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Artikel „Zais, Christian“ von Wilhelm Sauer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 44 (1898), S. 674–676, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Zais,_Christian&oldid=- (Version vom 25. April 2024, 21:10 Uhr UTC)
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Zais: Christian Z. (so nach dem Taufbuch zu Cannstadt; der Taufname wird verschieden angegeben), ward am 4. März 1770 zu Cannstadt als Sohn des Chirurgus iuratus Johann Wilhelm Zais und der Euphrosine Hauser geboren. Nach seiner Confirmation trat er bei einem Steinhauermeister in die Lehre, der ihn bei dem Bau des Stuttgarter Schlosses beschäftigte. Durch seine Anstelligkeit und Veranlagung empfahl er sich der Bauleitung so, daß er vom 16. Januar 1787 an als Schüler der Architektur in die Karlsschule aufgenommen wurde. Hier bildete er sich in allen Zweigen der Baukunst aus, namentlich aber im Wasserbau, den er unter einem in diesem Fache hervorragenden Lehrer, dem Major, späteren württembergischen Oberlandwasserbau-Director Duttenhofer, mit besonderem Erfolg studirte. Bald galt er in Württemberg neben seinem Lehrer als der tüchtigste Wasserbaumeister. Nach Abschluß seiner Studienzeit suchte er sich, soweit seine Mittel dies gestatteten, durch Reisen weiter zu bilden, nach deren Beendigung er sich in Stuttgart als Privatbaumeister niederließ. Als solcher baute er die Wirthschaftsgebäude auf der Domäne Kahlenstein bei Cannstadt, an deren Stelle sich jetzt das königliche Landhaus Rosenstein befindet. Die Hoffnung, durch seine Privatthätigkeit in Stuttgart ausreichenden Lebensunterhalt zu gewinnen, erwies sich jedoch als verfehlt. Er bewarb sich deshalb um Ertheilung technischer Arbeiten bei einzelnen Landesbehörden, namentlich bei dem Kirchenrath, für welchen er die forstmäßige Taxation der diesem gehörigen Waldungen [675] verbunden mit der Vermessung und Anfertigung von Karten ausführte. Für dieselbe Behörde übernahm er die Aufnahme des Klosters Maulbronn, in welchem er sich zu diesem Zwecke im Anfang des Jahres 1805 aufhielt. Dasselbe Jahr brachte ihm eine günstige Wendung seines Geschickes, seine Berufung in den nassauischen Staatsdienst. Die Veränderungen des Territorialbestandes in Deutschland infolge des Luneviller Friedens hatten das Fürstenthum Nassau-Usingen erheblich vergrößert und demselben die bis dahin kurmainzischen Aemter am Main und Rhein, sowie einige kurkölnische und kurpfälzische Gebietstheile am rechten Rheinufer zugebracht. Hiermit war an die Landesregierung die Forderung der Schaffung einer Behörde für den Wasserbau herangetreten. Da man im Lande selbst über hierzu geeignete Kräfte nicht verfügte, wandte man sich im J. 1805, vermuthlich auf Veranlassung des Ministers v. Marschall zu Wiesbaden, der selbst Württemberger war und gleichzeitig mit Z. die Karlsschule besucht hatte, an den Baudirector Atzel in Stuttgart, der den Baucandidaten Z., dermalen zu Kloster Maulbronn, für die zu besetzende Stelle empfahl. So wurde dieser am 6. Mai 1805 (1815 bei Nagler ist vielleicht Druckfehler) mit einem Gehalt von 700 Gulden und kleinen Nebenbezügen angestellt als „Landbaumeister mit dem Amtssitze zu Hofheim für die Aemter Eppstein, Hofheim, Höchst, Königstein, Kronberg, Oberursel und Heddernheim“; hierdurch wurde ihm eine Amtsthätigkeit zugewiesen, welche ihm andere Aufgaben als die, welche seine Berufung veranlaßt hatten, gestellt haben würde. Vielleicht hat er selbst hiergegen Einspruch erhoben; wenigstens wurde ihm, als er von Stuttgart kommend in Hofheim eintraf, ein weiteres Decret der Regierung vom 25. Juli d. J. übergeben, durch welches er unter Ernennung zum Bauinspector in den Aemtern Hofheim, Eppstein, Kastel, Eltville, Rüdesheim, Caub mit Sitz und Stimme in der Bau- und Chausseecommission nach Wiesbaden versetzt und außerdem mit der Leitung des Uferbaus am Main beauftragt wurde. Wie weit die Thätigkeit des Mannes auf jenem weiten Arbeitsgebiete unter den damaligen Verhältnissen von Erfolg sein konnte und auch wirklich gewesen ist, läßt sich heute kaum feststellen. Schwerlich wird er aber den ihm hier gestellten, für das Land so bedeutsamen Aufgaben in der Weise und in dem Maße sich haben hingeben können, wie er selbst es wünschte und die Sache es gefordert hätte. Sehr bald wurde sein künstlerisches Schaffen für anderweitige Unternehmungen, durch deren umfassende und glückliche Ausführung er namentlich für die Stadt Wiesbaden sich hohes Verdienst erwarb, nutzbar gemacht. Im Auftrage des Herzogs Friedrich August übernahm er damals die Ausarbeitung der Entwürfe für die geplante Erweiterung und Verschönerung der Residenzstadt Wiesbaden. Seine besondere Aufgabe war hier der Bau eines Gesellschaftshauses, welches sich als unentbehrlich für das damals frisch aufblühende Kurleben der Stadt herausgestellt hatte. Für diesen noch jetzt bestehenden weltbekannten Bau, das Kurhaus (ohne die erst weit später errichteten Colonnaden) wurde im J. 1808 der Grundstein gelegt. Zwei Jahre später, im J. 1810, war der noch heute in allen seinen Theilen so wirksame Bau vollendet und konnte die Eröffnung stattfinden. Mit dem sodann von ihm entworfenen und im J. 1813 ausgebauten „Neuen Palais“, dem jetzigen Museumsgebäude, wurde die Bebauung der gleichfalls damals angelegten, sich an den Kuranlagen hinziehenden Hauptstraße der Stadt, der Wilhelmstraße, eingeleitet. Goethe selbst, der im J. 1814 Wiesbaden besuchte, spricht sich anerkennend über die Talente der Architekten Götz und Zais aus und rühmt die trefflichen unter Leitung derselben begonnenen Bauten und Anlagen. Bei dem fortschreitenden Ausbau dieser Straße durch Privatbauten stellte Z. sich selbst an die Spitze der Unternehmer. Er hatte eine größere Baustelle gegenüber dem neuen Kurhause erworben, welche der Herzog [676] durch Schenkung der anliegenden Grundstücke vergrößerte. Hier begann Z. im J. 1818 den Bau eines großen, mit Badeanlagen verbundenen Gasthauses, der weithin bekannten „Vier Jahreszeiten“, dessen Vollendung er jedoch nicht erlebte. Verdruß über die ihm bei seinem Bau entgegentretenden Hindernisse soll ihn, wie Nagler berichtet, auf das Sterbelager geworfen haben. Er starb zu Wiedbaden am 26. April 1820.

Acten. – Mittheilung des Königlichen Haus- und Staatsarchivs zu Stuttgart. – Nagler, Künstlerlexikon. – Wagner, Geschichte d. Karlsschule.