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Artikel „Thon, Theodor“ von Paul Mitzschke in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 54 (1908), S. 700–702, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Thon,_Theodor&oldid=- (Version vom 6. November 2024, 01:17 Uhr UTC)
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Thon: Theodor Th., Naturforscher, geboren am 14. Mai 1792 in Eisenach, † am 17. November 1838 in Jena.

Nach Absolvirung des Eisenacher Gymnasiums widmete sich Th. von 1808 an in Jena, vielleicht auch in Leipzig, dem Studium der Naturwissenschaft, besonders der Mineralogie. Eine praktische Stellung als Gutsverwalter, die er nach Abschluß des akademischen Trienniums angenommen hatte, gab er bald wieder auf und erwarb am 10. October 1811 bei der philosophischen Facultät in Jena die Doctorwürde mit einer handschriftlich gebliebenen Abhandlung „Entwurf eines neuen Systemes der Mineralien usw.“. Kurz darauf erhielt er auch die Erlaubniß, ohne besondere Habilitation als Privatdocent der Naturgeschichte in Jena zu wirken. Etwas unbedacht ließ er sich im Herbst 1813 bewegen, seinen Docentenstuhl zu verlassen und nach Eisenach zurückzukehren, wo er verschiedene private Verwaltungsämter übernahm und 1816 als Registrator bei der Großherzoglichen Landesdirection angestellt wurde. Auf die Dauer befriedigte ihn diese Thätigkeit jedoch nicht, er bat daher Anfang 1821 um seine Entlassung und siedelte zunächst nach Weimar über, um im Landesindustriecontor die Bearbeitung naturwissenschaftlicher Werke zu besorgen. Dort vervollkommnete er sich nebenbei im Zeichnen und erlernte auch die Kupferstechkunst, in der er später Tüchtiges leistete. Die alte Sehnsucht nach einem Lehrstuhl an der Landesuniversität trieb ihn 1824 wieder nach Jena zur Ausbildung für erneute akademische Lehrthätigkeit. Da er durch die Veröffentlichung naturwissenschaftlicher und technischer Bücher sich inzwischen schon einen Namen gemacht hatte, erneuerten ihm die fürstlichen Erhalter der Universität Jena im Juni 1827 die Erlaubniß, ohne weitere Förmlichkeiten wiederum naturwissenschaftliche Privatvorlesungen an der Universität zu halten.

An der bloßen Theorie hatte Th. kein volles Genügen; er las nicht bloß über Naturgeschichte, Sammlung naturwissenschaftlicher Körper, Mineralogie, Zoologie, Entomologie, sondern auch über Architektur, Technologie, Kupferstechkunst und Stenographie: der erste akademische Lehrer, der an einer deutschen Universität Vorträge über Stenographie veranstaltete. Gleich die Einladungsschrift zu seinen Vorlesungen handelt „Ueber den Nutzen der Stenographie, besonders über die Vortheile, welche sie Studirenden gewährt“ (Jena 1827); sie verdient noch heute volle Beachtung. Als Student hatte sich Th. das geometrische Stenographiesystem von Horstig angeeignet und dasselbe im Laufe der Jahre durch eigene Umarbeitung bessernd abgeändert. Eine Skizze des Systems in dieser Fassung veröffentlichte er in seiner „Lebensmeß- und Rechnungskunst“ (Ilmenau 1825). Sein Bekanntwerden mit Gabelsberger’s Anleitung zur deutschen Redezeichenkunst (1834), der er eine ausführliche Besprechung in Gersdorf’s Repertorium der gesammten deutschen Litteratur angedeihen ließ, veranlaßte ihn, eine Vermittelung zwischen der alten geometrischen und der neuen kursiven Richtung der Kurzschrift zu versuchen; das Manuscript dieser Ausarbeitung ist leider verloren gegangen.

Die Beförderung zum außerordentlichen Professor 1834 besserte Thon’s materielle Lage nur wenig. Nach wie vor sah er sich auf schriftstellerische Arbeiten hingewiesen. Von Bedeutung hierbei ward für ihn die etwa 1824 angeknüpfte Verbindung mit der Verlagsbuchhandlung von Bernhard Friedrich Voigt (gegründet in Sondershausen 1812, verlegt nach Ilmenau 1822, nach Weimar 1834, nach Leipzig 1898), die als Hauptzweig den Verlag technischer [701] Werke betrieb und insbesondere eine lange Reihe von Hülfsbüchern für Gewerbetreibende unter dem Titel „Neuer Schauplatz der Künste und Handwerke“ veröffentlichte. Manche von Thon’s Büchern fanden guten Absatz und mußten mehrmals neu aufgelegt werden, zum Theil noch über seinen Tod hinaus; andere glückten weniger und stellten nach einer oder wenigen Lieferungen ihr Erscheinen wieder ein. Die Kupfertafeln zu seinen Büchern hat Th. meist selbst gestochen; ebenso lieferte er häufig Zeichnungen und Kupferstiche zu Werken Anderer, z. B. zu W. Dietrich’s „Deutschlands Giftpflanzen“ (1826). Außer den bereits genannten Schriften kamen folgende Veröffentlichungen von Th. heraus: „Geographisches Handelslexikon“ (2 Bände, Schmalkalden 1823; neue Ausgabe Leipzig 1831); „Historisch-geographische Stammbuchblätter“, 1. Bändchen (Jena 1825); „Die Drehkunst in ihrem ganzen Umfange“ (Ilmenau 1825; 5. Auflage Weimar 1855); „Abbildungen ausländischer Insekten“, I, Heft 1: Käfer (Jena 1826); „Der Gebäudemaler und Decorateur“ (Ilmenau 1826); „Handbuch für Naturaliensammler“ (Ilmenau 1827); „Entomologisches Archiv“, Band I u. II, Heft 1 (Jena 1827 ff.); „Die Botanik in ihrer praktischen Anwendung auf Gewerbekunde für Kaufleute“ u. s. w. (Ilmenau 1828); „Neue Schmetterlingsbelustigungen“, Heft 1 (Jena 1828); „Lehrbuch der Kupferstechkunst, der Kunst in Stahl zu stechen und in Holz zu schneiden“ (Ilmenau 1831); „Lehrbuch der Reißkunst oder Grundsätze der Zeichenwissenschaft“ (Ilmenau 1832; 2. Auflage Weimar 1840); „Taschenbuch für Künstler und Handwerker“, 1. Bändchen (Ilmenau 1832; neue Ausgabe Weimar 1844); „Die Insecten dargestellt in getreuen Abbildungen und mit ausführlicher Beschreibung“ (Leipzig 1835 ff.); „Die Naturgeschichte der in- und ausländischen Schmetterlinge“ (Leipzig 1837); „Die thüringischen Schmetterlinge“, im 4. Theile der „Fauna von Thüringen“ (Jena 1838 f.); „Allgemeines ökonomisch-technologisches Kunst- und Gewerbelexikon“, 2 Theile (Leipzig 1838–1840); „Deutsches Universalkochbuch“, 3 Theile (Leipzig 1840). Auch in der schönen Litteratur hat sich Th. unter dem Decknamen „Guido Romito“ zwei Mal versucht, nämlich mit der Novelle „Berta oder Liebe und die Stimme von Jenseits“ (Eisenberg 1825) und mit den Erzählungen „Der Meisterschlag“ und „’s hat eins geschlagen“ (Leipzig 1836).

Verheirathet war Th. drei Mal; von seinen Kindern überlebten ihn Sixt Armin Th., Zeichenschuldirector in Weimar und Guido, Arzt zu Rockhampton in Queensland († 1891).

Kirchenbuch der Eisenacher Hofgemeinde. – Mittheilungen der Familie. Briefe. – Acten des alten Universitätsarchivs zu Jena (Loc. II. 59, Nr. 678 u. Decanatsacten der philosoph. Facultät von 1811–1812). – Acten des Geheimen Staatsarchivs zu Weimar A. betr. Universität Jena Nr. 395 dd. – Intelligenzblatt der Jenaischen Allgemeinen Litteraturzeitung 1811, Nr. 76, Spalte 603 und 1834, Nr. 92, Spalte 750. – Privilegirte Jenaische Wochenblätter 1838, Nr. 92, S. 373. – Beilage zur Weimarischen Zeitung 1838, Nr. 94 vom 24. November, Inserat 2534. – Neuer Nekrolog der Deutschen XVI (1838), Theil 2, S. 1160, Nr. 1405. – J. Günther, Lebensskizzen der Professoren der Universität Jena (1858), S. 255. – P. Mitzschke, Der Stenograph Professor Thon, im Archiv für Stenographie, Nr. 360 (December 1878), S. 554–556. – Faulmann, Historische Grammatik der Stenographie, S. 194. – Derselbe, Geschichte und Litteratur der Stenographie, S. 70. – W. Kronsbein, Aus den Anfängen der deutschen Kurzschrift, in Chr. Johnen’s „Festbuch zur 100jährigen Jubelfeier der deutschen Kurzschrift“ (1896), S. 52–58 und 199. – P. Mitzschke, Theodor Thon (1792–1838), im „Deutschen Stenographenkalender auf das [702] Jahr 1908“, herausgeg. von J. Hennings, S. 149–156 (mit Porträt) und in der „Thüringer Warte“, V. Stück, Nr. 1, 1. April 1908, S. 27–35.