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Artikel „Weinbrenner, Friedrich“ von Louis Katzenstein in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 500–502, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Weinbrenner,_Friedrich&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 23:20 Uhr UTC)
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Band 41 (1896), S. 500–502 (Quelle).
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Weinbrenner: Friedrich W., Architekt, geboren 1766 in Karlsruhe, zu einer Zeit, da es in seinem Vaterlande noch keine Bildungsanstalten für Künstler gab. Er sah sich daher auf seinen Vater, einen tüchtigen Zimmermeister, angewiesen. [501] Allein der Vater starb früh und der Jüngling war ohne Führer, bis der Major Lux, dem Baden die erste Einrichtung seiner Artillerieschule verdankt, auf das Talent des jungen W. aufmerksam wurde. Dieser ertheilte ihm Unterricht im Zeichnen und in der Mathematik. Daneben beschäftigte er sich mit dem Bauwesen praktisch unter Leitung seines Bruders, eines ausgezeichneten Maurermeisters. Im J. 1787 ging er nach Zürich, um den Bau einiger Gebäude zu leiten und dann zu einem Jahrescurs an die Akademie nach Wien. Auf seiner Rückkehr kam er nach Berlin, und ging dann auf das Zureden des Malers Carstens nach Italien, wo die Werke der alten classischen Architektur einen mächtigen Eindruck auf ihn machten und jetzt sah er seine Richtung klar vorgezeichnet. Er suchte in den Geist der alten Bauwerke einzudringen, was ihm bei seinem Talente in hohem Grade gelang. Das frühere mangelhafte Studium der Baukunst wurde jetzt auf haltbare Grundsätze zurückgeführt und in allen seinen Schöpfungen traten antike Formen dem manierirten Modekram seiner Vorgänger entgegen. In Rom unternahm er mehrere sinnreiche Restaurationen antiker Gebäude. In Sicilien fesselten ihn wol die griechischen Bauten Pästums; er kam aber überhaupt seitdem über den Kreis der alten römischen Kunst nicht hinaus und sie war ihm maßgebend in allen Verhältnissen. Das drückt sich in allen seinen Werken aus, theilweise in großer Nüchternheit, sodaß z. B. seine vielen Bauten in Karlsruhe monoton und leer erscheinen. Die edelste Blüthe griechischer Baukunst blieb ihm fremd. In früheren Werken über Architektur galt er freilich als Wiederhersteller der classischen Kunst, in der erst Schinkel später den lebensvollen Organismus zur Anschauung gebracht. Weinbrenner’s Streben war indessen doch von größter Bedeutung, und die Schule, welche er gründete, verwaltete gewissenhaft das anvertraute Gut. W. wies in seinem Unterricht beharrlich auf die Werke der classischen römischen Architektur hin. Soviel er aber auch zur Läuterung des Geschmacks beitrug, für die Werke der mittelalterlichen Kunst hatte er keine Würdigung. Der romanische und gothische Stil blieb unbeachtet. So große Anerkennung auch seine in Italien ausgeführten Pläne und perspectivischen Ansichten bei seiner Rückkehr in Karlsruhe 1797 fanden, wurde ihm doch nur eine geringe Anstellung zu theil. Er ging deshalb nach Straßburg, wo er Gelegenheit fand, sein Talent von der glänzendsten Seite zu zeigen. Er fertigte den Plan zum Monumente des Generals Desaix, des Generals Beaupuy bei Neubreisach und den Entwurf zu dem vom französischen Directorium projectirten Nationaldenkmal der Republik in Bordeaux. Diese Arbeiten gründeten den Ruhm des Meisters und verschafften ihm einen Ruf nach Hannover, doch bewirkte die Gräfin v. Hochberg seine Anstellung als Bauinspector in Karlsruhe. Hier öffnete sich ihm ein glänzender Wirkungskreis und er nahm in der Folge die höchste Stelle seines Faches ein. Nach Müller’s Tod ernannte ihn der Großherzog Karl Friedrich zum Oberbaudirector des Landes. Er baute die neue katholische und lutherische Kirche, die Synagoge, das Rathhaus, das Theater, das Ettlinger Thor, das Palais Hochberg, das Gartenpalais der Markgräfin Friedrich, die ältere Kaserne etc. etc. Nach seinen Plänen wurde die Stadt erweitert, aber in ihrer Einförmigkeit nicht verschönert. Auf den Bau des Theaters richtete er sein besonderes Augenmerk und wollte auch hier die alte classische Form angewendet wissen, gab auch 1809 ein Werk heraus über das Theater in architektonischer Hinsicht. Auch die bildenden Künste umfaßte sein reger Sinn, besonders die historische Malerei und die Plastik als selbständige Kunst. Von seinen schriftstellerischen Arbeiten sind zu erwähnen ein architektonisches Lehrbuch in drei Theilen. Nach dem Tode seiner Gattin lebte er einzig in der Kunst und Litteratur. Hochgeschätzt als Künstler und als Mensch war W. und sein gastliches Haus ein von allen Gebildeten gesuchtes. [502] Er schrieb eine Selbstbiographie, welche nach seinem 1826 erfolgten Tode erschien: Fr. W., Denkwürdigkeiten aus seinem Leben, von ihm selbst geschrieben. Herausgegeben und mit einem Anhange versehen von Dr. A. Schreiber. Heidelberg 1829.

Vgl. Nagler.