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Artikel „Vogt, Kaspar“ von Bruno Klaus in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 54 (1908), S. 751–752, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Vogt,_Kaspar&oldid=- (Version vom 11. Oktober 2024, 08:56 Uhr UTC)
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Vogt: Kaspar V., der bedeutendste Baumeister und Bildhauer der Stadt Schwäb.-Gmünd im 17. Jahrhundert, starb nach Ausweis der Kirchenbücher am 23. März 1644 im Alter von 60 Jahren, und ist somit 1584 geboren. Das Steinmetzhandwerk erbt sich in seiner Familie vom Vater auf den Sohn fort. Der Vater unseres Kaspar, der den gleichen Vornamen hatte, betrieb es, wie der Sohn desselben, Friedrich, und beide haben Spuren ihrer Thätigkeit in Gmünd hinterlassen, aber weit über beiden steht unser Kaspar. Im J. 1608 wurde er zum Kirchenmeister seiner Vaterstadt ernannt. Aus der Anfangszeit seines Wirkens stammen mehrere Reliefarbeiten und Grabsteine, unter denen besonders das im Chor der Stadtpfarrkirche befindliche, reich mit Wappen gezierte Grabdenkmal des Hans v. Haussen zu Wagenhofen und seiner Gattin geb. Vöhlin von Frickenhausen hervorzuheben ist. 1617 erhielt er von der Stadt den Auftrag, den Wallfahrtsort St. Salvator in besseren Stand zu bringen, was seine Thätigkeit drei Jahre in Anspruch nahm. Er erweiterte die ursprüngliche Felsencapelle und arbeitete über derselben eine zweite Capelle aus dem Felsen heraus, in welcher er eine figurenreiche Gruppe, die Gefangennehmung Christi darstellend, anbrachte. Das Ganze überdeckte er mit einem Dach und baute einen oben achteckigen, dreistöckigen Glockenthurm mit welscher Haube nebenan. Ueber dem Eingang ist eine mit schönen Skulpturen versehene steinerne Tafel, auf welcher folgende Inschrift steht: „Als Anno 1617 diser stain oder capel Renoviertt worten. sein heren stattmaister in der Regierung gewesen. Jacob spindler Balthas pfiningman und marttini grieb“. Auf der Tafel ist der Gekreuzigte dargestellt, vor welchem die drei genannten Stettmeister knieen; im Hintergrund sieht man drei Berge. Das Steinmetzzeichen Vogt’s befindet sich in der oberen Capelle innerhalb eines Kreises eingehauen, ferner auf einem Relief, das die Kreuzerhöhung Christi darstellt und jetzt in den Felsen unter den drei Kreuzen eingemauert ist. Am Wege auf den Salvator brachte er eine Reihe von Bildstöcken an, die damals als Stationen dienten und heute noch stehen. Im Anfang des 18. Jahrhunderts wurden dieselben durch kleine Capellen ersetzt. Sie sind unter sich ziemlich gleich gestaltet, von beachtenswerth gefälliger Renaissanceform; der oberste, der mit der Jahreszahl 1621 bezeichnet ist, ist der zierlichste. Diese Form von Bildstöcken scheint zu jener Zeit Gefallen gefunden zu haben, und wir treffen auch anderwärts solche von Kaspar V., z. B. einen aus dem Jahre 1625 bei der Josefscapelle, der mit einem Relief des Gekreuzigten sammt Johannes und Maria geschmückt ist.

Im J. 1618 erweiterte V. das Langhaus der Kirche in Mögglingen, OA. Gmünd, laut einer an der Westseite angebrachten Tafel.

Nach Vollendung des Salvators erhielt er 1622 den Auftrag, die Capelle zu Herrgottsruhe beim Gottesacker in Gmünd zu erbauen. Dieselbe, obgleich in gothischem und Renaissance-Stil gemischt, ist doch als ein originelles und gefälliges Bauwerk zu bezeichnen. Der Chor ist achteckig mit einem Unterbau, an dem gothische Strebepfeiler angebracht sind. Der Oberbau ist an den Ecken von zarten jonischen Pilastern gefaßt, deren Spitzen hübsche Engelsköpfchen krönen. Die Fenster sind gothisch mit Theilungspfosten und Maßwerk. Das Dach ist glockenförmig, sog. welsche Haube. Das Innere des Chors zeigt ein Rippenkreuzgewölbe, der jüngere ein Kreuznahtgewölbe. Die Herrgottsruhcapelle hat dadurch eine gewisse Berühmtheit erlangt, daß mit ihr die Sage vom Geiger von Gmünd in Verbindung gebracht wird, welche Gegenstand des bekannten Gedichts von Justinus Kerner ist, aber ganz ohne Grund. [752] Es ist nämlich nachgewiesen, daß Kerner, der zu der Zeit, als er dieses Gedicht machte, Oberamtsarzt in Welzheim war, einmal in dem benachbarten Lorch ein sog. Kümmernusbild sah, welches ihm die Idee des Gedichts eingab, nur setzte er an die Stelle der Kümmernus die hl. Cäcilia. Da dies aber nur wenige Freunde von ihm wußten, und die Kunde hiervon mit der Zeit verloren ging, so war es ganz natürlich, daß man nach der Oertlichkeit suchte, wo das sich abgespielt haben sollte, was das Gedicht erzählt. Anfangs vermuthete man, daß es in Gmünd einmal eine der hl. Cäcilia geweihte Capelle gegeben habe. Da aber diese Vermuthung sich bald als völlig unbegründet herausstellte, so verfiel man auf die Herrgottsruhcapelle, weil in dieser sich einmal ein Bild der hl. Cäcilia befunden haben soll.