ADB:Wolffersdorff, Karl Friedrich von

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Wolffersdorff, Karl Friedrich von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 44 (1898), S. 60–61, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wolffersdorff,_Karl_Friedrich_von&oldid=- (Version vom 29. November 2024, 01:28 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Wolfferam, Johann
Band 44 (1898), S. 60–61 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Karl Friedrich von Wolffersdorff in der Wikipedia
Karl Friedrich von Wolffersdorff in Wikidata
GND-Nummer 117436216
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|44|60|61|Wolffersdorff, Karl Friedrich von|Bernhard von Poten|ADB:Wolffersdorff, Karl Friedrich von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117436216}}    

Wolffersdorff: Karl Friedrich von W., königlich preußischer Generallieutenant, am 6. Juli 1716 zu Zella im Kurfürstenthume Sachsen als der Sohn eines Officiers geboren, trat gleich diesem in den Kriegsdienst seines Heimathlandes, war, als am 14. October 1756 die Capitulation von Pirna dem Bestehen der sächsischen Armee ein vorläufiges Ende machte, zum Oberstlieutenant aufgestiegen und gehörte zu den 53 Officieren, welche bei diesem Anlasse preußische Kriegsdienste nahmen. Er wurde zunächst Oberst bei dem aus sächsischen Soldaten gebildeten Infanterieregimente Haugk, als dieses indessen nach kurzer Zeit sich aufgelöst hatte erhielt er Ende 1758 das Commando des Infanterieregiments Hessen-Kassel Nr. 48. Im nächstfolgenden Jahre hatte er Gelegenheit dem damals vom Könige ihm schriftlich ausgedrückten Vertrauen zu entsprechen. Schon am 9. Mai 1759 hatte er sich in einem bei Hof gelieferten Treffen vortheilhaft bemerklich gemacht, am 1. August rief ihn Generallieutenant v. Fink, als dieser sich gegen das bei Naumburg lagernde, durch österreichische Truppen verstärkte Reichsheer unter dem Prinzen Friedrich von Pfalz-Zweibrücken wenden mußte, mit 4 Bataillonen Infanterie und 50 Husaren zur Vertheidigung der Festung Torgau zurück, außer diesen hatte W. hier ein wenig zuverlässiges Garnisonbataillon zu seiner Verfügung. Schon am 10. erschien der Feind vor der Stadt, am 11. begann die Beschießung, am 12. und 13. folgten Sturmangriffe, welche die Besatzung abschlug, Mangel an Pulver und Kugeln nöthigten W. jedoch am 14. gegen freien Abzug mit allen Kriegsehren zu capituliren. Als darauf am 16. die Besatzung vertragsmäßig abmarschirte, versuchte der Reichsgeneral Prinz Stolberg diese, durch eine an die darunter befindlichen Reichskinder oder Kaiserlichen gerichtete Aufforderung zum Austreten aus den Reihen, zur Desertion zu verleiten. Wolffersdorff’s entschlossenes Auftreten verhinderte, daß der Aufforderung Folge geleistet wurde. Er schoß sofort einen Ausreißer nieder, bedrohte den Prinzen, welchem er die Pistole auf die Brust setzte, mit gleichem Schicksale, ließ seine Truppen gegen die feindlichen Front machen und verlangte in die Festung zurückkehren zu dürfen, wenn ihm nicht die Bedingungen der Uebergabe ganz genau gehalten würden. Der österreichische General Luczinsky, welcher herbeikam, gab W. Recht und der Ausmarsch ging ohne weitere Störung von statten. Es muß hinzugefügt werden, daß W. ein herkulisch gebauter Mann war. In der nächsten Zeit zeichnete er sich noch in mehreren kleinen Gefechten aus, durch die Capitulation von Maxen aber gerieth er am 21. November 1759 ohne sein Verschulden in österreichische Gefangenschaft. Der Friedensschluß gab ihm die Freiheit wieder und am 30. Juli 1763 ernannte ihn der König zum Generalmajor. 1770 erfolgte die Beförderung zum Generallieutenant. Im nämlichen Jahre bewahrte ihn des Königs Erinnerung an seine vor dem Feinde geleisteten Dienste vor der Ahndung einer Ausschreitung, welche W. sich hatte zu Schulden kommen lassen als er mit Gewalt versucht hatte in der zur Stellung von Rekruten nicht verpflichteten Stadt Altena solche auszuheben, wobei seine mit Schießbedarf nicht versehenen Soldaten von den Bürgern mit siedendem Wasser und glühenden Eisenstangen empfangen und zum Abzuge in ihre Garnisonen Hamm und Soest genöthigt worden waren. Andere Zeichen von des Königs Erkenntlichkeit waren die Verleihung des Gutes Ostholz bei Hamm, eines Kanonikates, einer Amtshauptmannschaft und einer Drostei sowie das Geschenk einer goldenen Schnupftabaksdose. W. starb am 6. Mai 1781 und ward in der Kirche zu Mark, wohin Ostholz eingepfarrt war, bestattet. W. war ein Mann von Geist und Leben, [61] freundlich und freigebig, schlau und schalkhaft. Im J. 1759 erhielt die Lunette III der damaligen Festung Torgau seinen Namen.

Neue militärische Blätter, XXX. Bd., 1. Semester, S. 1 ff. Potsdam 1887 (Lebensbeschreibung von E. Graf Lippe). – Internationale Revue über die gesammten Armeen und Flotten. Juli bis September 1891, S. 959 ff. Rathenow. (Aus der militärischen Geschichte der früheren Elbfestung Torgau von E. Schild). – Bürger, Vorgänge in und um Torgau während des Siebenjährigen Krieges. Torgau 1860.