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Artikel „Wagner, Joachim“ von Ernst Friedländer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 506–507, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wagner,_Joachim&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 18:41 Uhr UTC)
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Wagner: Joachim W., berühmter Orgelbauer zu Berlin, geboren zu Carow bei Genthin, wo der Vater Pastor war, kam im J. 1719 nach Berlin, wo er sich um eine „Concession über das Orgelbauen“ bewarb. Der auf Befehl der Minister d. d. 7. November dess. J. vom Magistrat hierauf erstattete Bericht muß günstig ausgefallen und W. mit der Concession begnadigt worden sein, denn wir sehen ihn sogleich mit dem Bau eines großen Werkes beschäftigt. Zum Bau einer neuen Orgel in der Marienkirche zu Berlin hatte die Wittwe Stiller, geb. Betz 1500 Thlr. gestiftet und am 28. Nov. 1719 wurde mit W. ein Contract zur Ausführung des Werkes abgeschlossen, nach welchem er die Orgel für 2000 Thlr. zu bauen versprach. Im Frühjahr 1723 war sie vollendet und es ward am 12. Mai desselben Jahres bei der Abnahme anerkannt, daß alles „gut und tüchtig gemachet sei.“ -– Als im J. 1800 der Abt Vogler nach Berlin kam und sein Simplificationssystem einführen wollte (s. o. S. 174), ging der damalige Organist von S. Marien Seidel darauf ein und es wurden von den 2556 Pfeifen der Wagner’schen Orgel 1555 Pfeifen herausgenommen. 1829 ist indessen die Orgel wieder hergestellt und neuerdings ist das herrliche Werk in sachkundigster Weise gänzlich renovirt worden. – Außer der Marienkirchenorgel hat W. in Berlin und Umgegend noch viele andere Orgeln erbaut, nämlich die alte Orgel in der Garnisonkirche zu Potsdam (1723), welche 1730 von König [507] Friedrich Wilhelm I. der Jerusalemer Kirche in Berlin geschenkt wurde, die berühmte durch mechanische Kunstwerke und Ausschmückungen ausgezeichnete Orgel in der Garnisonkirche zu Berlin mit 3220 Pfeifen (1725), die Orgel in S. Georgen (1727), die alte Orgel auf dem Friedrichs-Werder, die Orgeln in der Parochialkirche (1730–1731) für 2130 Thlr., in der französischen Kirche in der Klosterstraße und im Friedrichs-Hospital; endlich sind noch die neue Orgel in der Garnisonkirche zu Potsdam und die in der Kirche zu Cottbus zu nennen. Wo W. seine Orgelbaustudien gemacht hat, ist leider nicht mehr zu ermitteln. Aus der Aehnlichkeit inbezug auf Disposition und Intonation der Orgelstimmen mit denen der Silbermannschen Orgeln (A. D. B. XXXIV, 310 ff.) geht hervor, daß beide bei demselben Meister gelernt haben. Die Intonation ist, wie es damals allgemein gebräuchlich war, auf glattem Kern erfolgt, und nicht wie jetzt üblich, auf gestochenem Kern. W. verdient neben Silbermann genannt zu werden, und ist nur deshalb weniger berühmt geworden, weil er unter ungünstigeren Verhältnissen arbeitete und seine Werke nicht die sorgfältige Pflege und Behütung erfuhren, wie die Dresdener Orgeln. – Die vorstehenden Angaben beruhen zum Theil wörtlich auf Mittheilungen des jetzigen Organisten der Marienkirchenorgel, des Musikdirectors Otto Dienel, eines der ersten lebenden Orgelspieler.

v. Ledebur, Tonkünstlerlexikon Berlins 1861, (der ihn Joh. Joachim Wagner nennt). – Joseph, Die Parochialkirche in Berlin 1694–1884. Berlin 1894. – R. Borrmann, Die Bau- und Kunstdenkmäler von Berlin. 1893, S. 176.