Leonhard Ennen, Der Dom zu Cöln. Cöln und Neuß, S. 81 fg, – August Reichensperger, Zur neueren Geschichte des Dombaus in Cöln. Cöln 1881, S. 6 und 43 u. a. a. O. – Frz. Theod. Helmcken, Der Dom zu Koeln. Cöln 1894, S. 27, 28 und 58. – Cöln und seine Bauten. Festschrift. Cöln 1888, S. 197. – G. Ebe, Der deutsche Cicerone. Architektur 1, 2. Leipzig 1897–1898 (Register). – Cornelius Gurlitt, Die deutsche Kunst des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin 1899, S. 264, 445 und 472.