ADB:Wachholtz, Friedrich Ludwig von

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Artikel „Wachholtz, Friedrich Ludwig von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 414–416, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wachholtz,_Friedrich_Ludwig_von&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 11:05 Uhr UTC)
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Wachholtz: Friedrich Ludwig v. W., herzoglich braunschweigischer General, am 30. August 1783 zu Breslau geboren, der Sohn eines Officiers, trat am 1. April 1798 ebenfalls in den preußischen Heeresdienst, machte am 14. October 1806 als Lieutenant im Infanterieregimente v. Malschitzky (Nr. 28) die Schlacht bei Auerstädt mit, gerieth durch die Uebergabe von Magdeburg in Kriegsgefangenschaft, wurde auf Ehrenwort entlassen und lebte in der Erwartung von neuem angestellt zu werden in seiner früheren Garnison Brieg als Herzog Friedrich Wilhelm im Frühjahr 1809 zum Kampfe gegen Frankreich rüstete. W. begab sich zu diesem nach Nachod und fand als Lieutenant Aufnahme in den Reihen der Schwarzen Schar, in denen er darauf am Zuge durch Deutschland an die Nordsee theilnahm. Während desselben stieg er zum Capitän und Compagniechef auf. Als das Corps sich in Elsfleth einschiffte blieb er als Nachhut an der Huntebrücke zurück und mußte, da, als er an den Hafen kam, nicht genügend Schiffe vorhanden waren, nach Brake weiter marschiren, von wo es ihm gelang nach Helgoland zu kommen. Am 25. September 1809 trat das braunschweigische Corps in englische Dienste, die Infanterie als ein Regiment von 12 Compagnien, deren eine W. erhielt. Es war die Scharfschützencompagnie, eine ausgewählte Truppe, mit Büchsen bewaffnet, äußerlich durch grüne Uniform [415] kenntlich und für besonders schwierige Unternehmen bestimmt. Nach Jahresfrist gab es dazu Gelegenheit. Am 16. September 1810 ward das Regiment am Tajo-Ufer bei Lissabon ausgeschifft um am Kampfe auf der Pyrenäischen Halbinsel unter Wellington theil zu nehmen. Am 10. October kam die Compagnie Wachholtz’ zum ersten Male ins Feuer, doch machte für dieses Jahr das Beziehen von Winterquartieren den Feindseligkeiten bald ein Ende. Als sie im März 1811 von neuem begannen, wurde W., während der übrige Theil des Regiments anderweit Verwendung fand, mit seinen Schützen der 4., vom General Cole befehligten Division überwiesen und erfreute sich, da er fortwährend bei derselben blieb, während der ganzen folgenden Kriegszeit einer sehr selbständigen Stellung, in welcher er sich vortrefflich bewährte. Besondere Anerkennung fand sein Benehmen bei dem Sturme auf die Festung Badajoz am 6. April 1812, wo er durch das Auffliegen einer Fladdermine arg am Beine contusionirt wurde. Die bedeutendsten von den übrigen Kämpfen, welchen er beiwohnte, waren die Schlachten bei Salamanka und bei Vittoria sowie die Einschließung und die Einnahme der Festungen Ciudad Rodrigo und San Sebastian. Gegen Ende des Jahres 1813, als Wellington’s Heer bereits auf französischem Boden stand, berief der Herzog einige seiner Officiere zu sich nach Braunschweig, um sie bei der Errichtung der dort aufzustellenden Truppenkörper zu verwenden. Unter diesen war auch der Capitän v. W.; als dann, nachdem Napoleon von Elba nach Frankreich zurückgekehrt war, der Herzog sein Feldcorps selbst auf den Kriegsschauplatz in den Niederlanden führte, nahm er den inzwischen zum Major aufgerückten W. als Generalstabsofficier mit. Am 16. Juni 1815 fiel Herzog Friedrich Wilhelm im Treffen bei Quatre-Bras; der erste aus seiner Umgebung, der dem tödlich verwundeten Fürsten Beistand leisten konnte, war W. und die letzten Worte, welche der Herzog sprach, waren an W. gerichtet, indem er fragte, wo Oberst Olfermann, der „Commandeur en second“, sei. Zwei Tage darauf wurde W. in der Schlacht bei Waterloo selbst, aber nicht schwer, verwundet. Olfermann’s an das Geheimrathscollegium zu Braunschweig erstatteter Schlachtbericht nennt ihn unter den Officieren, welche sich besonders ausgezeichnet haben. Nach der Rückkehr in die Heimath wurde W. Mitglied der Militäradministrationscommission, einer von der Vormundschaft eingesetzten, sonderbarerweise der Mehrzahl nach aus bürgerlichen Beamten gebildeten Behörde, welche, bis Herzog Karl nach seinem 1823 erfolgten Regierungsantritte ihr die Commandoangelegenheiten entzog, sowol diese wie die Verwaltungsgeschäfte zu regeln hatte; daneben verblieb W. im Truppendienste, ebenso als er 1827 Mitglied des Staatsministeriums wurde, welchem er bis zum Ende der Regierung von Herzog Karl angehörte. Als im J. 1822 das Corps den Vorschriften des Deutschen Bundes entsprechend gegliedert und außer einem Reservebataillone an Infanterie nur ein Regiment aufgestellt wurde, erhielt Oberstlieutenant v. W. das Commando desselben; als Herzog Wilhelm die Regierung übernommen hatte und am 21. October 1830 sein „Feldcorps“ neu organisirte, ernannte er W. zum Commandeur des letzteren, 1835 beförderte er ihn zum Generalmajor. 1841 pensionirt, starb W. am 16. September des nämlichen Jahres in Braunschweig.

„Aus dem Tagebuche des Generals Fr. L. von Wachholtz“ veröffentlichte C. Fr. v. Vechelde (Braunschweig 1843) Aufzeichnungen, welche interessante Beiträge zur Kenntniß des preußischen Heeres, der Ereignisse vom Jahre 1806 und des Zuges von 1809 bieten. Ein während der Feldzüge in Spanien und Portugal geführtes Tagebuch ist noch ungedruckt; Lieutenant W. Teichmüller hat es bei der Bearbeitung seiner „Geschichte des herzoglich braunschweigischen Leibbataillons und seines Stammes“ (Braunschweig 1858) benutzt. W. selbst veröffentlichte eine „Geschichte des herzoglich braunschweigischen Armeecorps in [416] dem Feldzuge der alliirten Mächte gegen Napoleon Bonaparte im J. 1815 von einem Officier des Generalstabes“ (Braunschweig 1816).