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Artikel „Wachtel, Theodor“ von Max Friedlaender in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 424–425, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wachtel,_Theodor&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 22:26 Uhr UTC)
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Wachtel: Theodor W., Tenorist, am 10. März 1823 zu Hamburg als Sohn eines Droschkenbesitzers geboren, war nach des Vaters Tode selbst als Fuhrhalter thätig, bis seine Stimme, ein außerordentlich schöner und kräftiger lyrischer Tenor von großem Umfange, entdeckt wurde. Seine erste Lehrerin war Julie Grandjean in Hamburg. Den ersten Bühnenversuch machte der Sechsundzwanzigjährige auf dem Stadttheater seiner Vaterstadt; kurz vorher, am 1. März 1849, hatte er bereits in einem von ihm selbst veranstalteten Concert, in dem auch sein Landsmann Johannes Brahms mitwirkte, die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken gewußt. Als Anfänger war er zunächst ein Jahr lang am Hoftheater in Schwerin thätig, dann wandte er sich nach Würzburg, wo er durch den Unterricht des Capellmeisters Witt und der Sängerin Beck-Weichselbaum gefördert wurde. Im J. 1852 folgte er einem Rufe an das Darmstädter Hoftheater. Hier sang er u. a. bei der ersten Tannhäuser-Aufführung den Walther, und im J. 1853 die Titelrolle im Postillon von Lonjumeau, in der er später die größten Erfolge hatte. 1854–58 war er in Hannover, dann in Kassel thätig, der Wiener Hofoper gehörte er von 1863–65 an. Gastspiele führten ihn auf sämmtliche größeren Opernbühnen Deutschlands, außerdem von 1862–68 alljährlich für mehrere Monate nach London, wo er auf der italienischen Bühne des Coventgardentheaters sang, ferner 1869 nach Paris, 1871 und 78 nach Amerika. Eine feste Bühnenstellung nahm er seit dem Ende der 60er Jahre nicht mehr an. Seinen Ruhesitz wählte er erst in Wiesbaden, später nach mehrjährigem Aufenthalt in Berlin in Frankfurt a/M., wo er am 14. November 1893 starb. Seine besten Rollen waren außer dem Postillon: George Brown, Sever, Lyonel, Vasco de Gama. – Wachtel’s musikalische Bildung ist immer gering geblieben, um so besser war die rein technische Schulung seiner Stimme, die es ihm ermöglichte, noch am Vorabend seines siebzigsten Geburtstages bei einem Wohlthätigkeitsconcert vor dem Berliner Publicum zu erscheinen; der Glanz des herrlichen Organs hatte sich fast ganz unversehrt erhalten. Inbezug auf schauspielerische Darstellung und geistige Durchdringung seiner Rollen ist W. in allen Fällen selbst hinter bescheidenen Ansprüchen zurückgeblieben.

[425] Ueber Wachtel vgl. Hermann Knispel, Das Großherzogl. Hoftheater zu Darmstadt. – Jahrbücher der Theater zu Hamburg, Schwerin, Würzburg, Hannover, Kassel, Wien. – Neuer Theater-Almanach 1895.