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Artikel „Zaunring, Jörg“ von Ludwig Keller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 44 (1898), S. 730, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Zaunring,_J%C3%B6rg&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 00:44 Uhr UTC)
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Zaunring: Jörg Z., Wanderprediger (Apostel) der Brüdergemeinden des 16. Jahrhunderts, die man „Wiedertäufer“ nannte, war zu Rattenberg am Inn um das Jahr 1490 oder früher geboren. „Um die Zeit“, so berichten die Täufer-Chroniken, „wo die Liebe der Wahrheit angefangen hat, unter den Völkern zu brennen und das Feuer Gottes also aufgangen ist, sind auch umb der Zeugniß der Wahrheit willen in der Grafschaft Tirol Viele getödtet und hingerichtet worden“, darunter Jörg Z. Letzterer war Gehülfe Jacob Huter’s, der in der schweren Verfolgungszeit, die um 1530 die Gemeinden heimsuchte, Vorsteher der Tiroler Brüder war. Z. begleitete seine auswandernden Landsleute nach Mähren, wo er mancherlei Ungemach, Armuth und Noth, auch heftige innere Kämpfe der Gemeinden miterlebte. Nach vielerlei Zwischenfällen wußte er sich das Vertrauen der Seinigen in so hohem Grade zu erwerben, daß sie ihm eines der wichtigsten und schwierigsten Aemter übertrugen. Er wurde zu jenen Dienern der Gemeinde gewählt, „die von Gott und seiner Kirchen mit dem Befehl des Evangelii ausgesendet werden, die Lande zu durchziehen und auszurichten den Gehorsam des Glaubens unter seinem Namen“. Die Träger dieses Amtes heißen in den Schriften der Täufer Apostel, Sendboten Gottes, Propheten, leuchtende Sterne, Väter u. s. w. Z. erfuhr das Schicksal der meisten dieser „Apostel“: er wurde im J. 1531 in der Nähe von Bamberg ergriffen und da er sich zur Lehre der Brüder bekannte, auch nicht widerrufen wollte, mit dem Schwert gerichtet. „Also hat er“, wie die Chroniken sagen, „seinen Glauben und seine Lehre, davon er keineswegs abstehn wollte, mit seinem Blut bezeugt“. Z. hat mehrere Schriften hinterlassen, die aber stets nur handschriftlich verbreitet und auch nur handschriftlich auf uns gekommen sind. Zwei derselben führen den Titel: „Ain kurtz anzaigung des Abentmal Christi“ und „Wem Christus verhaißen wirt. Ein schöne Epistel vom Br. Jörg Zaunring an die Heiligen Gottes“ (Codex 235 d. Bibliothek d. Domcapitels zu Preßburg). Die Schriften wie das Andenken Zaunring’s erhielten sich lange in den Gemeinden.

Beck, Geschichtsbücher d. Wiedertäufer in Oesterr.-Ungarn. Wien 1883, S. 39 f.