ADB:Zippe, Franz Xaver Matthias

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Artikel „Zippe, Franz Xaver Matthias“ von Karl Alfred von Zittel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45 (1900), S. 358–359, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Zippe,_Franz_Xaver_Matthias&oldid=- (Version vom 16. Oktober 2024, 08:32 Uhr UTC)
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Zippe: Franz Xaver Mathias Z., Professor der Mineralogie an der Universität in Wien, ist am 15. Januar 1791 zu Falkenau bei Böhmisch-Leipa gehoren; er studirte in Prag Medicin und Naturwissenschaften, wurde 1819 Adjunct der Chemie am ständischen technischen Institut in Prag, dann Custos der mineralogischen Sammlung an dem neu errichteten vaterländischen Museum [359] und 1835 Professor der Naturgeschichte und Waarenkunde an der ständischen technischen Lehranstalt und Realschule. 1849 wurde Z. mit der Organisation der Bergschule in Pržbram betraut, aber schon 1850 als Nachfolger von Mohs als Professor der Mineralogie an die Universität Wien berufen, wo er bis zu seinem Tode am 22. Februar 1863 wirkte. Zippe’s litterarische Thätigkeit beginnt mit kleineren Beiträgen zur Kenntniß der böhmischen Mineralien in den Schriften des vaterländischen Museums von Böhmen (1824–29). Er entdeckte den von Haidinger beschriebenen Sternbergit von Joachimsthal und ermittelte dessen chemische Zusammensetzung. 1839 gab er eine Neubearbeitung der Mohs’schen „Leichtfaßlichen Anfangsgründe der Naturgeschichte des Mineralreichs“, 1841 ein Lehrbuch der Naturgeschichte und Geognosie für die Realschulen und 1846 eine „Anleitung zur Gesteins- und Bodenkunde für Landwirthe, Forstmänner und Bautechniker“ heraus. Wichtiger als diese elementaren Lehrbücher sind seine Abhandlungen über die Mineralien Böhmens, nach ihren geognostischen Verhältnissen geordnet und beschrieben (1837–1842), sowie seine Beiträge zur topographisch-geognostischen Untersuchung des Königreichs Böhmen. Z. hat 135 Dominien beschrieben und eine Anzahl der Kreybich’schen Kreiskarten geognostisch colorirt. 1837 erschien eine Uebersicht der geognostischen Verhältnisse von Prag, die freilich bald durch Barrande’s classische Arbeiten überholt wurde. Ein verdienstliches Werk Zippe’s über die Steinkohlen, ihren Werth und ihre Verbreitung in Böhmen blieb nicht ohne Einfluß auf die Entwicklung der dortigen Montanindustrie. Nach seiner Uebersiedlung an die Universität Wien beschäftigte er sich als Lehrer und Akademiker fast ausschließlich mit mineralogischen Studien. Er war jedoch als Forscher wenig selbständig, schloß sich in jeder Hinsicht an Mohs an und führte dessen Methode auch in seiner „Charakteristik des naturhistorischen Mineralsystems“ (1858) und in seinem „Lehrbuch der Mineralogie“ (1859) streng durch. In den letzten Jahren seines Lebens wurde Z. von jüngeren Kräften an der Wiener Universität, wie Grailich, Tschermak und Schrauf überholt und übte nur noch geringen Einfluß auf das mineralogische Studium aus. Er lebte im Kreise seiner zahlreichen Familie still und zurückgezogen, geschätzt von seinen Freunden und Schülern.

W. Haidinger, Nekrolog, Jahrb. d. k. k. geol. Reichs-Anstalt 1863, XIII.