Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Trismosin, Salomon“ von Bernhard Lepsius in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 625–626, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Trismosin,_Salomon&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 23:18 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Trippel, Alexander
Band 38 (1894), S. 625–626 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Salomon Trismosin in der Wikipedia
Salomon Trismosin in Wikidata
GND-Nummer 128850744
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|38|625|626|Trismosin, Salomon|Bernhard Lepsius|ADB:Trismosin, Salomon}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=128850744}}    

Trismorin:[1][2] Salomon T. soll ein aus Deutschland gebürtiger fahrender Alchemist und einer der Verfasser des berühmten und für alle späteren Alchemisten werthvollen Werkes: „Aureum Vellus“ oder „Goldenes Vließ“ gewesen sein, einer um das Jahr 1490 entstandenen Sammlung alchemistischer Schriften, welche 1598 zu Rorschach zuerst im Druck erschien. T. wird als einer der glücklichen Adepten genannt, die im Besitze des Steins der Weisen gewesen sind. Paracelsus berichtet, ihn im J. 1520 in Constantinopel getroffen und seinen Unterricht dort genossen zu haben. Der Titel jener Sammlung, von der 1604 zu Basel ein zweiter Theil und 1708 u. 1718 zu Hamburg neue Auflagen erschienen, ist auf die aus dem 7. oder 8. Jahrhundert stammende Sage zurückzuführen, das Goldene Vließ der Argonauten sei eine auf Thierhaut geschriebene Anweisung gewesen, Gold zu machen. Der erste Theil enthält „die gar alten Bücher“ in neunzehn Tractaten, wovon fünfzehn dem T. zugeschrieben werden; die andern dem Hieronymus Crinot, der um die Mitte des 16. Jahrhunderts von den Erträgnissen seiner Kunst 1300 Kirchen erbaut haben soll und dem Georg Biltdorff, Abten zu St. Morin, der nach Paracelsus in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts gelebt hat. Die Ueberschriften der einzelnen Tractate enthalten z. Th. wunderbare Worte, wie liber Suforethan, liber Cangeniuson, Maoathosan etc., die keiner bekannten Sprache angehören, sondern willkürlich erfunden sind; aus diesem Grunde wird auch die Existenz des T. selbst in Zweifel gezogen.

Immerhin haben aber die dem T. zugeschriebenen Werke – unter seinem [626] Namen soll auch 1677 eine Schrift „Von Tinturen, Stein der Weisen“ u. s. w. erschienen sein – für die Alchemisten jener Zeit keine geringere Bedeutung, als die Gedichte des Homer für die griechischen Sänger; es mögen daher hier noch einige wichtige Stellen daraus mitgetheilt werden. Im ersten Tractat erzählt T. seine Wanderschaft: „Also kam ich von Venedig noch an ein besser Orth, da wurden mir Cabalische und Magische Bücher in Egyptischer Sprach vertraut, die ließ ich in Griechische Spraach vertieren und von derselben in Lateinische, da fande und erschuaffet ich den gantzen Schatz der Egyptern“.

Durch diese arabischen Schriften erfuhr T. die Bereitung des Steins der Weisen, von der er folgende Beschreibung macht: Man sublimirt Quecksilber mit Alaun, Salpeter und Kochsalz und ißt dabei dickgeschmiertes Butterbrot, damit die Dämpfe nicht schaden. Das Sublimat wird mit Spiritus oft destillirt und das Destillat immer zurückgegossen, bis der Sublimat mit überdestillirt. Dies Destillat ist nun der Merkurius der Weisen. Zu ihm wird dünngeschlagenes Gold gesetzt, was darin wie Schmalz zergeht. Die Hälfte von dem zergangenen Golde läßt man mit Alkohol 15 Tage lang putrificiren, so wird es roth und zu Löwenblut. Dieses versetzt man mit der andern Hälfte zergangenes Gold, und digerirt in gut verschlossenen Kolben, so wird das Gemisch nach einander schwarz, grau, weiß, gelb, roth. Die Substanz, welche man so erhält, auf tausendmal so viel geschmolzenes Gold oder erhitztes Quecksilber gethan, verwandelt diese in den wahren Stein der Weisen, womit man dann Zinn, Blei, Kupfer, Eisen in gutes Gold veredeln kann.

Die späteren Alchemisten warfen T. allerdings oft vor, daß sich diese Vorschrift gar nicht so ausführen lasse, weshalb T. wol eine bei dieser Procedur wichtige Substanz zu erwähnen unterlassen habe; umsomehr aber beneideten sie den Glücklichen um den kostbaren Besitz, von dessen unvergleichlichen Wohlthaten T. im liber Suforethan u. A. folgendes berichtet: „Ich, Trismorin, hab michselbst und andere dapffere Leut mit diesem Geheimniß schon new gemacht, und da einer wollte (wenn es nicht wider die ewige Weisheit Gottes were), könndt er sich mit diesem Arcano aufhalten biß am jüngsten Tag.“ Er erzählt, wie er sich im hohen Alter und sehr abgelebt mit ½ Gran vom Stein der Weisen verjüngt habe: seine runzelige, gelbe Haut sei wieder glatt und weiß, die Wange roth, das ergraute Haar schwarz, der gekrümmte Rücken grade geworden und jugendliche Regungen seien in ihm wieder erwacht. Frauen von 70–90 Jahren habe er wieder so jung und rüstig gemacht, daß sie noch mehrere Kinder geboren und in seiner Macht stehe es beliebig lange zu leben.

Kopp, Gesch. d. Chemie II, 179, 228. – Ders., Alchemie I, 98, 242; II, 229. – Ders., Beitr. z. Gesch. d. Chemie I, 12.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. Band 38 S. 625 Zeile 22 von unten lies: Trismosin (st. Trismorin). [Bd. 38, S. 793]
  2. S. 625. Z. 22 v. u. l.: Trismosin statt Trismorin. [Bd. 45, S. 674]