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Artikel „Tietz, Friedrich“ von Franz Brümmer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 292–293, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Tietz,_Friedrich&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 03:32 Uhr UTC)
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Tietz: Friedrich T., Theaterdirector und Schriftsteller, wurde am 24. Sept. 1803 zu Königsberg i. Pr. geboren, besuchte das dortige Gymnasium und studirte an der Universität daselbst die Rechte. Als Referendar kam er nach Berlin, und angeregt durch die Leistungen auf den Theatern der preußischen Hauptstadt, beschloß er, seine Laufbahn aufzugeben und sich der dramatischen Kunst zu widmen. Seine ersten Dichtungen „Englischer Spleen oder der Geliebte in der Einbildung“ (1827), „Die theatralische Landpartie oder Kabale und Liebe“ (1828) und „Die Comödie in Zehlendorf“, Lokalposse (1829) hatten auch das Glück, in Berlin zur Aufführung gebracht zu werden. Im J. 1829 begab er sich nach Dresden und im folgenden wurde er vom Herzog von Coburg zum Legationsrath ernannt. Als solcher lebte er auch eine Zeitlang in Rostock, wo er seine „Erzählungen und Phantasiestücke“ schrieb (1834), welche Fr. Baron de la Motte Fouqué mit einem Vorwort versah. Er blieb indessen nicht lange im Staatsdienst, da ihn die Kunst mehr interessirte. Im J. 1842 kehrte er nach seiner Vaterstadt Königsberg zurück, um die Direction des dortigen Stadttheaters zu übernehmen. Der bekannte Woltersdorff schreibt ihm „Einsicht zu und Sachkenntniß, seltene litterarische Kenntnisse, ein praktisches Regietalent und das Verdienst, ein gutes Ensemble zusammengebracht zu haben“. Im J. 1844 folgte T. einem Rufe des Theater-Comitee zu Reval als Director der dortigen Bühne; auch leitete er von hier aus das Theater in Helsingfors und unternahm längere Reisen durch Rußland, Griechenland und die Türkei. Nachdem er seine Laufbahn als Theaterdirector in Altona beendet, ließ er sich 1853 dauernd in Berlin nieder, wo er mit dem Titel eines coburgischen Hofcommissionsraths bis zu seinem Tode schriftstellerisch thätig war. „Eine große Zahl von Feuilletons verdanken seiner fleißigen Feder ihr Entstehen und gewinnen dadurch ein besonderes Interesse, daß in die meisten Reminiscenzen von Selbsterlebtem verflochten sind. Mehrere dieser feuilletonistischen Skizzen sind in den „Bunten Erinnerungen“ (1854) gesammelt worden. Mit unermüdlicher Emsigkeit trat er als letzter Paladin für das Ballet und dessen Angehörige ein, und die Kritik über Choreographie hatte in ihm entschieden den besten Vertreter.“ Daneben schrieb er zahlreiche Lustspiele und Schwänke, viele nach französischen Vorlagen, und haben dieselben manchen Beifall gefunden. Wir erwähnen „Ein Stündchen aus dem Leben Peters des Großen“ (1841); „Närrische Leute“ (1859); „Hochzeitsfreuden“ (1860); „Nur Feinde!“ (1861); „Im Asyl“ (1862); „Dunkle Wolken“ (1862); „Zwischen zwei Liedern“ (1864); „Großmütterchen und Enkel“ (1867); „Er ist curirt“ (1867); „Ein Verschwörer“ (1868); „Drei Arrestanten“ (1869); „Tolpatsch“ (1876 ); viele andere sind nur als Manuscript gedruckt und im Buchhandel nicht erschienen. T. starb in Berlin am 6. Juli 1879.

[293] J. Kürschner, Jahrbuch für das deutsche Theater, 2. Jahrg. 1880, S. 32. – Goedeke’s Grundriß III, 957.