Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Vulpius, Melchior“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 388–389, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Vulpius,_Melchior&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 15:23 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Vulpius, Jakob Anton
Nächster>>>
Vultejus, Hermann
Band 40 (1896), S. 388–389 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Melchior Vulpius in der Wikipedia
Melchior Vulpius in Wikidata
GND-Nummer 123163234
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|40|388|389|Vulpius, Melchior|Robert Eitner|ADB:Vulpius, Melchior}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=123163234}}    

Vulpius: Melchior V., ein Componist aus dem Ende des 16. Jahrhunderts, der noch heute durch seine Compositionen sich der Beachtung erfreut. Er war zu Wasungen im Meiningischen geboren und starb 1616 zu Weimar. Seine erste Stellung muß an der Schule zu Zittau gewesen sein, denn im Mscr. Z 39 Nr. 27 der Bibliothek zu Berlin liest man über einem Tonsatze von ihm „Collegae Scholae Sitavianae“. Von hier kam er 1596 als Cantor nach Weimar, denn in einer Eingabe vom 9. April 1601 sagt er, daß er bereits fünf Jahre in Weimar angestellt sei (Monatsh. f. Musikgesch. 20, 174). Er war ein fleißiger und begabter Componist und gab von 1602 ab zahlreiche Werke für die Kirche heraus, die sich durch Wohlklang und reinen Stil auszeichnen. Ich nenne nur die 2 Theile Cantiones sacreae zu 6 bis 8 Stimmen, Jena 1602 bei Richtzenhan in 8 Stb., dann die Magnificat zu 4, 5, 6 und mehr Stimmen von 1605 in Erfurt bei Birnstiel erschienen, ferner die deutschen sonntäglichen evangelischen Sprüche mit 4 Stimmen 1612 in Jena bei Weidner gedruckt, die 1615 und 1619 in neuer Auflage erschienen. Auch ein theoretisches Handbuch über Musik für die Schuljugend gab er 1610 heraus, von dem Auflagen bis zum Jahre 1665 bekannt sind. Er legte diesem das Faber’sche Compendium zu Grunde. Ebenso ist er der Herausgeber eines Kirchengesangbuches „Ein schön geistlich Gesangbuch darinnen Kirchen Gesänge und geistliche Lieder D. Mart. Lutheri und anderer frommen Christen, so in der gemeine zu Weymar … zu singen gebreuchlich. Mit vier und fünff stimmen … contrapunctsweise gesetzt“ (Erfurt 1604, Birnstiel, 12 Bll. und 278 Bll. mit Chorälen [kgl. Bibl. Königsberg], andere Ausgabe: Jehna 1609 bei Weidner. 93 Bog. [Bibl. Berlin, Leipzig, Hamburg, Gotha, Hannover]). Winterfeld 1, 378 urtheilt über die Choräle sehr absprechend und bezeichnet die harmonische Behandlung als hart und oft fehlerhaft. Zahn 6, 116 betrachtet das Urtheil Winterfeld’s als nicht gerechtfertigt, denn manche Bearbeitung ist sogar vorzüglich zu nennen. Derselbe führt auch 36 Melodien an, die hier zum ersten Male auftreten. Obige Druckwerke sind auf öffentlichen Bibliotheken reichlich vertreten; ich nenne nur die Bibliotheken zu Berlin, Breslau, Elbing, Danzig, Brandenburg, München, Zwickau, Musikfreunde in Wien und Proskesche in Regensburg. Handschriftlich besitzt die kgl. Bibl. zu Berlin in alten Copien sehr zahlreiche Compositionen und zwar in Mscr. Z 39, 27, 65, 97, 75, 60 und in Peltsch’s [389] Partiturband ohne Signatur. In neuen Partitur-Ausgaben sind besonders seine Choräle zahlreich vertreten. Siehe mein Verzeichniß.