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Artikel „Wilmers, Wilhelm“ von Friedrich Lauchert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 55 (1910), S. 94–95, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wilmers,_Wilhelm&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 12:29 Uhr UTC)
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Wilmers: Wilhelm W., Jesuit, geboren am 30. Januar 1817 zu Boke an der Lippe (Westfalen), † am 9. Mai 1899 zu Roermond. Er besuchte das Gymnasium zu Paderborn. Am 29. September 1834 trat er zu Brig im Kanton Wallis in das Noviziat der Gesellschaft Jesu ein, machte die rhetorischen Studien in Brig, die philosophischen in Freiburg i. d. Schw. und wurde dann Gymnasiallehrer in Brig. 1844–47 machte er sodann seine theologischen Studien in Freiburg i. d. Schw., wurde aber vor der Vollendung derselben durch den Sonderbundskrieg nach Chambéry (Savoyen) vertrieben, wo er das vierte Studienjahr beendete. Hierauf machte er das dritte Probejahr zu Ay (Südfrankreich), wo er am 4. Juni 1848 zum Priester geweiht wurde. Sodann wirkte er viele Jahre im Orden im philosophischen und theologischen Lehramt, zuerst als Professor der Philosophie in Issenheim (Elsaß); in Löwen docirte er Einleitung in die Heilige Schrift; 1853–56 war er [95] Professor der Dogmatik in Köln, 1856–60 Professor der Metaphysik und Studienpräfect in Bonn, 1860 als Theologe des Cardinals v. Geissel auf dem Kölner Provinzialconcil, 1860–63 Professor in Aachen, 1863–65 in Maria-Laach, 1866 Repetitor im Seminar zu Regensburg, 1867–69 Professor der Dogmatik in Maria-Laach, 1869–70 als Theologe des Bischofs Leo Meurin in Rom beim Vaticanischen Concil; bei der Einnahme Roms durch die Piemontesen war er Militärgeistlicher bei den päpstlichen Truppen; 1871–75 lebte er als Schriftsteller an verschiedenen Orten, auf dem Kreuzberg bei Bonn, in Münster, bei dem Freiherrn von der Kettenburg, im Andreas-Colleg zu Ordrupshoj bei Kopenhagen; 1875–80 war er Professor der Dogmatik in Poitiers, 1881 Professor der Dogmatik im Jesuitencolleg zu St. Hélier auf der Insel Jersey, 1881–92 Schriftsteller in Ditton Hall in England, seit August 1892 in Exaeten in Holland.

Durch seine bekannten katechetischen Handbücher und dogmatischen Werke wurde W. einer der namhaftesten Theologen seines Ordens. Er begann mit der Fortsetzung des Werkes seines Ordensgenossen J. Deharbe, „Populäres Lehrbuch der Religion oder der katholische Katechismus, gründlich und gemeinfaßlich erklärt“ (II. Bandes 2. Abtheilung, Münster 1854). Die 2. Auflage erschien ganz als neues Werk von W.: „Lehrbuch der Religion. Ein Handbuch zu Deharbe’s katholischem Katechismus und ein Lehrbuch zum Selbstunterrichte“ (4 Bde., Münster 1855–57; 4. Aufl. 1885 f.; 5. Aufl. 1894 f.; 6. Aufl. nach dem Tode des Verfassers herausgegeben von August Lehmkuhl 1902 ff.). Die in der 2. Auflage den 1. Band dieses Werkes bildende Religionsgeschichte erschien weiterhin als selbständiges, zu immer größerem Umfange anwachsendes Werk: „Geschichte der Religion als Nachweis der göttlichen Offenbarung und ihrer Erhaltung durch die Kirche. Für höhere Lehranstalten und zum Selbstunterrichte“ (Münster 1856; 4. Aufl. 1872; 5. Aufl. 1879; 6. Aufl. in 2 Bänden 1891; 7. Aufl. 1904). Später folgte das „Handbuch der Religion für Studirende an höheren Lehranstalten und für gebildete Laien überhaupt“ (Regensburg 1871; 3. Aufl.: „Kurzgefaßtes Handbuch der katholischen Religion“, 1891; 4. Aufl. 1905; eine englische Uebersetzung erschien 1891, eine französische 1896). Den letzten Lebensjahren Wilmers’ gehören die größeren lateinisch geschriebenen dogmatischen Werke an: „De religione revelata libri V“ (Ratisbonae 1897); „De Christi Ecclesia libri VI“ (ib. 1897); „De fide divina libri IV. Opus posthumum, post mortem auctoris ed. cura Aug. Lehmkuhl S. J.“ (ib. 1902). Von seinen kleineren Schriften sind hervorzuheben die beiden als Programme des Gymnasiums von Feldkirch veröffentlichten Abhandlungen: „Religionsunterricht und religiöser Unterricht an Gymnasien“ (Freiburg i. Br. 1857) und „Die Philosophie als Theil der allgemeinen Geistesbildung“ (ebd. 1858), und die zur Concilslitteratur gehörende anonyme Schrift: „Animadversiones in quatuor contra Romani Pontificis infallibilitatem editos libellos“ (Neapel 1870; davon erschienen drei verschiedene deutsche Uebersetzungen 1870 zu Münster i. W., Wien und Regensburg; vgl. zu dieser Schrift Granderath-Kirch, Geschichte des Vatikanischen Konzils, III. Bd. [Freiburg i. B. 1906], S. 44–68).

P. A. Baumgartner in der Germania vom 13. Mai 1899, Nr. 108, Beilage. – Augsburger Postzeitung vom 17. Mai 1899, Nr. 112. – E. Raßmann, Nachrichten von dem Leben und den Schriften Münsterländischer Schriftsteller, Neue Folge (Münster 1881), S. 248. – Briefliche Mittheilungen des Herrn P. Konrad Kirch S. J. in Valkenburg.