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Artikel „Unwan, Erzbischof von Hamburg-Bremen“ von Wilhelm von Bippen in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 323–324, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Unwan&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 06:13 Uhr UTC)
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Unwan, Erzbischof von Hamburg-Bremen, 1013–1030. Er entstammte dem reich begüterten Hause der Immedinger, hatte in der kgl. Capelle seine Ausbildung erhalten und wurde nach des Erzbischofs Liawizo Tode von Heinrich II. zum Erzbischof ernannt gegen Abtretung wie es heißt, eines Drittels seiner Eigengüter an den Kaiser. In der Geschichte der hamburg-bremischen Kirche nimmt er eine hervorragende Stellung ein. Ihm zuerst gelang die Ausdehnung der Metropolitangewalt über die drei nordischen Reiche, wobei ebenso, wie bei seiner Erhebung zum Erzbischof, die großen materiellen Mittel, über die er verfügte, eine bedeutende Rolle gespielt haben. Die Lust der wilden Könige des Nordens an seinen Geschenken nennt Meister Adam ausdrücklich als das Mittel, durch das er sie sich zu Willen machte. So vermochte er Knut den Großen von Dänemark und den heiligen Olaf von Norwegen, unter [324] Verdrängung des in den beiden Reichen vorwaltenden Einflusses der englischen Mission, zur Anerkennung der der hamburgischen Kirche durch päpstliche Verleihung zustehenden Rechte zu bewegen, und in Schweden unter dem Schutze Olaf Schoßkönigs wieder eine regelmäßige Kirchengewalt einzusetzen. Mit König Knut hatte er besonders nahe Beziehungen, die seitens des Königs einen eigenthümlichen Ausdruck dadurch fanden, daß er sich selbst nebst seiner Gemahlin und seinem Sohne in die Bruderschaft der bremischen Kirche aufnehmen ließ. Auch persönlich hat U. mit Knut in Hamburg verkehrt und hier wahrscheinlich im J. 1024 den für die nordische Politik des deutschen Reichs und für die Stellung des hamburgischen Erzstifts wichtigen Vertrag eingeleitet, der, gegen die Abtretung der Mark zwischen Eider und Schlei an Dänemark, an die Stelle hundertjähriger Fehden ein Freundschaftsbündniß der beiden Reiche setzte.

Bei der Sicherheit des Nordens konnte U. das seit dem Ende der Regierung Adeldag’s, das heißt seit etwa dreißig Jahren, in Trümmern liegende Hamburg wieder aufrichten. Er hat dort oft Residenz gehalten, bisweilen gemeinsam mit Herzog Bernhard II. Mit diesem verstand der Erzbischof im ganzen ein freundschaftliches Verhältniß aufrechtzuerhalten, trotz der zwischen dem Hause der Billunger und dem der Immedinger herrschenden Eifersucht und trotz des politischen Gegensatzes, der zwischen dem Sachsenherzog und der nach Erweiterung ihrer weltlichen Macht strebenden Kirche im Entstehen begriffen war. Nur einmal, im J. 1019, ist es, so viel wir wissen, zu einem ernsten Zwiespalt zwischen beiden gekommen, als Bernhard die Waffen gegen den Kaiser erhob und auch Bremen bedrohte. U. hatte indeß die Befestigung Bremens so verstärkt, daß ein Angriff auf die Stadt unterblieb. Und ehe es dann zur Waffenentscheidung zwischen Kaiser und Herzog kam, gelang es dem Erzbischof einen Ausgleich zu treffen. Freilich mußte er die Ruhe durch die Abtretung einiger Lehngüter an den Herzog erkaufen.

Der veränderten Stellung, die U. seinem Erzstifte durch die Ausbreitung der kirchlichen Gewalt über den Norden gab, entsprach die Neuordnung des bremischen Domcapitels. Er schied das mönchische Element aus, das von den Zeiten des vorherrschenden Einflusses von Corvey auf das Erzbisthum bisher im Capitel eine namhafte Rolle gespielt hatte. So legte U. den Grund zur Ausgestaltung des Capitels zu einer bischöflichen Regierungsbehörde. Von ähnlicher Bedeutung war es, daß U. den Bremer Dom zur wahren Kathedrale des Stifts erhob, indem er neben ihm eine Pfarrkirche für die Stadt Bremen erbaute. Auch durch andere Kirchenbauten hat U. sich hervorgethan. In Bremen ließ er die eingeäscherte Willehadicapelle wieder herstellen, in Hamburg einen neuen Dom aufführen, und noch an anderen Orten seiner Diöcese, wo er noch Reste heidnischen Cultus fand, Kirchen errichten. Die einzigen Ueberreste von all diesen Bauten finden sich in der heutigen Liebfrauenkirche in Bremen, die diesen Namen erst nach einem Umbau am Ende des 12. Jahrhunderts erhalten hat an Stelle des Namens des Corveyer Schutzpatrons, St. Veit, dem U. sie in Erinnerung an die Verdienste des Klosters um sein Stift gewidmet hatte. Gestorben ist U. am 27. Januar 1030 und neben seinen Vorgängern im Dom zu Bremen bestattet.

Adam II c. 45–60. – Dehio, Gesch. des Erzbisth. Hamburg-Bremen I, 149 ff. – von Bippen, Gesch. der Stadt Bremen I, 30 ff.