ADB:Wilhelm von Mörbeke (1. Artikel)
[WS 1] (Guilelmus de Morbeka oder de Murbeka), geboren in Mörbeke in Ostflandern, trat in den Dominicanerorden ein und erwarb sich die ihn auszeichnende Kenntniß des Griechischen wahrscheinlich durch längeren Aufenthalt in Griechenland selbst. Sicher ist, daß er im J. 1268 in Viterbo bei Papst Clemens IV. war, welcher ihn zum Capellan und Pönitentiarius ernannte, sowie daß er 1274 mit Gregor X. sich beim Concil zu Lyon betheiligte; er weilte wieder in Viterbo, als er 1278 zum Erzbischof von Korinth ernannt wurde, woselbst er dann auch persönlich sich 1280 und 1281 aufhielt. Sein Tod dürfte nicht lange nach 1281 fallen. Er ragt unter jenen Männern hervor, welche in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts griechische Schriftwerke aus dem Gebiete der Philosophie und Medicin dem lateinschreibenden Abendlande übermittelten und mehrfach wird Thomas von Aquino als derjenige genannt, welcher den Frater Guilelmus zu solcher Uebersetzungsthätigkeit veranlaßte. Theils mit Gewißheit, theils mit hoher Wahrscheinlichkeit ist anzunehmen, daß er um 1260 des Aristoteles Historia animalium, um 1266 Simplicius’ Comment. ad Arist. Categorias und desselben Comment. ad. Arist. de Coelo (letzteres im 16. Jahrhundert öfter in Venedig gedruckt), um 1268 des Proklus Institutiones theol. Plat., um 1273 des Aristoteles Politica (jetzt gedruckt in Susemihl’s Ausgabe), um 1277 Galenus de alimentis, um 1280 in Korinth Proklus de providentia und des Hippokrates Prognosticationes, sowie vielleicht auch die Rhetorik des Aristoteles übersetzte.
Mörbeke: Wilhelm v. M.- J. G. Schneider’s Ausgabe von Aristot. Hist. animal. Bd. I, S. CXXVI ff. und Jourdain, Recherches crit. s. l’àge et l’orig. d. traductions latines d’Aristote. 2. Aufl., S. 67
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Über diese Person existiert in Band 43 ein weiterer Artikel.