Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Wagner, Gabriel“ von Max Heinze in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 498–499, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wagner,_Gabriel&oldid=- (Version vom 18. April 2024, 14:00 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Wagner, Georg
Band 40 (1896), S. 498–499 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Gabriel Wagner (Mathematiker) in der Wikipedia
Gabriel Wagner in Wikidata
GND-Nummer 128731486
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|40|498|499|Wagner, Gabriel|Max Heinze|ADB:Wagner, Gabriel}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=128731486}}    

Wagner: Gabriel W. (Realis de Vienna), zu Quedlinburg wahrscheinlich gegen 1665 geboren – weder Geburtsjahr noch Todesjahr sind festzustellen – hatte [499] viele Universitäten besucht, erwarb die Magisterwürde, hielt sich eine Zeit lang in Wien auf, flüchtete aber von da, nachdem er verhaftet worden war, aus welcher Ursache ist nicht bekannt, wobei es ihm beinahe ans Leben ging, und kam 1696 nach Hamburg. Hier bewarb er sich um die Professur der Poesie am Gymnasium, aber vergeblich und verwickelte sich in Streitigkeiten, als diese seine Bittschrift hinter seinem Rücken veröffentlicht worden war; auch wurde ihm die Herausgabe einer wöchentlichen Zeitschrift unter dem Titel „Vernunftübungen“, die er begonnen hatte, untersagt, wahrscheinlich weil er darin einen zu selbstbewußten, auch gehässigen Ton angeschlagen hatte. Durch seine Heftigkeit und bissige Schreibart scheint er sich überhaupt geschadet zu haben, so daß er weder ein öffentliches Amt noch eine Professur, so weit ich nachkommen kann, erhielt, wiewol er sonst seiner Gelehrsamkeit und seines Scharfsinns wegen hoch geschätzt wurde. Brucker in seiner Historia crit. philos. V, S. 271 sagt: quo loco (Lipsiae) Michael Rhegenius et Gabriel Wagnerus Cartesium nostris commendare coeperunt pertracti eo nomine in controversiam cum Christ. Thomasio. Hiernach scheint W. auch in Leipzig sich aufgehalten zu haben, doch ist darüber nichts näheres zu finden; volle Abhängigkeit von Descartes geht aus seinen Schriften nicht hervor. In Verachtung der Metaphysik, die er „Dingerlehre“ zu nennen liebte, hielt er die scholastischen Abstractionen für ganz nichtig, für bloße modificationes cerebri et cogitationum und noch geringer schätzte er die bloßen termini der Logiker, sie seien nur modificationes oris et aëris; dagegen hielt er viel von Mathematik und Physik, die er eifrig trieb. Von seinen Schriften ist hervorzuheben: „Discursus et dubia in Christ. Thomasii introductionem in philosophiam aulicam“, die 1691 zu Regensburg unter dem Pseudonym Realis de Vienna erschien, Realis weil W. nur realia treiben wollte, de Vienna, um sich als zu dem Hause Oesterreich gehörend zu bezeichnen. Thomasius erkennt von diesem Werk selbst an, es zeige gute Fähigkeiten des Verfassers, nur lasse sich dieser von Haß und Liebe zu sehr bewegen, so daß die vernünftigen Gedanken zu wenig aufkämen. Unter demselben Pseudonym veröffentlichte W. noch: „Meditatio de gravitatis et cohaesionis causa“, in den Ephemerid. naturae curios., und „Prüfung des Versuches Thonasii vom Wesen eines Geistes“ (1707), wogegen ein sogenannter Jucundus de laboribus 1709 und 1710 zu Halle „freye Gedanken“ veröffentlichte. Die Buchstaben J. C. W. als Bezeichnung des Verfassers trägt die Schrift Wagner’s: „Responsum philosophicum ad Thomasii quaestionem de definitione substantiae“ (1693).

Jac. Frdr. Reimmanns Versuch einer Einleitung in die Historiam Literariam der Deutschen, III, 2, S. 110 ff. – Brucker, Kurze Fragmente der Philosophie VII, 543 und 550. – Zedler’s Universal-Lexikon.