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Artikel „Westermayr, Daniel Jakob“ von Wilhelm Grotefend in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 42 (1897), S. 188–189, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Westermayr,_Daniel_Jakob&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 01:41 Uhr UTC)
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Westermayr: Daniel Jakob W. (Westermayer), Goldarbeiter, geboren zu Augsburg als Sohn des Goldschmieds Johann Andreas W. und der Anna Dorothea, geborenen Stix aus Nördlingen, am 16. Juli 1734, † zu Hanau im August 1788, kam nach seiner Confirmation zu seinem Vater in die Lehre. Schon in früher Jugend bekundete W. große Neigung zum Zeichnen und dem entsprechende Anlagen. Nach seinem Eintritt in die Lehre besuchte er die Franziszianische Zeichenakademie seiner Vaterstadt. Dem Besuch dieser Anstalt verdankte W. bedeutende Fortschritte, namentlich auch im Bossiren, eine Fertigkeit, ohne die ein Gold- und Silberarbeiter der damaligen Zeit nicht zu bestehen vermochte. Nach Beendigung der Lehrzeit begab sich W. zu Gullmanns, der in Augsburg, dem Mittelpunkt der deutschen Gold- und Silberarbeit, zu den angesehensten seines Faches gehörte. Bei Gullmanns erlangte W. zumal im Treiben und Ciseliren nicht gewöhnliche Geschicklichkeit, die er u. a. bei Anfertigung eines großen getriebenen Weihkessels von der Größe, daß ein paar Menschen darin sitzen und arbeiten konnten, an den Tag legte. Die daran angebrachten Figuren aus der biblischen Geschichte waren von ihm gezeichnet, getrieben, ciselirt und zum Theil auch erfunden. Nach dem Berichte von Westermayr’s Sohne Konrad W., der die Biographie seines Vaters in Strieder-Justi, Gelehrten- und Schriftstellerlexikon verfaßt hat, zeugten diese Figuren von Erfindungsgabe, geschickter Zeichnung und großer Fertigkeit. Der große Weihkessel kam später nach Rom in die St. Peterskirche oder eine andere dortige Basilika. Von Augsburg wandte sich W. im J. 1756 nach Straßburg, wo er im Buttner’schen Silberladen als Ciseleur thätig war, auch sich im Zeichnen und [189] Bossiren in Wachs noch mehr vervollkommnete. Von Straßburg aus war es ihm vergönnt eine Reise nach Oberitalien zu machen. 1759 oder 1760 wurde W. nach Hanau berufen, damals der einzigen Stadt Deutschlands, wo goldene Dosen im großen Maßstabe verfertigt wurden. Nach Paris und Genf erfreute sich Hanau auf diesem Gebiete überhaupt des ersten Rufes. Als Goldtreiber und Ciseleur nach dort verschrieben legte sich W. mit vielem Erfolge auf das Graviren der Dosen, sodaß ihm die schwierigsten und werthvollsten Arbeiten anvertraut wurden. W. machte sich in Hanau alsbald selbständig und erlangte durch seine Kenntnisse wie seinen Charakter allgemeine Achtung und Beliebtheit. Bei seiner Etablirung im October 1762 verheirathete sich W. mit Christiane Katharina du Rauzier aus Hanau († 1808), deren Vater aus Languedoc in Frankreich stammte und in seiner Jugend von dort eingewandert war. Infolge dieser Heitath schloß sich W. der französischen Gemeinde in Hanau an, der dann auch sein Sohn angehört hat. Aus dieser Ehe gingen dreizehn Kinder hervor, von denen jedoch nur Konrad am Leben blieb. W. fehlte es keineswegs an Arbeit, seine zahlreiche Familie aber verhinderte, daß er in befriedigende äußere Verhältnisse gelangte. Er verstand es zudem nicht sein Geschäft im Großen zu betreiben und ermangelte des kaufmännischen Sinnes. Als mit dem Jahre 1782 eine größere Geschäftsstille eintrat, versank W. mehr und mehr in Schwermuth. Gelegentlich raffte er sich aber dennoch auf und gab Proben seiner alten Geschicklichkeit; so trieb und ciselirte er auf Messing eine Kreuzigung mit den beiden Marien.

Justi (Strieder) a. a. O. S. 726–728.