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Artikel „Zwicker, Petrus“ von Herman Haupt in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45 (1900), S. 535, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Zwicker,_Petrus&oldid=- (Version vom 27. November 2024, 05:45 Uhr UTC)
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Zwicker: Petrus Z., aus Wormditten in Preußen, Inquisitor, begegnet zuerst als Schulrector in dem damals böhmischen Zittau, tritt 1381 in das benachbarte Cölestinerkloster auf dem Oybin ein und bekleidet seit 1395 gleichzeitig das Priorat dieses Klosters und das Amt eines Provinzials der deutschen Cölestinerprovinz. Um 1390 übernimmt er, vermuthlich auf einen vom päpstlichen Stuhle und von König Wenzel ausgegangenen Auftrag hin, zusammen mit dem Priester Martin von Prag die Verfolgung der deutschen Waldenser, der er sich lange Jahre hindurch in ebenso energischer wie erfolgreicher Weise widmete. In Böhmen, Oesterreich, Ungarn, Steiermark, Pommern, Brandenburg, Thüringen hat er den waldensischen Gemeinden nachgespürt, Tausende von Anhängern der Secte vor sein Gericht gezogen und theils zur Abschwörung ihres Glaubens gezwungen, theils dem Scheiterhaufen überliefert. Wesentlich seiner Thätigkeit ist es zuzuschreiben, daß das Waldenserthum, das am Ende des 14. Jahrhunderts in einzelnen deutschen Landschaften die katholische Kirche geradezu zu überflügeln drohte, durch die Verfolgungen der Jahre 1390–1410 seiner Organisation und seiner Führer beraubt, und daß damit auf lange hinaus weiteren Fortschritten der waldensischen Propaganda ein Damm entgegengesetzt worden ist. Aus Zwicker’s Inquisitionsarchiv hat sich eine Reihe von Actenstücken (Untersuchungsprotocolle, Urtheilssprüche, Verzeichnisse und Widerlegungen von waldensischen Glaubensartikeln u. A. m.) erhalten, die von Gretser, Preger, Wattenbach, Döllinger und dem Unterzeichneten bekannt gemacht worden sind. Besonders bemerkenswerth ist darunter ein zu Ende des Jahres 1395 erlassenes Manifest, worin Z., der damals die Rache der durch zahlreiche Hinrichtungen erbitterten oberösterreichischen Waldenser zu fürchten hatte, dem Papst, dem gesammten Clerus, den weltlichen Fürsten und speciell den österreichischen Herzogen die von Seite des Waldenserthums drohenden Gefahren schilderte und zur energischen Unterdrückung der Ketzerei aufforderte. Die Mahnung blieb nicht erfolglos, und gelang es Z. in den folgenden Jahren unter ausgiebiger Unterstützung der österreichischen Herzoge und durch massenhafte Hinrichtungen der überzeugungstreuen Ketzer den Widerstand der Waldenser niederzuwerfen. Bis zu seinem zwischen 1405 bis 1415 erfolgten Tode blieb Z. auf seinem Posten; im Kloster Garsten bei Steyer, seinem langjährigen Standquartier bei Verfolgung der österreichischen Waldenser, fand er seine letzte Ruhestätte.

H. Haupt, Waldenserthum und Inquisition im südöstlichen Deutschland (1890) S. 57 ff., 82 ff. und die dort angeführten Quellen.