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Artikel „Wippermann, Konrad“ von Karl Wippermann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 43 (1898), S. 514–515, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wippermann,_Konrad&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 17:09 Uhr UTC)
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Wippermann: Konrad W., aus der i. J. 1687 ausgestorbenen kathol. Linie der Familie von der Wipper, gen. Wippermann, war ein Sohn des Christian W., der von 1561 bis 1595 als einer der drei sog. „Lohnherrn“ dem Bürgermeister der Stadt Wiedenbrück zur Seite stand, und der Anna geb. Kreutzkamp. W. that sich in einer Reihe von Familien- und Stadthändeln zu Wiedenbrück als praktischer Jurist so sehr hervor, daß er vom Bischof von Osnabrück, Philipp Sigismund von Wolfenbüttel, zur Entscheidung eines langjährigen lebhaften Schulstreits nach Osnabrück berufen und von der Osnabrücker Ritterschaft als Rechtsconsulent bestellt wurde. Diese Thätigkeit hatte seine Berufung als bischöflicher Syndikus in Hildesheim und sodann seine Berufung nach Paderborn zur Folge, wo er dem 1585 auf den Bischofsstuhl gelangten Dietrich von Fürstenberg als Kanzler und Vertrauter mit großem Eifer zur Seite stand in dem durch die Jesuiten herbeigeführten Kampfe gegen die Stadt und die Landstände des Stifts Paderborn behufs Wiedergewinnung dieses Landes für die römische Kirche. Nach dem Rathe und [515] der Anleitung Wippermann’s, des engsten Verbündeten der Jesuiten, mischte sich der Bischof in die Streitigkeiten des patricischen Theils der Stadt Paderborn mit den dortigen Bauernschaften, zunächst durch Anmaßung der Einsetzung eines Gerichtshofs, dem auch W. angehörte. Nach Maßgabe eines am 8. Mai 1608 vom Bischof, W. und Genossen in Neuhaus insgeheim aufgestellten Plans wurde, unter Führung des Grafen Rietberg, gewaltsam vorgegangen, worauf der Streit mit der gänzlichen Niederlage der Stadt endete und der Gegenreformation in Norddeutschland ein breites Thor geöffnet wurde. Der Nachfolger des Bischofs Dietrich, Kurfürst Ferdinand von Baiern, behielt W. als Kanzler bei, der nun, bei des Bischofs fast ständiger Abwesenheit, eine noch freiere Stellung erhielt. Als im J. 1621 Herzog Christian von Braunschweig das Paderborner Land mit Heeresmacht überzog, wandte sich W. an den Grafen Simon zu Lippe[WS 1] um Hülfe, worauf dieser durch Gesandte den Herzog um Milde für Paderborn und um Schutz für W., das Haupt der Katholiken, bitten ließ. Nach heftigem, von W. unablässig geschürtem Widerstande wurde die Stadt eingenommen und W. ins Gefängniß geworfen, aus dem er, auf Ersuchen des Grafen zur Lippe, am 9. März 1622 entlassen wurde, worauf er sich zunächst nach Detmold wandte, den Rest seiner Tage jedoch in seiner Vaterstadt Wiedenbrück zubrachte, wo er am 5. Juni 1632 starb.

Stüve, Gesch. d. Hochstifts Osnabrück v. 1508–1623, Bd. 2 (Jena 1872). – Franz v. Löher, Gesch. d. Kampfes um Paderborn 1597–1604 (Berl. 1874). – Urkunden des Staatsarchivs zu Osnabrück. – Falkmann, Beitr z. Gesch. d. Fürstenth. Lippe (Lemgo 1856). – Weskamp, Hz. Christian v. Braunschw. u. d. Stifter Münster u. Paderborn 1618–1622 (Paderborn 1884). – Keiter, Der tolle Christian in Paderb. (Paderb. 1890). – Tageb. d. Kanzl. Konr. W. in d. Theodor.-Bibl. zu Paderb. – Familiennachrichten.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Simon VII. (1587–1627), nach dem Tode seines Vaters Simon VI., ab 1613 regierender Graf zu Lippe.