ADB:Werf, Peter Adriansz van der

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Artikel „Werf, Peter Adriansz van der“ von Pieter Lodewijk Muller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 42 (1897), S. 10, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Werf,_Peter_Adriansz_van_der&oldid=- (Version vom 23. April 2024, 08:50 Uhr UTC)
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Werf: Peter Adriansz van der W., Bürgermeister von Leiden, wurde 1523 als Sohn eines Sämischgerbers, der nicht, wie der Sohn nach seiner Werkstatt (holl. werf) genannt wurde, sondern den Zunamen Vermeer erhielt, geboren. Acht Jahre später erlitt der Vater als Wiedertäufer den Tod. Der Sohn blieb dem Ketzerglauben treu, scheint sich aber den Reformirten angeschlossen zu haben. Als Alba herannahte, emigrirte er nach Emden. Schon im nächsten Jahre (1568) reiste er im Auftrag Oraniens mit einem in Leiden ansässigen Edelmann, dem Herrn v. Swieten, in geheimer Sendung nach Holland: zwei Jahre später aufs neue, um Geld für Oraniens geplante Expedition zu sammeln. Er scheint diese Aufgabe mit Geschick gelöst zu haben und erwarb sich die Gunst Oraniens, der ihn, als er im J. 1572 nach der Revolution in Holland zurückgekehrt war, nicht allein in seinen besonderen Schutz nahm, sondern auch bei der durch die Umstände gebotenen Magistratsänderung in die Regierung seiner Stadt einführte: und zwar gleich als Bürgermeister, eine für einen nicht zu den Regenten gehörigen Bürger seltene Auszeichnung. So geschah es, daß er 1574, als Leiden von den Spaniern belagert wurde, als ältester Bürgermeister, der im zweiten Jahre das Amt führte, die Stadtregierung zu leiten hatte. Seine drei Collegen waren, wie die meisten Regenten, nicht eben fest in ihrer protestantischen Gesinnung, was ihm die Stelle recht schwer machte. Doch van der Does (Janus Douza), Oraniens Commissär Bronckhorst und namentlich der Stadtschreiber Van Hout hielten den dann und wann Wankenden aufrecht, auch als die Noth in der eingeschlossenen Stadt aufs höchste gestiegen war. Das hat ihm den Namen eines Helden eingebracht, der im Volksmund als Vertreter des Kampfes bis aufs Messer fortlebt, wenn auch jetzt die Erzählung seines heroischen Angebotes, den eigenen Körper dem Volke zur Speise zu überlassen, kaum noch geglaubt wird. Gewiß ist es, daß Douza ihm seiner Charakterschwäche wegen nicht traute, daß er in der Rathsversammlung der Unterhandlung mit dem Feinde, wenn auch nicht kräftig, das Wort redete, und daß Oranien, als er nach der Befreiung der Stadt die Regierung änderte, ihn nicht wieder ernannte. Später hat er jedoch öfters in der Regierung auch als Bürgermeister gesessen und ist im Anfang des Jahres 1603, von seinen Mitbürgern hochgeehrt, gestorben. Die Tradition hat sich so stark erwiesen, daß auch das 1875 errichtete Denkmal der Belagerung die Statue van der Werf’s trägt.

Vgl. außer den gewöhnlichen Quellen der Zeit und Litteratur (speciell Fruytiers’ Corte Beschryvinghe), die von Fruin meisterhaft herausgegebenen Oude Verhalen van het beleg en ontzet van Leiden (Haag 1874). Auch dessen Beleg en ontzet der stad Leiden in 1574 und van Bloten, Leidens Belegering en ontzet. – Die sonstige Litteratur hat weniger wissenschaftlichen Werth.