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Artikel „Unger, Eduard“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 285–286, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Unger,_Eduard&oldid=- (Version vom 3. Dezember 2024, 18:03 Uhr UTC)
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Unger: Eduard U., Genremaler und Zeichner, geboren am 4. Februar 1853 zu Hofheim in Baiern, kam um 1872 nach München an die Akademie zu Alexander Strähuber und Otto Seitz; hier machte er sich bald durch mehrere Zeichnungen und Aquarelle einen wohlverdienten Namen; dazu gehörten ein „Christbaum“, der „Antike Briefkasten“ und der „Recommandirte Brief“, insbesondere die reizvolle „Musik“ betitelte Composition, welche 1883 im Kunstverein für 3000 Mark angekauft wurde. In die weitesten Kreise drang sein Name durch den sinnigen Bildercyklus „Aus den vier Jahreszeiten“ (München 1880, bei Bruckmann), wozu Max Nonnenbruch den Text dichtete. Damit betrat der Künstler seine eigentliche Domäne, auf welcher er die größten Erfolge feierte: das Gebiet der Märchenwelt; was Kopisch als Dichter, leistete U. als Maler: Seine sprudelnde Phantasie spielte, wetteifernd und doch unabhängig von Fritz Reiß, Karl Gehrts und H. Vogel von Plauen, mit Gnomen, Zwergen und Elfen, welche die putzigsten Dinge treiben: Hier trabt so ein knuffiges, langgesporntes Männlein auf einer gezäumten Schnecke, da halten zwei auf Grillen reitende Kobolde ein hitziges Turney; da leiten lärmend und schreiend die Wichtelmännlein mit Schneckengespann auf einem sinnreich construirten Wägelein den Transport eines köstlichen Schwammerling – eine Scene, welche U. auch als Oelbild ausführte (eine Reproduction befindet sich im 4. Heft von Hanfstängl’s „Kunst unserer Zeit“, 1890). Ebenso ergötzlich ist die schwere Mühewaltung der Osterhasen, welche ihre bunten Eier noch rechtzeitig auf den Markt zu liefern hasten. Dann die „Neujahrs-Uhr“, der „Herzens-Photograph“, [286] der „Gnom als Briefschreiber“, die „Ritter vom Eichelnapf und Pilz“, der Eisenbahnzug der Erdgeister, ihre Omnibusfahrt mit Heupferden, dann „Jahrmarktspiel“ der leichtbeschwingten, anmuthigen Amoretten, die ebenso lustig und emsig den Preßbengel schwingen und am Setzerkasten hantiren, wie auf der Radirplatte mit Aetzen ihre universelle Kunst bewähren. Es sind kleine, oft nur wenige Centimeter umspannende Vignetten, aber deliciöse Leistungen der fröhlichsten, immer höchst elegant und graziös scherzenden Laune. So schuf U. unermüdet und immer neu eine Unzahl von Illustrationen, Vignetten und Croquis, viele Kopfbogen und Zierleisten für illustrirte Zeitschriften, darunter die „Zwölf Monate“ (in doppelter Bearbeitung) u. s. w. Auch größere Wandmalereien hat U. ausgeführt, so im Café Gaßner zu München und im Café Bauer zu Halle an der Saale. Die Ansicht seines trauten Ateliers ist in „Vom Fels zum Meer“ (2. Heft, 1889/90) gegeben. U. starb infolge eines Herzleidens am 4. August 1894 während eines Sommeraufenthaltes zu Brannenburg. Eine Auswahl seiner originellen Entwürfe und Skizzen erschien auf der Münchener Februar-Ausstellung im Glaspalast 1894. Eine Reproduction in Albumform wäre das schönste und gewiß wohlverdiente Denkmal für diesen in seiner Art unvergleichlichen Meister.

Vgl. Kunst f. Alle. 1894. 23. Heft Nr. 237. Allgem. Ztg. vom 28. August 1894. – Bericht des Münchner Kunstvereins für 1894.