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Artikel „Tschudi, Johann Jakob“ von Gottfried Heer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 748–749, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Tschudi,_Johann_Jakob&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 20:11 Uhr UTC)
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Tschudi: Joh. Jakob T., evangelischer Geistlicher und Historiker. Geboren am 8. April 1722 als Sohn des Rathsherrn Johannes T., kann er schon mit 17 Jahren die Universität Basel besuchen. 1743 ebendort examinirt und ordinirt, wird er zunächst Vicar in seiner Heimathgemeinde Glarus, dann 1745 Pfarrer von Lintthal und 1751–57 Pfarrer von Schwanden; 1757 beruft ihn Glarus zum Diacon, und 1766 bis zu seinem Tode (4. August 1784) bekleidet er das Pfarramt dieser Gemeinde. Als Geistlicher widmet er sich mit Hingebung der Erfüllung seiner Berufspflichten, als Prediger wie Katechet gerühmt, ebenso für Förderung des Schulwesens eifrigst thätig (gemeinsam mit Landammann Kosm. Heer ein Hauptgründer der 1783 gegründeten „Realschule“); auch die Landesbibliothek soll ihre Entstehung z. Th. seiner Initiative verdanken. Seine Mußestunden widmete er mit staunenswerthem Fleiße der vaterländischen Geschichte. Er hat zwar wenig Gedrucktes hinterlassen (außer den seinen Heimathskanton betreffenden „Zusätzen und Verbesserungen“ in Füßli’s „Staats- und Erdschreibung“ – Bd. IV, S. 274 ff. – vor allem Beiträge zu Haller’s „Bibliothek der Schweizergeschichte“); um so zahlreicher sind die Manuscriptbände von seiner Hand (mehr als ein Dutzend solcher eng geschriebener, dicker Bände besitzt [749] die Glarner Landesbibliothek, und auch auswärtige Bibliotheken, z. B. Bern, besitzen noch einiges Weitere von T.). Dem dadurch bekundeten Sammlerfleiße Tschudi’s verdanken wir viele für die Landesgeschichte werthvolle Abschriften von Urkunden, deren Originale durch den Brand von Glarus (1861) u. a. uns verloren gegangen. Für die Localgeschichte von Glarus und Ennenda (in Rücksicht auf die Tagwensverwaltung, das Kirchen- und Schulwesen, sowie den 1558 gegründeten „Spital“) findet sich eine ganz besonders reiche Fülle von interessanten Notizen und Urkunden in seinen Manuscriptenbänden aufgespeichert. In seiner, drei Bände füllenden „Geschichte von Glarus oder Stammtafel der uralt adeligen Familie Tschudi von Glarus“ behandelt er die ältere Geschichte des Landes Glarus im Rahmen einer Familiengeschichte der T., d. h. in Vorführung einer Reihe von Biographien aus dem Geschlechte der T.; dabei kommt allerdings die Vorliebe für sein Geschlecht, für welches Aegid. T. sich 1559 bei Kaiser Ferdinand I. den Adelstitel geholt, in hohem Maaße zum Ausdruck; nicht bloß hat er Alles, was Aegidius T. zu Ehren der Tschudi zusammengetragen und auch erdichtet, getreulich, ohne die mindesten Zweifel wieder erzählt; bei Wiedergabe des ihm überlieferten Stoffes spinnt er auch das, was ihm zu Ehren der Tschudi erzählt wurde, noch weiter aus, indem er für seine Helden aus dem Geschlecht der Tschudi Verdienste in Anspruch nimmt, die kaum so ausschließlich ihnen zukommen dürften. Gemeinsam mit seinem Sohne Johannes hat er auch ein „Wapenbuch der altadeligen Geschlechter, mit vielen bürgerlichen Wapen im Lande Glarus vermehrt“, angelegt.

Vgl. Dr. J. Wichser, „Camerarius J. Jakob Tschudi, vornehmlich als Geschichtsforscher“, Histor. Jahrbuch des Kt. Glarus, XVIII, S. 14–72.