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Artikel „Zinzerling, Justus“ von Viktor Hantzsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45 (1900), S. 357–358, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Zinzerling,_Justus&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 02:31 Uhr UTC)
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Zinzerling: Justus Z. oder Sinserling, latinisirt Jodocus Sincerus, Jurist, Philolog und Geograph, über dessen Leben wenig bekannt ist, war um 1580 in Thüringen geboren, studirte in Jena die Rechte und gab hier 1604 eine Schrift „Σωτήρια καὶ προπέμπτικα[WS 1] missa Martino Gnugen“, sowie im folgenden Jahre eine civilrechtliche Dissertation: „Ventilatio de testamento militari“ heraus, welche die Streitfrage untersuchte, wem die Hinterlassenschaft eines im Kriege gefallenen Soldaten von Rechts wegen zustehe. Nach Vollendung seiner Studien unternahm er zu seiner weiteren Ausbildung eine mehrjährige Reise durch Frankreich, England und die Niederlande. Um 1609 wandte er sich nach Basel und erwarb hier durch eine „Dissertatio de appellationibus ac privilegiis de non appellando“ 1610 die Würde eines Dr. juris. Noch in demselben Jahre begab er sich nach Lyon, wo er in einer Druckerei eine Anstellung als Corrector fand. Die Muße, die ihm dieses Amt ließ, widmete er der eigenen litterarischen Production. Er verfaßte lateinische Gedichte, die in verschiedenen Sammlungen zerstreut sind und wegen ihrer metrischen Correctheit gerühmt wurden. Auch gab er unter dem Titel „Criticorum juvenilium promulsis“ (Lugd. 1610) einen Schatz classischer Sentenzen aus Cicero, Tacitus, Ovid, Seneca und anderen römischen Schriftstellern mit erklärenden Anmerkungen, sowie mit Excursen prosodischen und stilistischen Inhalts heraus. Das Werk erfreute sich ein volles Jahrhundert hindurch als Schulbuch großer Beliebtheit und erlebte noch 1717 einen Neudruck. 1614 veröffentlichte Z. die fleißig gearbeitete Schrift „Opiniones variorum de nautico foenore“ (Lugd. 1614), die wiederholt in juristischen Sammelwerken, beispielsweise in Eberhard Otto’s Thesaurus juris, abgedruckt wurde, sowie einige Jahre später eine Ausgabe der Argonautica des römischen Dichters Valerius Flaccus (Lugd. 1617). Bald darauf verließ er Lyon und begab sich nach Norddeutschland, wo er eine Anstellung als Rath der mecklenburgischen Landstände und der Grafen von Oldenburg erhielt. Das letzte Lebenszeichen, das sich von ihm nachweisen läßt, ist eine kleine Schrift „Memoria Agnetae Schmedes, Joachimi Kronii jugalis“ (Rost. 1619). Um 1620 scheint er gestorben zu sein, doch ist Ort und Jahr seines Todes unbekannt.

Zinzerling’s Hauptwerk, das ihm einen ehrenvollen Platz in der Geschichte der Erdkunde sichert, ist sein „Itinerarium Galliae cum appendice de Burdigalia“, ein vortreffliches Reisehandbuch, das in 40 Jahren 8 Auflagen erlebte (Lugd. 1616, Arg. 1617, Genev. 1627, Amst. 1649, Arg. 1649, Amst. 1655, Amst. 1656, Arg. 1656) und bestimmt war, das aus dem 16. Jahrhundert übernommene und gleichfalls sehr schätzbare, aber veraltete ähnlich betitelte Itinerarium des Schlesiers Paul Hentzner abzulösen. Es gibt in bemerkenswerth gutem Latein eine ausführliche Anweisung, von Deutschland aus ganz Frankreich, sowie die benachbarten Gegenden Englands und der Niederlande zu durchwandern, ohne einen Ort mehr als einmal zu berühren. Es ist hauptsächlich für junge Edelleute bestimmt, für deren gesellschaftliche Ausbildung eine Reise nach Frankreich damals als unerläßlich galt. Das Werk zerfällt in drei Theile. Der erste handelt von der natürlichen und politischen Beschaffenheit Frankreichs und von den Vorbereitungen zur Reise, der zweite beschreibt die Reise selbst, für die einschließlich der zur Erlernung der französischen Sprache und der höfischen Künste der Franzosen erforderlichen Zeit eine Dauer von drei Jahren festgesetzt wird, der dritte endlich enthält eine ausführliche Schilderung der Gegend von Bordeaux. [358] Bei jedem Orte werden alle daselbst befindlichen Sehenswürdigkeiten aufgezählt, welche die Beachtung der Reisenden verdienen. Während Hinweise auf Naturschönheiten beinahe völlig fehlen, finden sich überaus zahlreiche historische, antiquarische und genealogische Notizen.

Beckmann, Litteratur der älteren Reisebeschreibungen 1, 341–348.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. korrekt: προπεμπτικά