ADB:Werneburg, Johann Wilhelm Adolf
1/2 Jahre lang das kölnische Gymnasium in Berlin. Vom Herbste 1831 bis dahin 1832 genügte er seiner Militärpflicht als Einjähriger bei dem 24. Infanterieregiment zu Erfurt. Hierauf wurde er 1833 in das preußische reitende Feldjägercorps aufgenommen und bildete sich drei Jahre lang in den Oberförstereien Schleusingen, Lohra und Liebenwerda praktisch aus. Nachdem er 1835 die Feldmesserprüfung bestanden hatte, wurde [20] er 1836 zur Forstakademie Eberswalde commandirt, wo er zwei Jahre studirte. 1838/39 absolvirte er die Oberförsterprüfung. Seine Anstellung als Oberförster der königlichen Oberförsterei Schleusingen-Neundorf (im Regbezk. Erfurt), welche er schon vom 1. März 1841 ab commissarisch verwaltet hatte, erfolgte durch Patent vom 7. März 1842. Am 1. Februar 1848 wurde er in gleicher Eigenschaft auf die Oberförsterei Neubrück (im Regbezk. Frankfurt a. d. O.) versetzt. Am 1. Juli 1852 zur Vertretung des Forstinspectors v. Waldaw nach Erfurt beordert, wurde er am 6. April 1853 definitiv zum Forstinspector ernannt. Am 13. Juli 1857 erhielt er den Titel „Forstmeister“; am 9. Februar 1863 wurde er zum Forstmeister mit dem Range eines Regierungsrathes ernannt. Im September 1865 mit Wahrnehmung der Geschäfte des Oberforstbeamten beauftragt, erhielt er am 8. Februar 1868 den Charakter als Oberforstmeister. Hierauf erfolgte endlich im Februar 1869 seine Ernennung zum wirklichen Oberforstmeister und Mitdirigenten der Forstabtheilung bei der Regierung zu Erfurt. Auf seinen Wunsch wurde er am 1. Juli 1881 pensionirt; jedoch behielt er seinen Wohnsitz in Erfurt bei.
Werneburg: Johann Wilhelm Adolf W., Forstmann, geboren am 2. August 1813 in Heiligenstadt (im Fürstenthum Eichsfeld), woselbst sein Vater als Präfecturrath in westfälischen Diensten stand, † am 21. Januar 1886 in Erfurt. Nachdem sein Vater 1816 als Mitglied der Regierung nach Erfurt versetzt worden war, besuchte er von seiner Schulpflichtigkeit an das Gymnasium in Erfurt bis 1830 und dann noch 1W. war ein nicht nur forstlich, sondern auch naturwissenschaftlich hochgebildeter Mann. Von Haus aus etwas ideal angelegt und von regem wissenschaftlichen Streben erfüllt, fand er – obschon durch seinen umfangreichen dienstlichen Wirkungskreis stark in Anspruch genommen – doch noch Muße zu schriftstellerischer Thätigkeit. Seine Arbeiten bewegen sich auf den Gebieten der Waldbau-, Forstschutzlehre und der Entomologie. Bekannt wurde er zunächst durch zwei Abhandlungen in Grunert’s Forstlichen Blättern („Zur Waldschutz-Frage“ im 14. Heft, 1867, S. 1–47 und „Zur Plänterwirthschafts-Frage“ im 16. Heft, 1868, S. 97–114). Schon hier trat er mit großer Wärme und Entschiedenheit für die „geregelte“ Plänterwirthschaft als die im Principe dem Gedeihen der Wälder am meisten entsprechende Behandlungsweise ein. In einem späteren Aufsatze: „Ueber den geregelten Plänterbetrieb“ (Danckelmann’s Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen, VII. Band, 1875, S. 434) bricht er eine nochmalige Lanze für diese Waldform, namentlich gegenüber dem uniformen Kahlschlagbetriebe. In seiner Eigenschaft als Oberforstbeamter war er zugleich bemüht, den hier ausgesprochenen Ansichten auch bei der Bewirthschaftung der seiner Obhut unterstellten Waldungen möglichste Ausdehnung zu verschaffen, und zwar besonders in den auf Muschelkalk stockenden Buchen-Mischbeständen des Eichsfeldes. Hier suchte er die Ueberführung der gleichalterigen Hochwaldbestände in Plänterbestände durch Löcherhiebe zu bewirken. In den Hochwaldrevieren des Thüringerwaldes begnügte er sich damit, in die Verjüngungen möglichst reichen Ueberhalt von Tannen und Buchen einwachsen zu lassen und die meistens aus Mittelwald aufgewachsenen Buchen selbst auf sehr geringen Bodenclassen (Sandboden) zu erhalten bezw. als Laubholz zu verjüngen. Die Thatsache, daß man den von ihm als allgemeine Wirthschaftsform angebahnten regelmäßigen Plänterbetrieb – abgesehen von Höhenlagen und steilen, flachgründigen Hängen – neuerdings in den betreffenden Oertlichkeiten verlassen und sich wieder dem schlagweisen Hochwaldbetriebe zugewendet hat, legt den Schluß nahe, daß die von W., der zu viel von der Natur erwartete, von seiner Wirthschaft erhofften günstigen Erfolge nicht eingetreten sind. Es kann dies nicht befremden, da W. mit der Empfehlung des Plänterbetriebs, dem starke Schattenseiten eigenthümlich sind, viel zu weit ging. – In der Durchforstungsfrage weist er in einem kurz vor seinem Tode geschriebenen sehr ruhig und verständig gehaltenen Aufsatze (in Danckelmann’s Zeitschrift etc., XVIII. Jahrg., 1886, S. 185) die Borggreve’sche Plänterdurchforstung mit vollem Rechte als eine Theorie von höchst zweifelhaftem Werthe auf so lange zurück, als nicht durch langjährige, umfassende und exacte [21] Untersuchungen dargethan sei, daß infolge dieser Durchforstungsmethode wirklich bessere Bestände erzogen und eine namhafte Steigerung des Zuwachses erzielt werde. – Sonstige von ihm in der obengenannten Zeitschrift niedergelegte Abhandlungen und Mittheilungen sind: „Zur Vogelschutzfrage“ (I. Band, 1869, S. 96); „Die Wirthschafts- und Verwaltungs-Ergebnisse in den Königl. Forsten des Regierungsbezirks Erfurt im Jahre 1866“ (II. Band, 1870; S. 150); j ,„Der Wanzenbaum“ (V. Band, 1873, S. 129); „Tortrix viridana“ (daselbst, S. 236); „Noch etwas über das Ringeln der Spechte“ (VIII. Band, 1876, S. 274). Ursprünglich stellte er die These auf, daß der Specht insektenfreie Stämme deshalb behacke und ringele, um Bastfasern (bezw. Rindenfleisch) zu genießen. Später neigte er sich aber der König’schen Hypothese, daß das Ringeln lediglich zum Zwecke des Saftgenusses erfolge, zu. – Endlich war er auch ein sehr gründlicher Schmetterlingskenner. Sein Buch „Der Schmetterling – und sein Leben“ (1874) behandelt die ästhetische und praktische Bedeutung der Falter in einer höchst anziehenden und nach manchen Richtungen hin sogar eigenartigen Weise, die selbst dem erfahrenen Lepidopterologen neue Seiten bietet.
W. war als hervorragende wissenschaftliche Kraft in den 1870er Jahren wiederholt Mitglied der Forst-Ober-Examinationscommission und Vorsitzender der Commission für die Jägerprüfungen bei den Bataillonen 4 und 10. Außerdem fungirte er mehrmals als Vorsitzender bei den Jahresversammlungen des Vereins thüringischer Forstwirthe.
- Forstliche Blätter, Neue Folge, 1886, S. 111 (Nekrolog von Grunert). – Amtliche und private Mittheilungen.