ADB:Welsch, Hieronymus
[1]. Ueber seinen Bildungsgang ist nichts bekannt, doch geht aus seinem Reisewerke hervor, daß er mindestens eine Lateinschule besucht haben muß. 1630 verließ er, einem unwiderstehlichen Drange nach Abenteuern folgend, seine Vaterstadt, begab sich über Wien nach Venedig und durchzog ganz Italien bis nach Malta, sowie Spanien und Frankreich. Hier nahm er Kriegsdienste und betheiligte sich unter Turenne sieben Jahre lang als Quartiermeister an den Feldzügen der Franzosen in der Freigrafschaft und in den spanischen Niederlanden. 1641 kehrte er nach Schwaben zurück und wurde herzoglich württembergischer Rentkammerrath in Stuttgart, wo er noch 1664 lebte. Die Muße, die ihm sein Amt ließ, benutzte er zur Abfassung eines Reisewerks, das unter dem Titel: „Hieronymi Welschen selbsterfahrne Reißbeschreibung“ mit dem Bilde des Verfassers in Kupferstich mehrfach gedruckt wurde (Stuttg. 1658, Nürnb. 1659, Stuttg. 1664). In diesem Buche zeigt sich W. als scharfsinniger und zuverlässiger Beobachter, der namentlich auffallende Naturereignisse trefflich zu schildern versteht. Von dauerndem Werthe ist seine Beschreibung des großen Vesuvausbruchs vom December 1631, dem er als Augenzeuge beiwohnte. Nicht minder interessant sind seine Bemerkungen über den Aetna. Die auf dem ausführlichen Titel des Werkes angezeigten Abschnitte über Nordafrika, Arabien und Palästina sind werthlos, weil überaus dürftig und nicht aus eigener Erfahrung geschöpft, sondern aus anderen Reisebeschreibungen entlehnt.
Welsch: Hieronymus W., Reisender, nicht zu verwechseln mit dem wenig jüngeren gleichnamigen Augsburger Arzte und Polyhistor, wurde um 1610 in Nördlingen geboren[Zusätze und Berichtigungen]
- ↑ S. 682. Z. 2 v. o. l.: geboren am 23. Februar 1612 in Lauingen, † am 27. September 1665. [Bd. 45, S. 676]