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Artikel „Waldeck, Josias Graf“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 676–677, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Waldeck,_Josias_Graf&oldid=- (Version vom 2. November 2024, 13:18 Uhr UTC)
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Waldeck: Josias Graf W., aus der neuen Wildunger Linie, herzoglich braunschweig-lüneburgischer Generalmajor, ein Sohn des Grafen Philipp VII., am 31. Juli (alten Stiles) 1636 geboren, stand zuerst im Dienste des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, unter welchem er 1655 Oberst von der Infanterie war und 1656 als Generalmajor bei Warschau focht, diente dann der Krone Schweden, nahm 1663 als kaiserlicher Feldwachtmeister am Türkenkriege theil und ward vor Fünfkirchen durch einen Pfeil verwundet. Als darauf Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg in Gemäßheit eines mit seinem Bruder Johann Friedrich am 12. September 1665 abgeschlossenen Vertrages die Regierung der Celleschen Lande antrat und die Truppen, welche er vorfand, sehr vermehrte, übernahm Graf W. als Generalmajor das Commando der letzteren, welche aus 4 Regimentern Cavallerie, 2 Regimentern Infanterie, einiger Artillerie, sowie einigen Garde- und Ausschußcompagnieen [677] bestanden. Dann überließ der Herzog im J. 1668 die drei Infanterieregimenter der Republik Venedig zum Kriege auf der Insel Kandia, deren Hauptstadt von den Türken arg bedrängt wurde. Es waren im ganzen 3300 Mann. W. erhielt den Oberbefehl und marschirte im Spätherbste jenes Jahres ab. Bei Venedig wurden die Truppen vom Dogen und den Senatoren gemustert und die Officiere reich beschenkt, W. mit einer goldenen Kette, an welcher das Bild des heil. Markus hing, 1000 Kronen werth. Am 28. März 1669 schiffte er sich ein, am 12. Mai landete er auf der Insel. Auf ihr Verlangen erhielten die Lüneburger die gefährlichsten Posten. Bei der Vertheidigung derselben gegen die Angriffe der Belagerer empfing W., welcher schon vorher am Arme verwundet war, am 6. Juli jenes Jahres eine neue gefährliche Wunde durch einen Granitsplitter am Beine; die herrschende große Hitze und Gemüthsaufregungen, welche aus Zwistigkeiten mit dem Oberbefehlshaber, dem Generalcapitän Morosini, entsprangen, verschlimmerten seinen Zustand und am 29. Juli gegen Mitternacht starb er. Sein Körper ward zuerst in der Katharinenkirche zu Kandia beigesetzt und dann nach Wildungen überführt. Graf W. war seit 1659 mit einer Gräfin Nassau-Siegen vermählt, hinterließ aber keine Kinder, sodaß die von ihm 1660, als er die Regierung des Amtes Wildungen und später noch des Amtes Wetterburg übernahm, gestiftete Linie Waldeck-Landau mit ihm erlosch.

Hoffmeister, Historisch-genealogisches Handbuch über alle Grafen von Waldeck und Pyrmont seit 1228. Cassel 1883. – v. Sichart, Geschichte der Königlich Hannoverschen Armee, 1. Bd. Hannover 1866. – Ausführliches Diarium der Belagerung der Festung Candia, neu aufgelegt 1724 (Bibliothek des Großen Generalstabes zu Berlin, D. 1311).