ADB:Wolstein, Johann Gottlieb

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Artikel „Wolstein, Johann Gottlieb“ von Julius Pagel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 44 (1898), S. 166–167, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wolstein,_Johann_Gottlieb&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 04:24 Uhr UTC)
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Wolstein: Johann Gottlieb W., berühmter Veterinär des vorigen Jahrhunderts, ist am 14. März 1738 zu Flinsberg in Schlesien geboren. Nachdem er seit 1753 in Wigandsthal und Görlitz die niedere Chirurgie erlernt hatte, kam er 1760 als Begleiter eines schwer verwundeten Officiers von Görlitz nach Wien. Hier widmete er sich dann 9 Jahre lang dem wissenschaftlichen Studium der Chirurgie, Geburtshülfe und Medicin, besonders unter Leitung von Leber, Cranz, de Haën, bildete sich praktisch in verschiedenen Spitälern aus, und da er besonderen Eifer entwickelte, wurde er auf den Vorschlag von Cranz und Brambilla auf Staatskosten nach Paris resp. nach Alfort geschickt, um dort unter Bourgelat und Chabert Thierarzneikunde zu studiren. Hier hielt er sich zwei Jahre lang auf, bildete sich dann seit 1772 noch unter dem berühmten Roßarzt de la Fosse weiter aus, trieb nebenher noch Studien zur menschlichen Heilkunde, besuchte darauf England, Holland, Hannover, Dänemark, Preußen, um das Gestütswesen eingehender zu studiren, erlangte 1775 in Jena die med. Doctorwürde und kehrte endlich nach 6jähriger Abwesenheit wieder nach Wien zurück. Auf Befehl des Kaisers entwarf er einen Plan zu einer Thierarzneischule, die 1777 als „Thierspital“ ins Leben gerufen und seiner Leitung unterstellt wurde. 1794 hatte er das Unglück, aus einem unbekannten Grunde – vielleicht wegen seiner freisinnigen politischen oder religiösen Anschauungen – verhaftet und abgesetzt zu werden. Aus Oesterreich ausgewiesen – W. war der erste in Oesterreich staatlich angestellte Protestant –, begab er sich nach Altona, wo er 1805 zum Mitglied des schleswig-holsteinschen Sanitätscollegiums gewählt wurde und am 2. Juli 1820 starb. W. muß als der wissenschaftliche Begründer der Thierheilkunde in deutschen Landen angesehen werden. Auch schriftstellerisch ist er auf seinem Specialgebiete thätig gewesen. U. a. veröffentlichte er: „Ueber das [167] Paaren und Verpaaren der Menschen und Thiere nebst einer Abhandlung über die Krankheiten, die aus der Verpaarung entstehen“ (Altona 1815).

Biogr. Lexicon VI, 322.