ADB:Wieland, Johannes (1791 bis 1832)

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Wieland, Johannes (der Aeltere)“ von Rudolf Brüderlin in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 44 (1898), S. 501–509, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wieland,_Johannes_(1791_bis_1832)&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 17:59 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Wieland, Heinrich
Band 44 (1898), S. 501–509 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand April 2017, suchen)
Johannes (der Aeltere) Wieland in Wikidata
GND-Nummer 101879571
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|44|501|509|Wieland, Johannes (der Aeltere)|Rudolf Brüderlin|ADB:Wieland, Johannes (1791 bis 1832)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=101879571}}    

Wieland *): Johannes W. (der Aeltere), eidgenössischer Oberst, wurde geboren in Basel am 14. Februar 1791 als erster Sohn des damaligen Präsidenten des Criminalgerichts und späteren Bürgermeisters des Kantons Basel, Joh. Heinrich Wieland, J. U. D. Die Wahl des Gerichtspräsidenten zum Regierungsstatthalter des Landbezirks hatte die Uebersiedelung der Familie nach Liestal zur Folge, ein Wechsel des Wohnorts, der mehr der körperlichen wie der geistigen Entwicklung des jungen W. förderlich war, der aber auch nur kurze Zeit anhielt, indem die von der französischen Revolution entfesselten Stürme bald auch das alte Basler Regierungssystem wegfegten und den Statthalter in die Vaterstadt zurückriefen. Hier und sodann während eines zweijährigen Aufenthalts in Montbéliard wurde das in pädagogischer Beziehung Versäumte nachgeholt und ergänzt und im J. 1804 wurde die Erziehung und Ausbildung des Knaben als genügend vorgediehen betrachtet, um ihn zur Vollendung derselben nach Paris in das Haus einer befreundeten Familie zu versetzen, deren gesellschaftlicher Rang ihm Gelegenheit verschaffen konnte, sich die Umgangsformen der großen Welt anzueignen. – Das glänzende militärische Treiben in der Weltstadt – Napoleon hatte sich kurz zuvor zum Kaiser proclamirt und die Vorbereitungen für die Krönungsfeierlichkeiten waren im Gang –, der Anblick des vielbewunderten Herrschers und seiner herrlichen Gardetruppen, ließ in dem jungen Schweizer den Wunsch rege werden, als Soldat dessen Fahnen folgen zu dürfen. Vieler Bitten bedurfte es, um die Einwilligung der Eltern zu diesem Plane zu erhalten, schließlich wurden jedoch die nöthigen Schritte zur Erlangung einer Officierstelle in einem der vier, laut einer Bestimmung der Mediationsacte durch die Schweiz Frankreich zu stellenden, Infanterieregimenter eingeleitet.

Anfangs April 1807 kam W. in den Besitz seines Brevets als Oberlieutenant im 2. Schweizer Regiment in französischen Diensten (Oberst v. Castella). Die Eignung des jungen Officiers für seinen Beruf wurde alsbald auf die Probe gestellt, indem ihm, im Mai auf dem Depotplatz des Regiments – Besançon – angelangt, der Auftrag ertheilt wurde, ein Rekrutendetachement von 200 Mann ohne Beigabe von Unterofficieren nach Marseille zu führen und dort als Compagnie zu organisiren. Die gute Ausführung dieser Ordre wurde ihm mit der Eintheilung bei der Grenadiercompagnie des 3. Bataillons gelohnt. – Der überaus strenge Dienst in der neuen Garnison – derselbe begann um 3 Uhr früh mit Theorien für die Officiere und endete erst 8 Uhr Abends – zog dem an derartige Strapazen noch nicht gewöhnten W. jedoch bald eine ernstliche Erkrankung zu. Erst nach Verlauf mehrerer Wochen konnte er seinem Regiment, das mittlerweile nach Toulon versetzt worden war, nothdürftig hergestellt, folgen.

Mitten in das eintönige Leben in der Hafenstadt platzte am 19. October die Nachricht, daß nach Spanien marschirt werde; doch nur das 1. Bataillon war zum Abmarsch beordert. Auf Wieland’s inständige Bitten wurde ihm indessen vom Regimentscommandanten, Oberst von Castella, der selbst die Führung des über 1250 Mann starken Bataillons übernahm, [502] gestattet, seine Stelle mit einem anderen Officier zu tauschen und mitzuziehen. Nach vierwöchentlichem Marsch durch die fruchtbare Languedoc erreichte das Bataillon am 21. November Bayonne, wo General Dupont, der Commandant des 2. Beobachtungscorps der Gironde, dem es als Bestandtheil der 1. Brigade der 3. Division (Div. General Malher) unterstellt war, sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte. Die beiden ersten Divisionen des Corps waren bereits in Spanien eingerückt; die dritte folgte am 15. December und langte nach viertägigem Marsch über das Grenzgebirge in Vittoria an. Am 15. Januar 1808 gings weiter nach Valladolid, wo sich die ganze Armee Dupont’s concentrirte und Feldübungen mit Revuen abwechselten. Am 25. Februar, nach einer solchen Parade, erhielt W. die Mittheilung von seiner Beförderung zum Hauptmann mit Brevet vom 8. Januar 1808.

Schon während dieser Einquartierung in Valladolid war es zu ernsten Raufereien zwischen der Bevölkerung und den, vorerst noch die Rolle der Verbündeten spielenden, Franzosen gekommen. Die im Schoße der königlichen Familie sich vollziehenden Vorgänge gaben erwünschten Anlaß, nun offen in die inneren spanischen Angelegenheiten einzugreifen. Die französischen Corps, die scheinbar auf dem Weg nach Portugal befindlich waren, schlugen, die Hänge des Guadarramagebirgs hinuntersteigend, die Richtung nach Madrid ein. Auch Wieland’s Division, die anfänglich in Segovia zurückgeblieben, wurde nach der Hauptstadt beordert. W. selbst, der inzwischen wieder ernstlich erkrankt war, konnte erst nach Monatsfrist folgen; er fand sein Bataillon, den greisen entthronten Monarchen im Escurial bewachend. – Das Ereigniß von Bayonne gab das Signal zum Aufstand des ganzen Landes.

Wieland’s handschriftliche hinterlassene Erinnerungen, die für diese Periode seines Lebens noch in der ursprünglichen Ausdehnung vorhanden sind, geben ein äußerst lebhaftes Bild des nun beginnenden Krieges, der, von beiden Seiten mit der hochgradigsten Erbitterung geführt, den blutigsten und grauenhaftesten Excessen und Repressalien rief und in welchem Mordanfälle in den Quartieren und auf Nachzügler, Niedermetzeln der Verwundeten und Kranken von Seite der Bevölkerung, und Niederbrennen von Dörfern und Saaten, Plündern von Städten von Seite der Invasionsarme, zeitweise eine größere Rolle spielten als das Zusammentreffen der Armeen in Scharmützel und Feldschlacht. – Am 16. Mai erhielt W. das Commando über die 4. Compagnie seines Bataillons, das in Madrid dem Armeecorps Moncey, Division Frère, zugetheilt worden war. Dieselbe zählte nur noch 101 Mann unter den Waffen und 21 im Spital; das Bataillon selbst hatte seit dem Abmarsch aus Frankreich bis zur Ankunft in Madrid, ohne einen Schuß gethan zu haben, nur infolge der Anstrengungen und der ungünstigen Witterungsverhältnisse, bereits 300 Mann eingebüßt. Es folgte ein Streifzug der Division Frère nach Segovia zur Unterdrückung eines dort ausgebrochenen Aufstandes und Erstürmung dieser Stadt; sodann der Marsch der Division gegen Valencia zur Wiedervereinigung mit ihrem Armeecorps und der Rückzug mit dem letzteren, das in der Schlacht „bei den drei Bergen“ einen Sieg errungen, dann aber vor Valencia geschlagen worden war, nach Aranjuez. Während des Vormarsches gegen Valencia war Wieland’s Bataillon eine höchst beschwerliche Expedition nach dem von den Insurgenten besetzten Felsennest Belmonte übertragen worden; nach Aranjuez zurückgekehrt, wurde ihm die leichtere Mission zu theil, am Einzuge des Königs Joseph in Madrid (22. Juli) und bei den Krönungsfeierlichkeiten (26. Juli) zu paradiren. – Der Einzug hatte unter dem Eindruck des glänzenden Sieges erfolgen können, den Marschall Bessières am 14. Juli bei Medina de Rio Seco über die spanischen Generale Cuesta und Blake davongetragen hatte; am Tage der Krönung [503] war bereits die Unglücksbotschaft der Capitulation von Baylen bekannt, welche Katastrophe alle bisher von den Franzosen errungenen Erfolge zu nichte machte. – Schon waren die spanischen Armeecorps von Andalusien und Valencia bis Aranjuez – acht Stunden vor der Hauptstadt – vorgerückt. Der schwachen, schlecht organisirten und vom König mit Marschall Jourdan als Generalmajor noch schlechter geführten französischen Armee, die sich in und um Madrid befand, blieb als einziges Heil der schleunige Rückzug! – Unter Zurücklassung von 4000 Kranken und Verwundeten in den Spitälern begann die Armee am 29. Juli den Rückzug; die Division Grouchy, zu der Wieland’s Bataillon versetzt worden war, folgte als letztes Corps am 1. August bei Tagesanbruch, begleitet von den Flintenschüssen der spanischen Armee, die auf der andern Stadtseite eindrang, vom Jammergeschrei der zurückgelassenen Verwundeten und den Verwünschungen des Volkes. Nach mehreren heftigen Scharmützeln hielt die Arrieregarde während zweier Tage bei Aranda de Duero, dann ging der Rückzug mit allen seinen Schrecken und Mühseligkeiten weiter bis Burgos. Bei Burgos vereinigte sich die Armee mit dem Armeecorps des Marschalls Bessières. Wieland’s Bataillon wurde nun diesem letzteren eingereiht und zwar mit dem 2. Bataillon des 3. Schweizerregiments (Commandant Jonathan von Graffenried) in die Brigade Lefebvre, Division Merle. Die ganze Armee bezog eine Defensivstellung hinter dem Ebro, um weitere Verstärkungen abzuwarten, doch kamen die Truppen deswegen nicht zur Ruhe. Fortwährend wurden die Cantonnements gewechselt, Märsche und Contremärsche unternommen; wochenlang hatte Wieland’s Bataillon aufreibenden Vorpostendienst zu versehen. Auch schwierigere Aufgaben galt es auszuführen, wie Streifzüge mit kleineren Detachements nach den Insurgentennestern in den Schluchten des cantabrischen Gebirges. W. fand hierbei verschiedentlich Gelegenheit seine Eignung für die Leitung solcher Expeditionen zu beweisen. – Von Anfang October an begannen die Verstärkungen aus Deutschland in die Linie zu rücken und die Franzosen konnten wieder zur Offensive übergehen. Wieland’s Division wurde zum Ney’schen Corps detachirt und machte am 26. October die Schlacht bei Viano mit, in der die spanische Centrumsarmee unter Castaños geschlagen und auseinandergesprengt wurde. Gerade rechtzeitig langte sie wieder beim Corps Bessières an, um auch am Sieg über die Armee von Estremadura und an der Einnahme von Burgos theilzunehmen und der schauerlichen Plünderung beizuwohnen, die zur Strafe für das nach dem ersten Rückzug der Invasionsarmee in ihren Mauern erfolgte Niedermetzeln mehrerer hundert Kranker und Verwundeter über die unglückliche Stadt verhängt wurde. – Die Ankunft des Kaisers am 11. November brachte neuen Schwung in die Operationen. Schon am 12. wurde das Corps Soult, dem Wieland’s Bataillon – mit dem Bataillon v. Graffenried unter Castella’s Befehl zum Regiment vereinigt – nunmehr unterstellt worden, beordert, in Eilmärschen in der Richtung gegen Reynosa vorzugehen, um die Trümmer der am 11. von Victor und Lefebvre bei Espinosa zersprengten Armee Blake’s und Romaña’s einzuholen und zu vernichten und sodann die Provinzen Asturien und Leon zu unterwerfen. In derselben Nacht noch wurde der Marsch angetreten, wobei der Schein von 15 000 in Burgos erbeuteten und nunmehr von den Soldaten als Fackeln benützten Kerzen der Colonne das Aussehen einer riesigen Procession verlieh. Der Marsch von Wieland’s Division ging über Torrelavega, Santillana und Cumillas nach San Vincente am biscayischen Meerbusen, an welch letzterem Ort es zum siegreichen Kampf gegen die Spanier kam; dann, nach längerem Aufenthalt und Streifzügen in der Gegend von Oviedo, mittelst sechstägigem Marsch durch das wegelose Gebirge in die Ebene von Leon hinunter nach Saldaña am Fluß Carrion. Hier bezog das ganze Corps Soult’s Cantonnements, [504] in denen es während drei Wochen blieb. – Lannes hatte inzwischen in der Schlacht bei Tudela am Ebro (23. Nov.) die Armee von Castaños und Palafox besiegt, und Moncey die zweite Belagerung von Saragossa begonnen. Gleichzeitig hatte Marschall Victor durch Erstürmung der Pässe der Somma Sierra im Guadarramagebirge (30. Nov.) den Weg nach Madrid freigemacht. Am 2. December stand der Kaiser vor der Hauptstadt; am 4. öffneten sich ihm deren Thore.

Um diese Zeit griffen die englischen Hülfsheere in die Kämpfe zwischen den Spaniern und der französischen Invasionsarmee ein. General Moore, der von Lissabon kam, hatte sich am 20. September in Salamanca mit General Baird, der bei Corunna gelandet war, vereinigt und rückte nun, von Romaña unterstützt über Medina de Rio Seco gegen Soult vor, der hinter dem Carrionfluß eine starke Stellung bezogen hatte. Er war am 23. bereits bis Sahagun gelangt, als er die Kunde erhielt, der Kaiser sei von Madrid her mit dem Armeecorps Ney und der Cavallerie unter Bessières im Anzug, in der Absicht, ihm den Rückzug abzuschneiden. Alsbald machte er Kehrt, gefolgt von Soult, der ihm, trotz starkem Schneefall, angeschwollenen Waldbächen und sonstigen Hindernissen aller Art, Tag und Nacht auf den Fersen blieb. Unter fortwährenden Gefechten führte die Verfolgung über Leon, Astorga, Lugo bis Corunna, wo sich die Engländer nach einem letzten blutigen Kampf auf ihrer Flotte einschifften. Wieland’s Division, deren Commando an General Mermet übergegangen war, hatte an allen diesen Rencontres theil genommen und war namentlich bei Corunna (16. Jan.), wo sie sich mit den Briten in erbittertem Kampf um den Besitz des Dorfes Elvira stritt, hart mitgenommen worden. – Von Corunna zog General Mermet mit seiner Division vor die Festung Ferrol, die nach kurzer Belagerung eingenommen wurde, dann über Bestanzos nach San Jago di Compostella. Hier trat ein Wechsel im Commando von Wieland’s Regiment ein. Oberst v. Castella kehrte nach Frankreich zurück und Oberst Thomasset vom 3. Regiment, ein geborener Waadtländer, übernahm die Führung der Schweizerbataillone.

Zu den Directiven, die Napoleon bei seiner durch den drohenden Conflict mit Oesterreich erforderlich gewordenen Abreise aus Spanien den Marschällen zurückließ, zählte auch ein Plan für die Wiedereroberung Portugals, dessen Besitz ihm für die Behauptung Spaniens unerläßlich erschien. Soult sollte diesen Instructionen gemäß von Ferrol aus nach Oporto marschiren und nach Wegnahme dieser Stadt gegen Lissabon vorrücken; Ney die Operation von Norden her unterstützen und Galizien behaupten; Victor endlich von der Provinz Estremadura aus die Portugiesen im Schach halten und – wenn Soult genügend weit vorgedrungen – sich mit diesem vereinigen. Nach Abzug der Kräfte, die in Galizien zurückgelassen werden mußten, zählte Soult’s Heer noch ca. 22 000 Mann – 4 Infanteriedivisionen (Merle, Mermet, Laborde und Heudelet) und 3 Cavalleriedivisionen –. Vom 1. Februar ab verließen die Truppenkörper des Marschalls successive San Jago; am 7. Februar kam die Reihe an die Division Mermet, zu der das Schweizerregiment des Obersten Thomasset gehörte. Der Marsch führte über El Padron und Pontevedra nach Tuy am Minho, dem Grenzfluß zwischen der Provinz Galizien und Portugal. Während desselben hatte W. einen gefährlichen Ordonnanzritt zur Division Laborde zu unternehmen, wobei er wiederholt mit der feindlichen Bevölkerung ins Handgemenge gerieth. Wie in Spanien stand auch in Portugal das ganze Volk in Waffen. Daneben war aber von der regulären Armee und den verbündeten Spaniern mit Zuzug einer Art unorganisirten Landsturms eine Vertheidigungsaufstellung gegen Norden in drei Linien bezogen worden. Nach [505] mehreren mißlungenen Uebergangsversuchen forcirte Soult die Passage des Minho bei Orense, schlug am 3. März die Spanier unter Romaña in einem blutigen Treffen bei Allariz, wandte sich dann, nach Süden ausbiegend, über Villa del Rey nach Monterey und betrat bei Chaves den portugiesischen Boden. Hier kam es am 10, zu einem Kampf mit den 12 000 Mann zählenden Milizen des Generals Francesco Silveira, nach dessen für ihn unglücklichem Ausgang der portugiesische General, 5000 Mann in der halbzerfallenen Festung Chaves zurücklassend, ins Gebirge wich. Soult schloß die Festung sofort ein und brachte sie am 14. zur Uebergabe. Dann zog er weiter über Braga nach Oporto, das am 20. des gleichen Monats mit Sturm genommen wurde. – W. war inzwischen in Monterey schwer am Fieber erkrankt, jedoch mit den übrigen Kranken und Verwundeten – 800 an der Zahl – von seiner Colonne bis Chaves mitgeführt worden, wo sie nun nach der Einnahme der Festung unter Zugabe von 60 Mann Gesunden als Besatzung zurückgelassen wurden. Noch am Abend des Tags, an dem die Franzosen abzogen (17. März), zeigten sich die Streifpatrouillen Silveira’s wieder vor der Stadt. Am 18. erfolgte die Aufforderung zur Uebergabe. Alles, was sich schleppen konnte, zog sich in ein kleines halbzerfallenes Fort zurück, das weder Graben noch eigentlichen Wall besaß, nun aber nach Möglichkeit zur Vertheidigung eingerichtet wurde. Am 19. morgens drangen die Portugiesen in die Stadt. Ihr Erstes war, 200 Kranke und Verwundete, die beim Abzug ins Fort hatten zurückgelassen werden müssen, niederzumetzeln! W. erhielt den Befehl über den vierten Theil der Besatzung und zugleich über die Bastion und Courtine Nr. 2 – die gefährdetste Stellung der Festung, da sie auf Flintenschußweite von den Häusern der Stadt dominirt wurde. Obschon vom Fieberfrost geschüttelt, ließ er sich doch von den Soldaten nach dem Wall tragen und ertheilte, in Mantel und Decke gehüllt, auf dem Boden liegend, der kleinen Truppe seine Befehle. Schon am ersten Tage fielen seine 8 Kanoniere und 10 weitere Soldaten durch das Feuer der in den nächstgelegenen Häusern der Stadt postirten feindlichen Schützen. Bald begannen die Lebensmittel zu fehlen. Am dritten Tag mußte die tägliche Ration auf 1 Pfund Pferdefleisch und 6 Unzen Mehl pro Mann reducirt werden, welch abscheuliche Mischung mangels Salz mit Kanonenpulver gewürzt wurde. Zugleich brach das Lazarethfieber aus. Fast alle Aerzte lagen darnieder, die Verwundeten konnten nicht mehr gepflegt werden. Am 24. waren von Wieland’s 65 Mann noch 37 am Leben; von der ganzen Garnison konnten noch 142 Dienst thun; 180 lagen bereits begraben. Ein Ausfall, um Lebensmittel zu erlangen. mißglückte; auf Ersatz war nicht zu hoffen. Fast täglich hatte der portugiesische General die Garnison zur Uebergabe auffordern lassen, ohne je Antwort zu erhalten. Das stets zunehmende Elend stimmte sie nachgiebiger. Als am 25. ein Parlamentär allgemeinen Sturm ankündigte, zugleich aber für den Fall der Capitulation ehrenvolle Bedingungen zusicherte, wurde das Fort übergeben. – Laut den Capitulationsbestimmungen verblieb Officieren und Mannschaften ihr Privateigenthum. Die Besatzung sollte bis zu ihrer Auswechslung in einer portugiesischen Festung internirt, für den Fall aber, daß die Auslösung binnen Jahresfrist nicht erfolgen würde, nach Frankreich zurückgesandt werden. Auslieferung an die Engländer war ausdrücklich ausgeschlossen. – Kaum war die Garnison zum Thore hinaus, als die Bauernbanden über sie herfielen und Officiere und Mannschaften bis aufs Hemd ausplünderten. W. verlor dabei außer seiner Ausrüstung, seiner Uhr und dem wohlverwahrten Nothpfennig seine sämmtlichen militärischen Aufzeichnungen. Dann begann die jammervolle Reise nach Lissabon. Durch Ueberfälle seitens der Bewohner der durchzogenen Landstriche täglich mehr decimirt – schon bald nach Verlassen der [506] Stadt Chaves waren 50 der wehrlosen Gefangenen von den Bauern mit Messern niedergestochen worden –, auf dem Transport zu Wasser und zu Lande allen Unbilden der Witterung preisgegeben, langte die Colonne, nachdem sie unterwegs bei 350 Mann durch Krankheit und Mörderhand eingebüßt hatte, in Lissabon an. W., vor Fieber halbtodt und vom Transport auf dem Tajo in ungedecktem Holzschiffe während strömenden Regens erstarrt, wurde mit den anderen kränksten Officieren und 100 Mann nach dem Spital der Galeerensträflinge verbracht, wo sie in einem, von verpesteter Luft erfüllten, von Ungeziefer strotzenden Gelaß Unterkunft fanden. Nachdem am ersten Tage 15, am zweiten 20 Soldaten ihren Leiden erlegen waren, trat eine leichte Besserung in Unterkunft und Behandlung ein. W. gegenüber war die Aenderung eine besonders auffällige. Wie es sich bald herausstellte, wollte man ihn – den Schweizer – zum Uebertritt in eines der englischen Fremdenregimenter bewegen. Als er entrüstet ablehnte, schwanden auch die Rücksichten wieder. 14 Tage dauerte der Aufenthalt im Spital, dann wurde der Hauptmann auf sein Gesuch zu den anderen französischen Officieren ins Fort St. Georg, das sog. Schloß von Lissabon, verbracht. Der Wechsel brachte jedoch wenig Besserung. Erst ein dritter, doch nur vorübergehender Umzug in das Marinespital, wohin er nach neuer Erkrankung am Fieber versetzt wurde, ließ ihn gute Pflege und nach einigen Wochen Genesung finden. Ein Besuch, den englische Officiere den Gefangenen im Fort St. Georg abstatteten und bei dem sie sich des Anblicks, den die unglücklichen Gegner boten, schämten, war die Veranlassung, daß diese Ende December nach dem Fort von Osas, 2 Stunden von Setuval an der Westküste des Landes, übergeführt wurden. Bis Ende September 1810 blieben nun W. und seine Leidensgenossen, von Langeweile geplagt und die Kameraden, die sich bei der Armee Auszeichnung holen konnten, beneidend, aber in guten gesundheitlichen Verhältnissen, in diesem Felsenneste. Da schien ihnen unerwartet die Freiheit zu winken. Am 17. September brachte ein Ordonnanzofficier des Generals Lancaster die Nachricht ins Fort, die Gefangenen würden ausgewechselt. Wirklich wurden die Officiere nach Lissabon geführt, doch wie bitter war die Enttäuschung, als sie, dort angekommen, neuerdings in ein armseliges Loch im Arsenal gesteckt wurden. Aber nochmals wurde ihre Hoffnung entfacht, als sie vernahmen, Masséna sei in Portugal eingedrungen und marschire der Hauptstadt zu.

In diesem Moment – da sie sich der Erlösung nahe glauben konnten – traf der Befehl ein, die neun dienstältesten unter den gefangenen Officieren nach England zu transportiren. Alles Protestiren gegen die, den eingegangenen Capitulationsbedingungen stracks zuwiderlaufende Ordre war umsonst. W. und acht seiner Kameraden wurden weggeführt und gezwungen ein Schiff zu besteigen, das sie dem Inselreich zuführen sollte, wo zur Zeit bereits 60 000 französische Kriegsgefangene schmachteten und vergeblich der Auslösung harrten. – Nach vierwöchentlicher Fahrt gelangte die Brigg, welche die Gefangenen trug, nach Portsmouth, wo W. und einer seiner Gefährten wegen geschmiedeter Fluchtpläne zuerst im Prison-ship dieses Kriegshafens, dann auf dem Pontonschiff „The Veteran“ untergebracht wurden. Einige Wochen später fand ihre Ueberführung nach Peebles in Schottland statt, wo sie in relativer Freiheit, aber von der Sehnsucht, zu ihren Regimentern in Frankreich zurückkehren zu dürfen, halb zu Tode geplagt, verblieben, bis Anfang November 1811 ihre Verbringung nach dem weiter im Innern des Landes gelegenen Dumfries angeordnet wurde. Hier nun gelangten ihre längst gehegten Absichten, sich der rechtswidrigen Gefangenhaltung durch die Engländer durch die Flucht zu entziehen, zur Ausführung. Fast wäre der kühne Plan in letzter Stunde noch gescheitert, indem das dänische Schiff, das die jungen Krieger aus dem Hafen von Leith hätte wegbringen [507] sollen, bei deren Ankunft nach zwei gefahrvollen nächtlichen Märschen, bereits abgesegelt war. Doch, nachdem sie vierzehn Tage lang in einem Keller der Hafenstadt von Freundeshand geborgen geblieben waren, fand sich ein norwegischer Capitän, der sich bereit erklärte, das Wagniß zu unternehmen. Glücklich entging das Schiff den den Hafen bewachenden Kreuzern und am 5. November 1812 konnte W. und sein Gefährte, dankerfüllt gegen ihren Retter, die ihnen die Freiheit bringende norwegische Küste bei Drammen betreten. Von Christiania aus, wo sie vom dänischen Gouverneur, dem Prinzen Friedrich von Hessen, gütig empfangen wurden, mußten die Officiere das zu jener Zeit mit den Russen gegen Frankreich verbündete Schweden durchreisen, gelangten aber unerkannt über den Sund und sodann über Fünen, Flensburg und Kiel nach der damaligen französischen Grenzstadt Hamburg. In Hamburg hoffte W. vom Platzcommandanten, General Carra St. Cyr, die Erlaubniß zu erlangen, über Berlin und Königsberg zu seinem, mit der großen Armee nach Rußland gezogenen Regimente zu stoßen. Es war jedoch ein allgemeiner Befehl ergangen, wonach alle aus der Gefangenschaft zurückkehrenden Officiere nach ihren Regimentsdepots dirigirt werden sollten. Dasjenige von Wieland’s Regiment befand sich in Lauterberg im Unterelsaß, dasjenige seines Kameraden in Straßburg. Ueber Bremen, Münster, Köln, Mainz langten die Officiere in den neuen Garnisonen an. W. erhielt Urlaub zum Besuch der Eltern in Basel und traf – ein merkwürdiger Zufall – am selben Tage in der Heimath ein, an dem seinem Vater die höchste Würde, welche der kleine Freistaat zu vergeben hatte – diejenige eines Bürgermeisters – übertragen wurde.

Im Frühjahr 1813 zog Hauptmann W. mit den aus den Trümmern seines aus Rußland zurückgekehrten Regiments reorganisirten Compagnieen nach Holland ins Lager von Utrecht. Hier wurde er vom Commandirenden, Divisionsgeneral Amey, zu seinem ersten Adjutanten ernannt, was seinen Austritt aus dem Verband der Schweizerregimenter und den Eintritt in den französischen Generalstab mit sich brachte. Die neue Stellung führte W. nach der Weser, wo sich das Corps Amey im Hannoverschen und nördlichen Westfalen mit den Truppen Tschernischeff’s und dem Lützow’schen Freicorps herumschlug – für den jungen Generalstabsofficier eine gute Schule für die weitere Ausbildung in den Praktiken des kleinen Krieges. Dann gings an die Yssellinie und nach der Eroberung Hollands durch die Alliirten nach Köln, wo Amey den Befehl über die 2. Division des 11. Armeecorps (Macdonald) übernahm.

Doch auch hier war nach Blücher’s Rheinübergang für die Franzosen des Bleibens nicht. Ueber Namur zog Macdonald an die Marne. W. nahm hier an allen Kämpfen gegen das rasch vordringende Corps York’s theil. Bei La Chaussée wurde er am Kopfe verwundet und das Pferd ihm unter dem Leibe erschossen. Auf dem Schlachtfelde erhielt er seine Beförderung zum Chef de bataillon, aide de camp. Auch die Treffen bei Château-Thierry und La Ferlé-sous-Jouarre boten ihm Gelegenheit, sich auszuzeichnen. An ersterem Ort wartete er fürs Sprengen der Brücke den Augenblick ab, da die feindlichen Tirailleurs auf derselben anstürmten; in La Ferté hielt er mit einigen hundert Mann, auf welches Häuflein seine Division von 1800 Mann heruntergeschmolzen war, dem vordringenden Gegner bis Mitternacht Stand. Dann focht die Division, die inzwischen durch Nationalgarden ergänzt worden war, in den Schlachten von Montereau und Arcis-sur-Aube mit. Einige Tage nach letzterer Schlacht – am 25. März 1814 – wurde sie nach Sezanne detachirt, um einer starken Wagencolonne als Escorte zu dienen. Auf dem Marsche dahin gerieth sie bei La Fère Champenoise zwischen die Blücher’schen und Schwarzenberg’schen Heeresmassen. Während 12 Stunden leistete sie verzweifelten Widerstand, wurde aber [508] schließlich vom feindlichen Geschütz niedergeschmettert und von der Reiterei zusammengehauen. W., der in dem Carré gefochten hatte, das bis zuletzt Stand gehalten, erhielt eine schwere Wunde am Kopf und blieb besinnungslos auf dem Kampfplatz liegen. Aus der Betäubung erwacht, fand er sich bis aufs Hemd ausgeplündert, hatte aber die Kraft, sich aus dem Leichenhaufen wegzuschleppen und bis zum Standort der verbündeten Monarchen zu gelangen. die dem Gefechte beigewohnt hatten und sich nun des Verwundeten annahmen. – Nach dem Friedensschluß folgte W., der inzwischen von seiner Verwundung genesen war, seinem General ins Innere von Frankreich, wo diesem das Commando einer Territorial-Militärdivision übertragen worden war. Hier wurde dem Adjutanten die wohlverdiente Auszeichnung durch den Militärverdienstorden und das Kreuz der Ehrenlegion. In dieser Stellung verblieb er – auch während der „hundert Tage“ tactvoll mit Rücksicht auf seine Eigenschaft als Fremder aus der Zurückgezogenheit nicht heraustretend, bis die zweite Rückkehr der Bourbonen und die Entlassung der fremden Officiere seiner kurzen aber vielversprechenden Carrière ein Ende setzte.

In die Schweiz zurückgekehrt lebte W. zuerst noch einige Zeit auf französischem Halbsold, dann übernahm er die neugeschaffene Stelle eines Polizeidirectors seines Heimathkantons. Weit besser als das Wirken in diesem Amte, das nach oben und unten Rücksichtnahme verlangte, die seinem jugendlichen Eifer, gepaart mit soldatisch-strengen Ansichten über Gehorsam und Ordnung, nicht immer leicht fiel, sagte dem von feuriger Vaterlandsliebe erfüllten Officier die Thätigkeit zu, die er, gestützt auf seine im Dienste des großen Korsen erworbenen reichen Kenntnisse praktischer und theoretischer Natur, nun zum Besten der Vervollkommnung der heimathlichen Militäreinrichtungen entfalten konnte. Eine im J. 1821 veröffentlichte Broschüre: „Ueber die Bildung der eidgen. Streitkräfte“, in der er das Schaffen eines Bundesheeres befürwortete, bei dessen Organisation, Ausbildung und Verwendung im Kriegsfalle den eigenartigen topographischen Verhältnissen des Landes und dem Volkscharakter möglichst Rechnung getragen werden sollte, und sodann eine weitere, bald nachher erschienene: „Die schweiz. Neutralität und die Mittel zu ihrer Erhaltung“ erregten Aufsehen und machten des Verfassers Namen rasch im ganzen Lande bekannt. Diesen kleineren Schriften folgte im J. 1825 Wieland’s Hauptwerk: „Handbuch für Schweizerofficiere“, ein Lehrbuch der Kriegswissenschaften für Truppenofficiere, in welchem er – nach allgemeinen Ausführungen über Strategie, Taktik, Heeresorganisation u. s. w. – die Möglichkeit der Vertheidigung der verschiedenen schweiz. Grenzfronten gegen Angriffe seitens der benachbarten Staaten und die hierbei mit Vortheil anzuwendenden Kampfesweisen einer eingehenden Erörterung unterzog. Diesem Handbuch reihten sich zwei Bände: „Geschichte der Kriegsbegebenheiten in Helvetien und Rhätien“ an, in welchen die Kriegsgeschichte der Schweiz von den ältesten Zeiten bis zum Jahre 1815 in gründlicher Weise dargestellt wird, ein Werk, das trotz mancherlei abweichenden Ergebnissen, welche die Forschung auf diesem Gebiete seither zu Tage gefördert hat, noch heute seinen Werth besitzt, wofür schon der Umstand spricht, daß noch im J. 1879 eine unveränderte Neuauflage (der 2. Ausg. v. 1827) zur Ausgabe gelangte. Die edle, von glühendem Patriotismus durchwehte Sprache, die allen diesen Schriften eigen ist, fand lebendigen Widerhall in den Herzen der Leser und trug viel dazu bei, das Interesse für das vaterländische Wehrwesen neu zu wecken und in weite Kreise zu tragen.

Doch auch in praktischer Thätigkeit zollte W. der engeren und weiteren Heimath seine Dienste. Die Tagsatzung ernannte ihn im J. 1822 zum Oberstlieutenant im eidgenössischen Generalstabe. Bald wurde Oberst-Quartiermeister [509] Finsler auf den strebsamen Officier aufmerksam und übertrug ihm in der Folge zahlreiche Recognoscirungen in den Grenzgebieten des Landes. Während mehrerer Sommer bereiste W. in Begleitung seines Adjutanten die Schweiz und legte seine Beobachtungen, seine Vorschläge über die zweckmäßigste Vertheidigung der besichtigten Landesstrecken in umfangreichen Berichten an die oberste Militärbehörde nieder. Als im J. 1860 das eidgenössische Stabsbureau geschaffen wurde, lieferten diese Arbeiten den Grundstock für die betreffende Abtheilung der Archive. – Den Glanzpunkt seiner militärischen Thätigkeit im Vaterlande erlebte indessen der inzwischen zum eidgenössischen Obersten beförderte W. im J. 1828, wo er im Uebungslager in Wohlen eine Brigade mit Auszeichnung commandirte. Hier konnte er seine Theorien über Truppenführung, die durchweg das Einfache, Kriegsgemäße anstrebten, praktisch bethätigen. Hier erwies er sich auch als ein Meister in der – damals noch wenig gewürdigten – Kunst, das Interesse der Truppen an den Uebungen zu wecken. Hier, im Verkehr mit Kameraden und Mannschaft, traten aber auch die selten liebenswürdigen Charaktereigenschaften des jungen Obersten voll zu Tage und nahmen, verbunden mit feinen Umgangsformen und den Vortheilen einer imponirenden äußeren Erscheinung, Hoch und Niedrig für ihn ein. Doch es sollte W. nicht vergönnt sein, sich der ihm als Lohn selbstloser, unermüdlicher Arbeit zugefallenen Stellung lange zu erfreuen. Mannhaftes Auftreten gegen die von eingewanderten deutschen Demagogen geschürten unzufriedenen Elemente seines Heimathkantons in seiner Eigenschaft als Polizeidirector, zogen ihm den besonderen Haß der demokratischen Presse des ganzen Landes zu und Schmähartikel, die in einigen der betr. Organe gegen ihn erschienen, führten zu einem erbitterten Federkrieg, in dem die soldatische Geradheit gegen die Ränke und Schliche der Journalisten und ihrer Hintermänner den Kürzeren ziehen mußte. Die mit diesen Preßfehden verbundene Aufregung, sowie die Last der schweren Verantwortung, die ihm nach dem im J. 1831 erfolgten Ausbruch der Revolution im Landtheil des Kantons Basel als Führer der Militärkräfte einer die Tragweite der Ereignisse unterschätzenden und energischen Maßregeln abgeneigten Regierung zufiel, untergruben seine Gesundheit. Ein Urlaub, der ihm gewährt wurde, damit er im Süden Erholung suchen könne, konnte den Lauf der Dinge nicht mehr ändern. Zu dem schleichenden Uebel gesellte sich im März 1832 ein hitziges Fieber, das ihn nach einer Krankheit von wenigen Tagen im jugendlichen Alter von 41 Jahren dahinraffte.

Ein Jahr nach Wieland’s Hinscheiden wurde in blutigem Waffengang zwischen dem baselstädtischen Militärcontingent und dem revolutionirten Landvolk der unselige Bruderstreit, zu dessen edelsten Opfern wir den wackeren Soldaten zählen dürfen, zu Gunsten des Landtheils entschieden, ein Ausgang, der die Trennung des Kantons in zwei geschiedene Staatswesen – Basel-Stadt und Basel-Land – zur Folge hatte.

Handschriftliche Aufzeichnungen des Obersten Joh. Wieland (im Besitz der Familie). – Ein Wort der Wahrheit an die eidg. Waffenbrüder über die ausgestreuten Verläumdungen gegen die Person von Oberst Wieland. Basel 1831. – Dr. C. Wieland, Die vier Schweizerregimenter im Dienste Napoleon’s I. 1803–1814 (Basler Neujahrsblatt 1879). – Hans Wieland (d. J.), Erinnerungen eines alten Soldaten der ersten Kaiserzeit (Basler Taschenbuch 1864). – E. Raillard, Pfarrer, Leichenrede bei der Beerdigung d. H. Joh. Wieland, gew. eidg. Oberst. Basel 1832. – Dr. Alb. Maag, Geschichte der Schweizertruppen im Kriege Napoleon’s I. in Spanien und Portugal (1807–1814). Biel 1892.

[501] *) Zu Bd. XLII, S. 399.