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Artikel „Ulrich (Militär)“ von Eugen Schneider in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 243–244, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ulrich_(Milit%C3%A4r)&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 14:33 Uhr UTC)
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Ulrich, Prinz von Württemberg, vierter Sohn des Herzogs Johann Friedrich, ist ein hervorragendes Beispiel der fürstlichen Haudegen des 17. Jahrhunderts, die aus Ehrgeiz und Lust am Handwerk von Kriegsschauplatz zu Kriegsschauplatz eilten, um ihre Dienste anzubieten. Er ist geboren zu Stuttgart am 15. Mai 1617. Schon als Knabe träumte er von außerordentlichen Thaten und wähnte im Verkehre mit der Geisterwelt zu stehen. Nach längerem Aufenthalte in Frankreich und Genf sollte er sich vollends zu Hause ausbilden; die Schlacht bei Nördlingen (1634) vertrieb ihn mit den Seinigen. Nach der Rückkehr des Bruders, des regierenden Herzogs Eberhard III., suchte er in der Heimath Verwendung. Da es keine für ihn gab, ging er 1639 nach Italien und trat als Hauptmann in das venetianische Heer. Der dortige Friedensdienst war ihm zu langweilig; er kehrte daher bald wieder nach Stuttgart zurück. [244] Erst 1644 fand er als Rittmeister in kurbairischen Diensten den ihm zusagenden Wirkungskreis. Er machte sich bald durch Kühnheit bemerklich und hieb im Treffen bei Jankowiz (14. Februar 1645) den schon von den Schweden umringten Johann v. Werth wieder heraus. Zum Dank wollte ihm dieser sein eigenes Regiment abtreten und setzte es durch, daß der Prinz gleich zum Obersten ernannt wurde. 1647 stieg U. zum Generalwachtmeister empor, nachdem er mit Johann v. Werth gebrochen, als dieser aus Aerger über den Friedensschluß des Kurfürsten sein Heer dem Kaiser zuführen wollte. Im folgenden Jahre hatte er das Unglück, im Walde bei Straubing von Schweden gefangen zu werden, wurde aber bald ausgelöst. Der westfälische Frieden machte seinen bairischen Diensten ein Ende; er begibt sich nach den Niederlanden, wo der Krieg weitergeht. Hier kämpfte er acht Jahre als General der deutschen Reiterei und spanischer Oberst. 1656 stellte er sich wieder dem Kaiser zur Verfügung, lehnte aber die Stelle eines Statthalters im Breisgau, um die er sich zuerst beworben, ab. Vielleicht deshalb nahm ihn nach seinem Austritt aus dem spanischen Dienste (1657) der Kaiser nicht an. So versuchte er es denn mit Frankreich. 1658 finden wir ihn hier als Generallieutenant, er stellte für dasselbe große Werbungen an, namentlich auch in Württemberg. Der pyrenäische Friede brachte ihm die Entlassung, wenn auch mit ansehnlichem Wartegehalte. Er wandte sich vergeblich an Venedig; erst 1664 erhielt er einen Oberbefehl, dies Mal im Reichsheer, das in Ungarn gegen die Türken aufgestellt wurde. Da nach kurzer Zeit ein langer Waffenstillstand vereinbart wurde, hörte Ulrich’s Thätigkeit frühe auf. Dänemark und Schweden, welche er um Anstellung anging, bedurften seiner so wenig wie der Kaiser, bis sich für ihn 1671 die Aussicht eröffnete zum General des Reichsheeres ernannt zu werden. Ehe es so weit kam, starb Prinz U. am 4. December 1671 in seiner Vaterstadt. Vermählt hatte er sich am 10. October 1647 mit Gräfin Sophie Dorothea v. Solms, die am 12. September 1648 starb, in zweiter Ehe am 4. Mai 1651 mit Isabell von Arenberg. Durch diese Ehe wurde er zum Uebertritt zum katholischen Glauben bewogen (1653); Streitigkeiten mit der Gemahlin waren wol der Hauptgrund seiner Rückkehr zum Protestantismus (1657). In Württemberg hatte ihn sein Bruder mit einem größeren Jahreseinkommen und dem Sitz auf Schloß Neuenbürg abgefunden; er ist daher unter dem Namen eines Herzogs von Württemberg-Neuenbürg bekannt geworden.

Leichenpredigt u. Personalien (1672). – Sattler, Gesch. Würtembergs unt. den Herzogen X, 243 ff. (1779). – Pfaff, Württ. Heldenbuch, S. 55 ff. (1840).