ADB:Wegener, Johann Friedrich Wilhelm
**): Johann Friedrich Wilhelm W., Maler, wurde am 20. April 1812 in Dresden geboren. Da er der Sohn armer Leute war, sah er sich auf fremde Unterstützung angewiesen. Obwol er schon als Kind Begabung zum Zeichnen an den Tag legte, mußte er das Buchdruckergewerbe erlernen. Während seiner fünfjährigen Lehrzeit hatte er mancherlei schwere Erfahrungen [784] durchzumachen. Er behielt nur die Nächte übrig, um sich in der Kunst auszubilden und untergrub dabei seine Gesundheit. Als er es in Dresden nicht mehr aushielt, machte er sich mit dem Pastellkasten auf dem Rücken auf die Wanderschaft, auf der er bis Kopenhagen gelangte, wo er drei Monate lang den Gypssaal der Akademie besuchte. Mangel an Mitteln nöthigte ihn zur Rückkehr nach Deutschland. Er lebte nun eine Zeitlang in Kiel und Hamburg, wo er sich als Lithograph sein Brot verdiente. Durch den Erwerb einer kleinen Erbschaft wurde er in die Lage versetzt, sich wieder nach Dresden zu wenden und seine Studien auf der dortigen Kunstakademie wieder aufzunehmen. Er arbeitete hier unter der Leitung des Professors Johann Christian Claussen Dahl, der sich ebenso wie Karl Vogel v. Vogelstein seiner auf das wärmste annahm, als er sich nach dem Verbrauch seiner Mittel wieder in seine gedrückte Lage versetzt sah. Erst als im J. 1840 der sächsische Kunstverein ein Bild Wegener’s kaufte und der König von Sachsen auf seine Arbeiten aufmerksam gemacht wurde, besserten sich seine Verhältnisse. Er unternahm daher im J. 1844 eine Reise nach Böhmen, Tirol und Oberitalien, auf der er neue Anregungen für seine Kunst gewann. Da seine Werke namentlich in Hofkreisen gefielen, fand er eine Menge vornehmer Schüler, unter denen sich auch mehrere fürstliche Persönlichkeiten befanden. Er starb, nachdem er im J. 1860 zum sächsischen Hofmaler ernannt worden war, am 11. Juli 1879 in Gruna bei Dresden. – W. hat sich vor allem als Thiermaler einen guten Namen gemacht, da er mit der Genauigkeit eines Naturforschers an die Beobachtung des Thierlebens ging. Seine kleineren Arbeiten, Zeichnungen und Radirungen, zum Theil von sauberster Ausführung, sind auch heute noch nicht ohne Reiz; dagegen reichte sein Talent für größere Aufgaben nicht aus. Von seinen Bildern besitzt die Dresdener Galerie zwei: einen „Waldbrand in Nord-Amerika“ (1846), ein Bild, dessen Stoff er wiederholt behandelt hat, und „Hirsche im Wasser“ (1855). Die Nationalgalerie in Berlin bewahrt ein aus der Sammlung des Consuls Wagener stammendes Oelbild, das „Damwild“ darstellt (1847). – W. ist auch mit Erfolg als Schriftsteller aufgetreten. Im J. 1851 veröffentlichte er im Verlag von J. J. Weber in Leipzig „Das Leben der Thiere. Bilder und Erzählungen von Friedrich Wilhelm Weber. Nebst einem Vorwort von Ludwig Reichenbach.“ Dieses kleine Büchlein beruht auf einer eingehenden Beschäftigung mit dem Thierleben, während die beigegebenen Thierdarstellungen sämmtlich von W. nach der Natur gezeichnet worden sind. Im J. 1858 folgten „Dreißig Fabeln mit Bildern“ (Leipzig, Wigand) und endlich im J. 1861 „Das Hühner-Buch. Beschreibung aller bekannten Hühnerarten, Anleitung zu ihrer Zucht, Wartung und Pflege, und Belehrung über Erkenntniß und Heilung ihrer Krankheiten. Mit 96 nach der Natur gezeichneten Abbildungen“ (Leipzig, J. J. Weber). W. faßte in diesem Hühnerbuch seine Arbeiten über die Zucht und Geschichte der Hühner zusammen, die er zum Theil schon in seinen Vorträgen über diesen Gegenstand in den Sitzungen der naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis in Dresden, deren Mitglied er war, bekannt gemacht hatte.
Wegener- Vgl. G. K. Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexikon. XXI, 210–213. München 1851. – Fr. Müller, Die Künstler aller Zeiten und Völker III, 844. Stuttgart 1864. – Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst XV, 447. Leipzig 1880. – Max Jordan, Katalog der Königlichen National-Galerie zu Berlin. 5. Aufl. Berlin 1880. I, 130. II, 217. – Karl Woermann, Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden. Große Ausgabe. 2. Aufl. Dresden 1892. S. 713, 714.
[783] **) Zu S. 426.