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Artikel „Zschiesche, August“ von Heinrich Welti in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45 (1900), S. 445–446, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Zschiesche,_August&oldid=- (Version vom 26. April 2024, 12:51 Uhr UTC)
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Zschiesche: August Z., gewandter, über fünfzig Jahre in seinem Berufe mit Erfolg thätiger Opernsänger, wurde am 29. März 1799 in Berlin geboren und starb ebendaselbst, wo er auch den besten Theil seiner Lebens- und Schaffenskraft verzehrt, am 7. Juli 1876. Früh regte sich in ihm das Sängertalent und am 24. November 1809 betrat er in Weigl’s Singspiel „Das Waisenhaus“ als Waisenmädchen zum ersten Mal die weltbedeutenden Bretter. Als seine Stimme mutirt hatte, sang er eine Zeit lang Tenor, bis nach einer Aufführung [446] der „Claudine von Villa Bella“ von J. Ch. Kimlin[1] (1818), worin ihm eine besonders hoch liegende Rolle zugewiesen war, seine Stimme sich in wenigen Tagen in einen tiefen Baß verwandelt. Ein halbes Jahr nach diesem Ereigniß sang er dem Berliner Intendanten Brühl die Arie des Sarastro vor und wurde mit 12 Thalern Gehalt als Chorist bei der kgl. Oper angestellt. Aus dieser untergeordneten Stellung schied er bald, um in Pest, wo der berühmte Tenor Babnigg ihm ein bewundertes Vorbild wurde, sich nach kurzem zum hervorragenden Sänger zu entwickeln. Ende des Jahres 1826 kehrte er in die Heimath zurück und fand zunächst am Königstädtischen Theater, von 1829 ab am königlichen Opernhause ein großes Wirkungsfeld. Am 24. November 1859 feierte er hier noch in voller Rüstigkeit sein fünfzigjähriges Sängerjubiläum und trat erst im Herbst 1861 in den Ruhestand. Sein Rollenverzeichniß, das Ledebur mittheilt, deutet auf große gesangstechnische Fertigkeiten und schauspielerische Gewandtheit. Er sang Sarastro und Osmin, Comthur, Masetto und Leporello, Caspar und Lysiart. Er war der erste Berliner Czar in Lortzing’s Meisteroper und die deutsche Operngeschichte hat ihn als den ersten Falstaff Nicolai’s (9. März 1849) zu nennen. Trotz seiner großen Bühnenthätigkeit vermochte er auch als Oratoriensänger sich ein bedeutendes Ansehen zu schaffen und in den Annalen der Berliner Singakademie spielt sein Name drei Jahrzehnte hindurch eine große Rolle. In der Bühnenerinnerung lebt er als ein in allen Sätteln gerechter, nicht nur den Ton sondern auch das Wort vortrefflich behandelnder Sänger und von seiner erstaunlichen musikalischen Treffsicherheit werden heute in Berlin noch Geschichtchen erzählt.

Ledebur, Tonkünstler-Lexikon Berlins, S. 677 f. – Leipziger allgemeine musikalische Zeitung Jahrgang 1827 ff. – Eine Charakteristik Zschiesche’s aus der ersten Zeit seines Berliner Wirkens bietet die von A. B. Marx begründete „Berliner allgemeine musikalische Zeitung“ V, S. 250 f.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 446. Z. 1 v. o. l.: Kienlen. [Bd. 45, S. 677]